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INTEGRATIONSBERICHT

„84 Prozent der Bosnier fühlen sich Österreich zugehörig“

(FOTO: BKA/Andy Wenzel)

Heute stellte Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) den neuesten Integrationsbericht vor. Dieser erscheint bereits zum 10. Mal und beinhaltet zahlreiche Daten und Fakten rund um die Themen Integration und Migration in Österreich.

Im Rahmen der Pressekonferenz erklärte Raab, dass die Integration 2010 noch ein Nischenthema gewesen sei, da es auf Bundesebene kaum Strukturen gegeben habe. Die Flüchtlingskrise 2015 habe einen großen Umbruch in der Integrationspolitik gebracht. „2015 war ein starker Systemwechsel. Man ist sehr stark zur Integrationspflicht gegangen“, so die zuständige Ministerin. Man habe diverse Maßnahmen, wie eine Wertekurse-, Deutschkurspflicht und Integrationsberatungen, in gesetzliche Rahmenbedingungen gegossen.

„Als Nachklang der Flüchtlingskrise bleiben viele Herausforderungen“, so Raab und hob Defizite bei den Deutschkenntnisse, Bildungsrückstände bei Kindern mit Migrationshintergrund, eine geringere Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen und Probleme bei der kulturellen Integration, bzw. der emotionalen Zughörigkeit hervor.

Emotionale Zugehörigkeit
Letzteren Punkt bezeichnet die Vorsitzenden des Expertenrats für Integration, Katharina Pabel als „Kit für eine funktionelle Gesellschaft“. Voraussetzung hierfür seien der „gegenseitige Respekt aller Menschen und die Verständigung auf gemeinsame Werte und Normen“. „Zuwanderer zeigen teilweise große Unterschiede zur autochthonen Bevölkerung in ihrer Haltungen gegenüber den Wertvorstellungen in einem liberalen Rechtsstaat“, so Pabel. Abwertungshaltungen gegenüber Frauen, anderen Regionen, Homosexuellen und Antisemitismus seien zudem tendenziell häufiger bei Menschen mit Migrationshintergrund anzutreffen.

„Solche Haltungen lassen sich nicht kurzfristig ändern, sondern werden in Familien und Communitys weitergegeben“, resümierte die Expertin und appellierte an „persönlichen Kontakt auf lokaler Ebene“ von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.

Miteinander nicht nebeneinander“
„Jeder vierte mit türkischem Migrationshintergrund identifiziert sich eher mit der Türkei, jeder zweite mit tschetschenischem Hintergrund eher mit Tschetschenien, während sich 84 Prozent aller Bosnier Österreich zugehörig fühlen“, erklärte Integrationsministerin Raab. „Man sieht, dass es Unterschiede bei der kulturellen Integration je nach Herkunftsland gibt.“

Angesichts der Vorfälle in Favoriten sprach Raab auch den Einfluss der Politik aus dem Ausland auf Migranten in Österreich an. Diesen gelte es zu durchbrechen und auf emotional identifikatorische Aspekte der Integration zu bauen.

Als Beispiele nannte sie die Vermittlung von Chancen, erfolgreiche Migranten als Vorbilder für junge Generationen, aber auch die Pflicht zu einem klaren Bekenntnis zum Wertekonzept Österreichs und der Europäischen Union. Raab plädiert für ein „Leben miteinander und nicht nebeneinander“, da Segregation einen „Nährboden für Probleme und Gewalt darstelle“.