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ÜBERLEBENSKAMPF

3.000 Migranten in Bosnien drohen zu erfrieren (FOTOS)

(FOTO: zVg.)

Der Nordwesten Bosniens ist für Flüchtlinge zu einer unüberwindbaren Hürde auf dem Weg nach Westeuropa geworden. Jetzt im Winter, ohne Unterkunft, dafür mit Kälte und Nässe droht knapp 3.000 Migranten der Tod, wenn kein neues Lager geöffnet wird.

In Bosnien entstand in den vergangenen Monaten ein regelrechter Hürdenlauf für Migranten und Flüchtlinge, die versuchen, die Außengrenze der Europäischen Union nach Kroatien und darüber hinaus nach Westeuropa zu überschreiten. Erst gestern berichtete „der Standard“ in einer Reportage über 250 Migranten, die in der Nähe der nordbosnischen Stadt Bihać bei Minustemperaturen in Zelten ausharren müssen. Helfer der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben die Leute entdeckt und sind mit Bussen gekommen, um Essensrationen an die großteils jungen Männer zu verteilen.

Doch tatsächlich besteht diese prekäre Situation schon sehr lange und viele private humanitäre Organisationen, wie etwa die SOS-Balkanroute, machen seit Jahren auf die Problematik in Bosnien aufmerksam und sind auch aktuell wieder mit Hilfs- und Essenslieferungen vor Ort.

(FOTOS: Facebook/SOS Balkanroute)

Die gestrandeten Migranten nennen ihre Versuche, den Grenzbeamten zu entwischen und so endlich auf die kroatische Seite zu gelangen „The Game“, wie „der Standard“ berichtete. Viele von ihnen probieren es zehn- oder zwanzig Mal. Einige von ihnen hausen schon seit vielen Monaten in der Nähe von Bihać.

Bei den Versuchen die Grenze zu überwinden kommt es auch immer wieder zu Gewaltexzessen. Erst im Oktober berichtete KOSMO über die brutalen Misshandlungen von Flüchtlingen in Bosnien durch die kroatischen Grenzbeamten. Auch im Sommer, wenn besonders viele Leute versuchen, illegal über die Grenze zu gelangen, kommt es teils zu Exzessen. Die Situation an der Grenze ist mittlerweile seit fünf Jahren angespannt.

Hilfsleistungen verhindert
Mittlerweile wurde in dem Gebiet auch eine Schneise im Wald gerodet, damit die kroatischen Behörden die Grenze besser mit Drohnen überwachen können. Auch ein Zaun soll gebaut werden. Doch mit dem bevorstehenden Winter und den fehlenden Quartieren, könnte das noch das geringere Problem der 3.000 Migranten sein.

Im Kanton Una-Sana schlafen derzeit etwa 1.000 bis 1.500 Migranten in Abbruchhäusern. Bereits im August hatte der Kanton die Bewegungsfreiheit der Flüchtlinge vor Ort stark eingeschränkt (KOSMO berichtete). Ihnen wurde verboten zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Taxis zu reisen. Derzeit werden zudem zahlreiche Hilfsorganisationen daran gehindert, Migranten in der Stadt Essen zu bringen weil sie angeblich dadurch in Bihać gehalten werden.

(FOTOS: Facebook/SOS Balkanroute)

„Sie werden im Schnee sterben“
Aus diesem Grund fordern zahlreiche humanitäre Organisationen, etwa die IOM, nun nachdrücklich die Menschen in geeigneten Lagern unterzubringen, da sie ohne Unterkunft „im Schnee sterben werden“. Das Lager Lipa, etwa 25 Kilometer außerhalb der Stadt, ist nicht winterfest und muss dringend aufgerüstet und deshalb vorübergehend gesperrt werden. Die EU-Finanzierung ist bereits im November ausgelaufen. Einige Migranten sind bereits aus Lipa weggegangen, weil sie wissen, dass das Lager geschlossen wird.

Diesen Mittwoch sollte im Parlament in Sarajevo eine Entscheidung über eine mögliche neue Unterkunft fallen. In der Nähe von Tuzla wurde eine Kaserne ausgemacht, aber es fehlt noch der Beschluss, sie für die Migranten zu nutzen. Auch die Wiedereröffnung des Lagers Bira steht auf der Agenda. Beide Unterkünfte sind für das Überwintern von insgesamt 3.000 Menschen lebensnotwendig.

Quellen und Links: