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150 Euro pro Kind: Warum Tausende diesen Bonus ignorieren

Auszahlungen, Geld
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Fast eine Million Euro bleibt beim Staat, weil über 6.500 Familien ihren Schulstart-Bonus nicht abholen. Die Förderaktion erreicht nicht alle Berechtigten.

Trotz Anspruch

Die Bilanz der „Schulstartplus!“-Aktion des Sozialministeriums zeigt eine beachtliche Lücke zwischen Anspruchsberechtigten und tatsächlichen Nutzern. Von den knapp 52.000 Personen, die im Sommerhalbjahr einen Gutschein im Wert von 150 Euro hätten beziehen können, haben rund 87,5 Prozent diese Möglichkeit wahrgenommen. Konkret aktivierten 45.341 Berechtigte den digitalen Gutschein über die entsprechende App, wie das Sozialministerium auf Anfrage mitteilte. Zusätzlich beantragten 98 Personen eine physische Bezahlkarte.

Bemerkenswert ist jedoch, dass 6.568 anspruchsberechtigte Personen den Bonus nicht in Anspruch nahmen. Dadurch verblieben nahezu eine Million Euro beim Staat. Bezugsberechtigt waren Familien mit Schulkindern, die im Dezember 2024 Mindestsicherung oder Sozialhilfe bezogen haben. Die Altersgrenze für die betreffenden Kinder und Jugendlichen lag zwischen dem 31. August 2000 und dem 1. September 2018. Auch Lehrlinge konnten den Bonus erhalten, sofern sie die Voraussetzungen erfüllten. Die Frist zur Beantragung endete am 30. Juni 2025.

Nutzung der Gutscheine

Wer den Gutschein aktiviert hat, kann diesen theoretisch noch bis zum Jahresende einlösen. Mit dem Geld können österreichweit Schulartikel, Lebensmittel, Bekleidung sowie Hygieneartikel im stationären Handel erworben werden. Für jene, die die Frist versäumt haben, gibt es allerdings keine Nachreichmöglichkeit. „Mit 30. Juni endete die Aktion und es gibt keine Möglichkeit mehr, Karten zu beantragen“, erklärte das Ministerium.

Digitale Hürden bei der Bonusaktivierung

Eine Besonderheit der aktuellen Förderrunde könnte zur erhöhten Nicht-Inanspruchnahme beigetragen haben: Die Gutscheinaktivierung erfolgte erstmals ausschließlich über eine digitale Bezahlkarte am Smartphone. Obwohl alle Anspruchsberechtigten im April ein persönliches Verständigungsschreiben mit Aktivierungscode erhielten, könnten Familien ohne ausreichende digitale Kompetenzen oder technische Ausstattung benachteiligt gewesen sein. Das Sozialministerium hatte zwar eine telefonische Hotline eingerichtet, die auch mehrsprachige Informationen bot, doch die Umstellung auf ein rein digitales System scheint nicht alle erreicht zu haben.

Auch die kurze Aktivierungsfrist könnte problematisch gewesen sein: Die Bezahlkarte musste bis spätestens 30. Juni 2025 aktiviert werden, danach verfiel der Anspruch unwiderruflich – auch wenn die Karte selbst bis Jahresende gültig bleibt.

Neue Förderaktion

Bereits für das kommende Wintersemester steht die nächste Förderaktion in den Startlöchern. Unter dem Titel „Schulstartklar 2025″ werden erneut 150 Euro pro anspruchsberechtigter Person ausgezahlt. Der digitale Verteilzeitraum über die App läuft vom 28. Juli bis 31. Oktober 2025, während physische Bezahlkarten zwischen dem 4. August und 12. September 2025 beantragt werden können. Eingelöst werden können die Gutscheine vom 28. Juli bis 31. Oktober 2025 in allen Filialen von Libro und Pagro Diskont.

Das Phänomen nicht abgeholter Förderungen ist übrigens nicht neu. Auch bei der vorangegangenen Aktion im Herbst verzichteten etwa 2.500 Berechtigte auf den Bonus, was einem nicht abgeholten Betrag von rund 375.000 Euro entspricht.

Die aktuelle Zahl nicht genutzter Gutscheine hat sich damit mehr als verdoppelt.