Der islamische Religionsunterricht in Österreich steht vor Herausforderungen: Mehr muslimische Schüler treffen auf Lehrkräfte, deren Ausbildung oft im Ausland erfolgte.
Die Zahl muslimischer Schülerinnen und Schüler hat sich nach Angaben der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) in den vergangenen zehn Jahren deutlich erhöht. Mit einem Anstieg um ein Drittel auf 104.000 wächst auch der Bedarf an qualifizierten Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht. Aktuell unterrichten an österreichischen Pflichtschulen 501 Islam-Lehrerinnen und -Lehrer, wobei Frauen mehr als die Hälfte ausmachen.
Wie die IGGÖ auf APA-Anfrage mitteilte, dürfte ein ähnlich großer Anteil seine Ausbildung nicht in Österreich absolviert haben.
Der Bedarf an Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht kann nicht allein mit in Österreich ausgebildetem Personal gedeckt werden. Dies verdeutlicht auch eine parlamentarische Anfrage der FPÖ, deren Beantwortung durch das Bildungsministerium zeigt, dass an Bundesschulen fast ein Drittel der Islamlehrer ihre Qualifikation im Ausland erworben hat. Bei den Bundeslehrkräften stammen diese Abschlüsse häufig aus der Türkei.
Interessant ist, dass trotz der steigenden Schülerzahlen in Wien aktuell 38 Prozent der muslimischen Pflichtschülerinnen und -schüler vom islamischen Religionsunterricht abgemeldet sind. Bundesweit wird die Abmeldequote in anderen Bundesländern sogar auf über 40 Prozent geschätzt. Experten führen dies unter anderem darauf zurück, dass viele Eltern den Unterricht in Moscheen oder in der jeweiligen Herkunftssprache bevorzugen, besonders in Regionen, wo das schulische Angebot geringer ist. Diese hohe Abmeldequote beeinflusst den tatsächlichen Bedarf an Lehrkräften erheblich.
FPÖ-Kritik
Die FPÖ sieht im islamischen Religionsunterricht aufgrund dieser Zahlen eine zunehmende „bildungspolitische Blackbox“. Der freiheitliche Bildungssprecher Hermann Brückl warnte kürzlich in einer Aussendung: „Wenn Lehrer aus dem Ausland kommen und dort etwa nach nicht-demokratischen Grundsätzen ausgebildet werden, dann ist das nicht nur ein bildungspolitisches Problem, sondern unter Umständen auch eine sicherheitspolitische Gefahr.“
IGGÖ-Stellungnahme
Die Islamische Glaubensgemeinschaft weist solche Vorwürfe entschieden zurück. Carla Amina Baghajati, Leiterin des Schulamts der IGGÖ, betonte gegenüber der APA, dass die Anerkennung ausländischer Studienabschlüsse auch bei Religionslehrern „ohne jede Art der politischen Abwertung zur Kenntnis genommen werden“ sollte. Sie hob hervor, dass viele dieser Lehrkräfte „voll in Österreich sozialisiert und Teil der Gesellschaft“ seien.
Zudem würden Islamlehrer bei Bedarf an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Niederösterreich gezielt für den österreichischen Unterrichtskontext weitergebildet. In manchen Fällen sei diese Weiterbildung sogar eine verbindliche Auflage aus dem Bewerbungsgespräch, bei dem die IGGÖ auch das jeweilige Islamverständnis der Kandidaten prüft.
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