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KOMMENTAR

Versagen der kroatischen Justiz? Mehrfacher Gewalttäter schlendert frei durch Zadar

Daruvarac
(FOTO: 24sata.hr/zVg.)

Seit Mittwoch sorgt eine Schlägerei, die im Zentrum der Stadt Zadar ausgebrochen ist, für Unruhe in der kroatischen Öffentlichkeit sowie für tausende Schlagzeilen in den Medien. Die kroatische Polizei soll zwei Männer verhaftet haben. Diese Information wäre keine interessante, wenn es bei einem der Verhafteten nicht um Darko Kovačević Daruvarac (32) handeln würde.

Daruvarac wurde am 13. Juni 2018 zum „Medien-Star“, als er die junge Zadranka Lorena Gurlica, die damals erst 18-Jährige, brutal zusammenschlug. (KOSMO berichtete) Darko und Zadranka sollen in einer kurzen Beziehung gewesen sein.

Als sie versuchte, den Kontakt mit Daruvarac zu beenden, begann er sie in einem Kaffeehaus mit Fäusten und Füßen auf brutalste Art und Weise zu schlagen. Der Höhepunkt seines bestialischen Aktes war, als er den Kopf des unglücklichen Mädchens gegen die Spüle in der Toilette stieß, die Aufgrund der großen Krafteinwirkung sogar zerbrach. Es gab auch Zeugen, die diese Bestialität schweigend beobachteten. Die Lokalbesitzerin machte die Tür von der Toilette zu und drehte die Musik auf. Der Pate des Gewalttäters forderte ihn auf, mit den Schlägen aufzuhören, weil er Lorena töten könnte, aber er wollte auf ihn nicht hören.

Daruvarac erlitt laut Medienberichten im aktuellen Fall Verletzungen an seinen Armen und wurde von der Polizei in das Krankenhaus von Zadar gebracht. Ohne Darko Kovačević Daruvarac‘ Beteiligung hätte diese Schlägerei sicherlich nicht so viel Aufmerksamkeit in den Medien erregt und eine öffentliche Revolte hervorgerufen.

Polizei und Justiz versagte
Das verprügelte Mädchen landete mit mehrfachen Zahnbrüchen, schweren Kopfverletzungen, gebrochenen Gesichts- und Nasenknochen im Spital. Alleine im Gesicht wurde sie 20 Mal genäht. Nach offiziellen Berichten, ging es um schwere Körperverletzungen und keinen Mordversuch. Die Polizei inhaftierte den Täter erst 12 Stunden nach der Straftat und auf Grund hälftigen Drucks vonseiten der Mutter des Opfers. Die Untersuchung des Tatorts seitens der Polizei erfolgte zu spät, als die Spuren schon beseitigt wurden. Das war aber nicht der einzige Fall der Pflichtvergessenheit vonseiten der Ordnungsbehörde, die die Informationen über die schreckliche Straftat der Öffentlichkeit nicht bekannt geben wollten.

Erst als die Fotos des verprügelten Opfers im Internet erschienen sind, hat die Polizei den Vorfall offenbart. Der Grund für ihr Schweigen wäre die Sicherheit des Opfers. Der unmenschliche Vorfall wurde auf Überwachungskameras aufgezeichnet, die von der Lokalbesitzerin verborgen wurden. Die Polizei hat erst sechs Tage nach dem Vorfall einen Techniker beauftragt, die Überwachungskameras zu überprüfen.

Seit Beginn des Ermittlungsverfahrens gab es viele Lücken und Mängel, die auf eine unzureichende Arbeit der Justiz hindeuteten. Der Angeklagte verbrachte sechs Monate in Untersuchungshaft, nachdem er bis zum Urteilsspruch freigelassen wurde. Schließlich wurde er am 10. Januar zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und einen Monat später wieder freigelassen, jedoch ohne Vorsichtsmaßnahmen, wie zum Beispiel einem Annährungs- oder Ausreiseverbot.

Weitere Anzeigen folgten
Nach der Urteilsverkündung und Freilassung griff Daruvarac Ende März einen jungen Mann in einem Kaffeehaus an und drohte ihm schwer. Dies endete in einer weiteren Anzeige für Kovačević. Auch wenn er zu einer U-Haft von 30 Tagen verdonnert wurde, durfte er die Zelle nach nur wenigen Tagen wieder verlassen.

Er schlenderte frei durch die Straßen von Zadar und besuchte ein Konzert des Balkansängers Mile Kitić. Das vermeintliche Opfer der Gewalttat im Café zog die Anzeige zurück. Dem jungen Mann war bewusst, dass es intelligenter ist, sich nicht mit Daruvac anzulegen. Anfang Mai verursachte Kovačević in der Nähe von Benkovac einen Verkehrsunfall. Er selbst erlitt leichte Verletzungen. Schnellfahren, die Gefährdung der Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer, kein Sicherheitsgurt, sowie die Ablehnung einen Alkohol- und Drogentests durchzuführen – all diese Dinge werden Daruvarac vonseiten der Benkovacer Polizei vorgeworfen. Nach dem Unfall, um sich womöglich vom ganzen Stress zu erholen, reiste der Gesetzesbrecher nach Deutschland und niemand hielt ihn davon ab.

Die Strafakte des arbeitslosen Automechanikers, Darko Kovačević Daruvarac, geht bis auf das Jahr 2008 zurück. Darin befinden sich Einträge über schwere Körperverletzung, illegale Verwendung von schweren Feuerwaffen, aggressives Verhalten, Gewalt gegen die Polizei, Kidnapping und diverse Schlägereien und Verkehrsstrafen. Die Bewohner von Zadar erzählen, dass er vor Lorena Gurlica noch vier weitere Frauen verprügelt haben soll. Nichtsdestotrotz befindet er sich auf freiem Fuß.

Doppelstaatsbürger
Daruvarac stammt aus der Umgebung von Banja Luka (Bosnien-Herzegowina), wobei kroatische Medien behaupten, dass er sowohl über die kroatische als auch die bosnisch-herzegowinische Staatsbürgerschaft verfüge.

Insofern er durch ein kroatisches Gericht rechtskräftig verurteilt wird und er nach Bosnien flieht, so wird ihn die Regierung Bosnien-Herzegowinas nicht ausliefern. Die letzte Schlägerei bzw. Verhaftung ist womöglich die letzte Chance, dass der Gewalttäter endlich hinter schwedischen Gardinen landet. Dies hängt jedoch vom unzureichend funktionierenden Justizsystem, sowie der Polizei in Zadar ab, die anscheinend eine Schwäche für einen gefährlichen Mann mit dicker Strafakte haben.

Das Volk ist verletzt und organisierte zahlreiche Proteste, denen sich auch Berühmtheiten des Landes anschlossen. Einige Einwohner von Zadar munkeln, dass Daruvarac ein Spitzel der Polizei ist, weshalb er besonderen Schutz genießt. Ungeachtet dessen stellt sich jedoch die Frage, wie Kroatien als EU-Mitgliedstaats große Kriminalfälle lösen soll, wenn ein Gewalttäter und mehrfacher Gesetzesbrecher aus einer kleineren Stadt auf freiem Fuß ist und dort für Angst und Schrecken bei seinen bisherigen und vielleicht sogar zukünftigen Opfern sorgt?

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.