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Virologe Drosten: „Die PCR-Testerei muss aufhören“

(FOTO: Screenshot/OrfTvThek/ZIB2/24.4.2020)

Aufgrund der Omikron-Welle in Österreich sind die PCR-Tests in den letzten Wochen an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Ein Zustand, den man künftig vermeiden muss, meint Top-Virologe Christian Drosten.

Man müsse langsam bei der Überwachung von Covid-Erkrankungen dazu übergehen, vorhandene Instrumente zum Monitoring der Fälle heranzuziehen, erklärte der deutsche Top-Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast „Coronavirus Update“. Konkret meint Drosten mit Blick auf die zunehmende Zahl von milderen Infektionen bei Geimpften: „Die intensive PCR-Testerei muss mittelfristig aufhören. Wir können nicht jede Infektion nachtesten.“ Stattdessen schlägt der Experte vor, Stichproben hochzurechnen – ähnlich wie bei der Grippe.

Stichproben hochrechnen
Die Tests würden in erster Linie anzeigen, wie weit verbreitet das Virus in der Bevölkerung ist, so Drosten. Daher könnte man auch vorhandene Systeme der Überwachung verwenden, ähnlich wie es bereits bei der Überwachung von Grippefällen üblich ist. Heißt konkret: Auf der Basis von Stichproben in Haushalten, Arztpraxen und Krankenhäusern werden Häufigkeit und Schwere der Erkrankungen relativ zuverlässig hochgerechnet.

Das erspare zudem viel Aufwand und Geld. Insbesondere mit Hinblick auf mildere Infektionen bei Geimpften sei diese Vorgehensweise zu überlegen: „Das wird irgendwann zu entscheiden sein durch die Politik.“ Und weiter: „Ich denke, wir sind schon sehr nahe an diesem Punkt und wir sollten uns sehr ernsthaft in diese Diskussion begeben.“

Infektion Impfung
Allerdings betont der Virologe auch, dass eine Entspannung der Infektionszahlen und damit der Corona-Maßnahmen voraussichtlich erst gegen Ostern realistisch seien, wenn die Temperaturen steigen. Auch warnt Drosten davor, Omikron auf die leichte Schulter zu nehmen – insbesondere mit Hinblick auf den neuen Omikron-Subtypen BA.2. Eine Durchseuchung könne man aufgrund der nicht abzuschätzenden Gefahr von Long Covid auch weiterhin nicht so einfach zulassen.

Und: „Die Rechnung einer Omikron-Infektion als Impfung durch die Hintertür geht nicht auf.“ Drosten verweist hier auf England, wo die Bevölkerung bereits viel stärker immunisiert ist und trotzdem knapp zehn Prozent sich wieder anstecken. Der optimale Schutz sei wohl eine Impfung und dann eine Infektion. Wer das durchgemacht hat, sei wahrscheinlich über Jahre immun und werde sich nicht wieder reinfizieren, so Drosten: „Die ideale Immunisierung ist, dass man eine vollständige Impfimmunisierung hat mit drei Dosen und auf dem Boden dieser Immunisierung sich dann erstmalig und auch zweit- und drittmalig mit dem Virus infiziert und dass man dadurch eine Schleimhautimmunität entwickelt, ohne schwere Verläufe in Kauf nehmen zu müssen.“

Quellen und Links: