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PROTEST UND UNVERSTÄNDNIS

Wut in Bosnien: Britischer Premier ehrt Srebrenica-Leugnerin

Symbolbilder (FOTOS: iStockphotos)

Überlebende des Bosnienkrieges 1992-95 haben ihre Wut zum Ausdruck gebracht, nachdem der britische Premierminister Boris Johnson beschlossen hatte, Claire Fox, die Artikel veröffentlicht hatte, in denen sie den Völkermord in Srebrenica und andere Kriegsverbrechen verleugnete, zum Mitglied des „House of Lords“ zu machen.

Kriegsüberlebende beschreiben Boris Johnsons Entscheidung als „Ansporn für Nationalisten und historische Revisionisten“: Er hatte angekündigt Claire Fox zum Mitglied des „House of Lords“ – also dem Oberhaus im britischen Parlament – zu machen. Fox ist die ehemalige Mitherausgeberin einer Zeitschrift, die in Artikeln die Kriegsverbrechen leugnete, die während des Bosnien-Konflikts gegen Nicht-Serben begangen wurden.

Fox, ehemaliges Mitglied der Revolutionären Kommunistischen Partei und ehemalige Mitherausgeberin des Magazins „Living Marxism“, die auch kürzlich Mitglied der Brexit-Partei im Europäischen Parlament war, wurde letzte Woche von Johnson als Mitglied für das „House of Lords“  nominiert. Der britische Premierminister gab keinen Grund für seine Entscheidung an.

Ćamil Duraković, ehemaliger Bürgermeister von Srebrenica, der dem Völkermord an Bosniaken im Juli 1995 entkam, als er ein 16-jähriger Junge war, sagte, dass Großbritannien zuvor eine gute Bilanz bei der Sensibilisierung für Kriegsverbrechen hatte.

Johnson war auch einer von mehr als 40 Weltführern, die im Juli diesen Jahres Videobotschaften zum 25. Jahrestag der Ermordung von rund 8. 000 Bosniaken aus Srebrenica schickten, die von internationalen Gerichten als Völkermord eingestuft wurde.

In seiner Botschaft sagte Johnson: „Wir schulden es den Opfern“, sich an Srebrenica zu erinnern und dafür zu sorgen, dass es nie wieder vorkommt. Drei Wochen später nominierte er Fox für das House of Lords.

Ćamil Duraković zeigt sich entsetzt: „Wem können wir jetzt trauen? Dem Vereinigten Königreich, das mit uns an den Völkermord erinnert, oder demjenigen, das Menschen in eine wichtige Position bringt, die in Bezug auf die Kriegsgeschichte Bosniens nicht weniger böse sind, als Handke oder andere.“

Refik Hodzic, ein bosnischer Experte für Übergangsjustiz und ehemaliger Sprecher des Haager Tribunals, sagte, dass Fox durch die Veröffentlichung von Artikeln, die die Fakten über den Völkermord an Srebrenica und andere Kriegsverbrechen in Bosnien leugneten, „den Wind in die Segel einer ganzen Maschinerie des Revisionismus und der weiteren Entmenschlichung der Opfer geworfen hat.“

Proteste in Großbritannien nach Entscheidung
Johnson’s Entscheidung, Fox zu einem Mitglied des „House of Lords“ zu machen, auf einer Liste von Nominierungen, die auch Sitze im Oberhaus an seinen eigenen Bruder und an Spender seiner konservativen Partei verliehen, hat Kritik in Großbritannien ausgelöst.

„Mit einigen ehrenvollen Ausnahmen ist dies die entsetzlichste Liste von Gleichgesinnten, die ich je gesehen habe. Vollgepackt mit Kumpels und mindestens einem Genozid-Leugner. Claire Fox hat sich nie dafür entschuldigt, den Völkermord an bosnischen Muslimen geleugnet zu haben“, schrieb der stellvertretende Bürgermeister von London, Tom Copley, auf Twitter. Der britische Balkanhistoriker Marko Attila Hoare schrieb: „Die Verleihung eines Sitzes im Oberhaus an die bosnische Völkermord-Leugnerin Claire Fox durch die britische Regierung ist eine Schande“.