Die Debatte um eine Arbeitszeitverkürzung in Österreich flammt erneut auf. Unterstützt von der SPÖ und dem ÖGB, treffen Befürworter einer 32-Stunden-Woche auf Gegenwind von der Wirtschaftskammer.
Die Arbeitszeitdebatte in Österreich setzt sich fort. Angeführt wird sie von SPÖ-Chef Andreas Babler, der eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich fordert. Unterstützt wird er vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). Babler betont, dass es nicht um eine sofortige Umstellung gehe. „Es geht um das konkrete Modell, es geht um den Rahmen, und meine Aussagen sind relativ klar. Das soll ja nicht von einem Tag auf den anderen passieren“, erklärt er. „Flächendeckend, glaube ich, dass wir innerhalb von acht, neun Jahren sicherlich einen großen Schritt der Arbeitszeitverkürzung auch wieder gehabt haben werden.“
Schrittweiser Prozess
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian unterstreicht die Notwendigkeit eines schrittweisen Prozesses und betont, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit Jobs attraktiver machen könnte, insbesondere in Bereichen mit Fachkräftemangel, wie der Pflege. „Alle Arbeitszeitverkürzungen der Geschichte sind nicht von einem Tag auf den anderen gemacht worden, sondern mit entsprechend langen Übergangszeiten“, so Katzian.
Gegenwind
Der Gegenwind kommt aus dem Lager der Wirtschaftskammer (WKO) unter Präsidentschaft Harald Mahrers. Mahrer argumentiert, dass eine Arbeitszeitverkürzung die aktuellen Arbeitskräftemängel verschärfen würde. „Die Leute sind bereit, mehr zu arbeiten, wenn es mehr Netto vom Brutto gibt.“, sagt er. Laut WKO-Berechnungen würde sich bei einer 32-Stunden-Woche die Zahl der offenen Stellen auf rund 450.000 verdoppeln.
310.000 Arbeitslose
Der ÖGB hält dieser Rechnung entgegen, dass 310.000 Arbeitslose einer geringeren Anzahl von offenen Stellen gegenüberstehen. „Dass es einen Arbeitskräftebedarf gibt, ist klar. Dass es einen Mangel gibt, hat andere Ursachen als eine Arbeitszeitverkürzung, die noch nicht einmal stattgefunden hat“, so Katzian.
Österreich: 32-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich möglich?
Zusätzliche Perspektiven zur Debatte stammen von verschiedenen Studien und Experten. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) hat berechnet, dass eine geringfügige Arbeitszeitverkürzung nur minimale Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt hätte. Dagegen warnt der Ökonom Jan Kluge, dass selbst eine geringe Verkürzung der Arbeitszeit von etwas mehr als einer Stunde pro Woche jährlich drei Milliarden Euro kosten würde. Markus Marterbauer von der Arbeiterkammer (AK) relativiert diese Aussage jedoch: „Mit der Annahme, dass die Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren insgesamt etwa um 15 Prozent wachse, steige das BIP um mehr als 60 Milliarden. Die drei Milliarden würden dann weniger ins Gewicht fallen.“
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