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Vienna Pirates: Ex-Yu-Kicker bald österreichischer Meister im Kleinfeldfußball?

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FOTO: Mario Ilic

Ein Team aus Zuwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien ist auf dem besten Wege, österreichischer Meister im Kleinfeldfußball zu werden.

Die Vienna Pirates gibt es als Club erst seit einem Jahr, aber sie haben bereits beachtenswerte Ergebnisse erzielt. In der vierten österreichischen Kleinfeldfußballliga liegt dieses Team derzeit auf dem ersten Tabellenplatz, und das mit 36 Punkten aus 12 Spielen und 128 erzielten und nur 14 empfangenen Toren.

Hinter diesem ehrgeizigen Projekt, in dem die meisten Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen, stehen Trainer Ljubomir Sarić und Clubpräsident Thomas Brezić. „Ich habe drei Jahre lang ‚Vienna Walzer‘ trainiert und von dort 27 der 30 Spieler mitgebracht. Gemeinsam haben wir den neuen Club gegründet“, erklärt uns Trainer Sarić, der zu seiner Zeit für Jedinstvo Bijelo Polje in der zweiten jugoslawischen Liga gespielt hat. Bei der Gründung stand ihm seine rechte Hand Thomas Brezić zur Seite, der damalige Torhüter von Vienna Walzer.

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Die Vienna Pirates gibt es als Club erst seit 2017, aber sie sind schon auf dem Weg in die Champions League im Kleinfeldfußball. (FOTO: Mario Ilic)

„Ich war aufgrund eines Zehenbruchs gezwungen, meine Karriere zu beenden, aber ich wollte mich vom Fußball nicht verabschieden, denn ich liebe die Geselligkeit rund um diesen Sport“, sagt Brezić, dessen Team von Sponsoren wie der Allianz Versicherung, dem bekannten Restaurant „Galaxie“ und auch dem Autohaus „2B Cars GmbH“ unterstützt wird.

„Die Saison hätte nicht besser sein können. Der Titel ist in Reichweite, aber noch interessanter wird es werden, wenn wir um den Österreich-Cup spielen. Wir wollen ihn gewinnen und in die UEFA-Champions League im Kleinfeldfußball hineinkommen. Das ist unser Traum“, sagt Vladislav Aćimović, der Goalie des Teams. „Wir haben gute Chancen, den Cup zu gewinnen, wir haben in jedem Fall die Qualität dafür“, fügt auch der Spielmacher Jovan Anđelović hinzu. Wie viele der anderen Teamkollegen spielt er in einem anderen Club (Wien 1980) auch „großen Fußball“, aber er verhehlt nicht, dass ihm Kleinfeldfußball mehr Freude macht.

„Kleinfeldfußball ist viel dynamischer, bietet mehr Tore und ist interessanter zum Zuschauen. Mir liegt er, weil mir die Betonung auf Technik und Dribbeln entgegenkommt“, sagt Anđelović. Trainer Sarić ist optimistisch, dass seine „Vienna Pirates“ schon bald das internationale Parkett betreten könnten. „Wir haben nicht nur die meisten Spieler aus dem alten Club mitgenommen, sondern es sind auch einige neue Spieler hinzugekommen. Ich glaube, dass wir ein tolles Team haben, das schon bald in der ersten Liga spielen und auch international antreten wird“, ist Sarić optimistisch.

An dem Tag, an dem wir das Team besucht haben, wurde ein Spiel gegen den SV Srbija gespielt, den die Wiener Piraten mit 7:3 schlugen. „Unsere Dominanz in der Meisterschaft ist so stark, dass wir manchmal sogar 15:0 gewinnen. Die anderen Teams fürchten uns schon, weil wir ihre Tordifferenz so verschlechtern“, sagt der Clubpräsident Brezić, der seinen Fußballenthusiasmus nicht verbergen kann.

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Trainer Sarić (links) und Präsident Thomas Brezić (rechts) gemeinsam mit dem einzigen „Ausländer“ im Team, dem türkischen Fußballer Mesut Ünal. (FOTO: Mario Ilic)

„Ich habe selbst noch bis vor kurzem gespielt, daher kenne ich die Gefühle und Situationen, die die Spieler durchmachen. Aber neben aller sportlichen Ambition sind uns die Geselligkeit und die familiäre Atmosphäre am wichtigsten. Denn das sind die Grundlagen jedes unserer Erfolge“, fügt Brezić hinzu.

Interessant ist, dass mitten zwischen all den Familiennamen auf –ić auch der türkische Fußballer Mesut Ünal in dem Team mitspielt und in der aktuellen Meisterschaft (bis zum Redaktionsschluss) schon 13 Tore erzielt hat. „Die Atmosphäre im Club ist super. Die Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien haben eine ähnliche Mentalität wie wir. Inzwischen habe ich sogar schon ihre Sprache gelernt. Das Wichtigste ist, dass wir als Team unsere Ziele erreichen“, schließt Ünal.