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Außengrenzen

Balkanroute: Gedenkstätte für ertrunkene Geflüchtete eingeweiht (VIDEO)

(FOTO: Murtaza Elham/SOS Balkanroute)
(FOTO: Murtaza Elham/SOS Balkanroute)

Ein neues Denkmal und 41 Gräber wurden von der SOS Balkanroute errichtet. Sie wurde in einer Zeremonie eingeweiht.

Am vergangenen Wochenende enthüllte die österreichische Organisation SOS Balkanroute gemeinsam mit lokalen bosnischen Aktivist:innen, der Bergrettung, dem Zivilschutz, dem bosnischen Menschenrechtsministerium und zahlreichen NGOs das erste Denkmal für verstorbene Geflüchtete auf der Balkanroute. Ebenso wurden eine gepflanzte Baumreihe zu deren Ehren und 41 neue Gräber auf zwei neurenovierten Friedhöfen präsentiert.

Pushbacks

In den bosnischen Grenzstädten Bijeljina und Zvornik wurden 41 Schutzsuchende begraben, die im Grenzfluss Drina zwischen Bosnien-Herzegowina und Serbien ertrunken sind. Nihad Suljić, Initiator und Aktivist, betont: „Die Menschen hat nicht der Fluss Drina getötet, sondern das Grenzregime der EU, die Pushbacks in die Flüsse und die Nicht-Existenz legaler Fluchtwege.

Der Pathologe Dr. Vidak Simić, der die Leichen bergen ließ, berichtet von einer steigenden Anzahl von Toten seit 2018. Die Toten, alle jünger als 30 Jahre, wurden anonym als „N.N“ (No Name) bestattet. Dr. Simić bewahrt DNA-Proben auf, um bei Bedarf Angehörigen Gewissheit zu verschaffen.

Menschenwürdige Bestattung

Bei der Konferenz „Gestoppte Träume an Europas Außengrenzen“ forderten Akteur:innen aus Bosnien, Kroatien und Serbien eine menschenwürdige Bestattung und die Einrichtung einer DNA-Datenbank. Justizministerin Alma Zadić (Österreich) betonte per Videobotschaft die Bedeutung menschenwürdiger Grabstätten.

Die Forschungsplattform 4D verzeichnet 346 bestätigte Tote zwischen 2014 und Dezember 2023 allein in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens. Die Gräber der Geflüchteten wurden zuvor vernachlässigt und galten als „Schande für Europa“.

Die grüne Nationalratsabgeordnete Bedrana Ribo bezeichnete die Missachtung der Menschenrechte an den EU-Außengrenzen als unwürdig für Europa. Gäste aus Österreich, darunter die Omas gegen Rechts und die Diakonie, nahmen an den Gedenkfeierlichkeiten teil. Auch ARD und ZDF produzieren Dokumentationen über die Tragödie auf der Balkanroute.

Petar Rosandić, Obmann der SOS Balkanroute, betont die Notwendigkeit, von den Menschen vor Ort zu lernen und die Verantwortlichen für Grenzgewalt zur Rechenschaft zu ziehen.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.