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Krisengebiet

40.000 Touristen im Kriegsgebiet – Flucht nur über Jordanien möglich

Flugpassagiere des entführten Pegasus-Flugs erreichen den Sabiha-Gökcen-Flughafen in Istanbul, Türkei.
EPA/SEDAT SUNA

Zwischen Luftalarm und Schutzräumen suchen 40.000 Urlauber nach Auswegen aus Israel, während die Region nach dem überraschenden Militärschlag gegen den Iran am Abgrund steht.

Luftalarmsirenen, überfüllte Schutzräume und verzweifelte Suche nach Ausreisemöglichkeiten – rund 40.000 ausländische Urlauber sitzen derzeit in Israel fest, nachdem der überraschende israelische Angriff auf den Iran am frühen Freitagmorgen die Lage im Nahen Osten dramatisch verschärft hat. Nach dem Militärschlag schloss Israel vorübergehend seinen Luftraum und forderte die Bevölkerung auf, in Schutzräumen zu bleiben.

Die Situation stellt Reisende vor schwierige Entscheidungen: abwarten oder über teure Umwege ausreisen? „Mit einem israelischen Angriff auf den Iran haben wir nicht gerechnet. Das bedeutet eine völlig neue Eskalationsstufe“, berichtet der amerikanische Tourist Justin Joyner aus seinem Hotel in Ost-Jerusalem.

„Es ist beunruhigend, die Einschläge abgefangener Raketen über sich zu hören und die Familie in einen Schutzraum bringen zu müssen – etwas, worüber wir in Amerika normalerweise nicht nachdenken müssen.“

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Für Greer Glazer aus Cleveland, die für ein Bildungsprogramm für Pflegekräfte in Jerusalem weilt, bedeutet jeder Sirenenton einen Sprung über zehn Stockwerke hinunter in den Schutzraum. Eigentlich wollte sie erst Ende Juni abreisen, versucht nun aber, früher heimzukehren. Der praktikabelste Fluchtweg führt derzeit über die Landgrenze nach Jordanien, von wo aus am Flughafen Amman noch internationale Flüge abheben.

Touristen im Schutzraum

Nicht alle Betroffenen drängen jedoch auf eine sofortige Heimreise. Die Londonerin Karen Tuhrim, die ihre in Tel Aviv lebende Tochter besuchen wollte, schildert ihre Lage: „Zwei Abende nach meiner Ankunft greift Israel den Iran an. Jetzt sitze ich hier fest.“ Im Gegensatz zu Jerusalem wurde Tel Aviv direkt von iranischen Raketen getroffen, weshalb Tuhrim mehrfach im Schutzraum ihres Hotels Zuflucht suchen musste. Dennoch betont sie, dass sie sich relativ sicher fühle und froh sei, in der Nähe ihrer Tochter zu sein.

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Das Tourismusministerium hat mittlerweile einen virtuellen Hilfsdienst eingerichtet, der rund um die Uhr auf Englisch und Hebräisch Unterstützung bietet. Für die im Land verbliebenen Reisenden bleiben Museen bis auf Weiteres geschlossen, der Zugang zur Jerusalemer Altstadt ist für Nicht-Anwohner gesperrt, und viele Geschäfte haben ihre Türen nicht geöffnet.

Düstere Aussichten

„Die Menschen sehnen sich nach einer Atempause und suchen verzweifelt nach Lichtblicken in dieser düsteren Lage“, sagt der Jerusalemer Anwar Abu Lafi. „Wir machen uns etwas vor, wenn wir auf eine baldige Besserung hoffen.“ Er rechnet nicht mit einem schnellen Ende der angespannten Situation.

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