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Betrugsmasche

Neuer Telefonbetrug mit geklonten Stimmen im Umlauf

(FOTO: iStock/Tero Vesalainen)
(FOTO: iStock/Tero Vesalainen)

Eine Hörerin des Radiosenders Ö3, erlebte den Albtraum jeder Mutter: die verzweifelte Stimme ihrer Tochter am Telefon, die stammelnd sagte: „Ich kann kaum reden, weil mein Mund voller Blut ist“. Was zunächst wie ein tragischer Unfall klang, entpuppte sich als perfide Betrugsmasche.

Edda, eine Hörerin des Radiosenders Ö3, erinnert sich an die Worte ihrer Tochter: „Sie hat gestammelt, aber in ihrer typischen Art und Weise, wenn sie hysterisch ist. Ich hätte meine Hand ins Feuer gelegt, dass ich meine Tochter gehört habe.“ Doch als das Gespräch abrupt endete und ein vermeintlicher Polizist mit auffälligem Akzent persönliche Daten abfragte, schrillten bei Edda die Alarmglocken. Ein Kontrollanruf bei ihrer Tochter brachte die Erleichterung. Sie war wohlauf und nicht in einen Unfall verwickelt. Die Stimme der Tochter war von Betrügern geklont worden.

Microsoft warnt

Die Technologie, die hinter dieser Betrugsmasche steckt, entwickelt sich mit beängstigender Geschwindigkeit. Waren vor wenigen Monaten noch fünf Sekunden Sprachfetzen notwendig, um eine Künstliche Intelligenz (KI) zu trainieren, Stimmen zu imitieren, so sind es jetzt nur noch drei Sekunden, warnt Microsoft. Ein „Gegengift“ gegen diese Form des Betrugs gibt es derzeit noch nicht, und auch in naher Zukunft ist keines in Sicht.

KI-imitierte Stimmen

Die Telekommunikationsanbieter, die Telekombehörde RTR und das Bundeskriminalamt arbeiten zwar an Lösungen, um solche Anrufe abzufangen oder zumindest einen Warnhinweis auszuspielen, doch aktuell sind sie noch nicht in der Lage, KI-imitierte Stimmen von echten zu unterscheiden. Das Bundeskriminalamt rät daher zur Wachsamkeit und dazu, sich nicht von den Emotionen überwältigen zu lassen.

Familienpasswort

Eine mögliche Abwehrstrategie gegen Betrüger, die mit geklonten Stimmen arbeiten, könnten persönliche Passwörter sein. Das Bundeskriminalamt empfiehlt ein Wort oder eine Frage, die so persönlich ist, dass sie nirgends im Internet zu finden ist. „Was hat Tante Gerti sonntags immer im Kaffeehaus bestellt?“, könnte eine solche Frage sein, die jeder in der Familie beantworten kann.

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Obwohl die europäischen Polizeibehörden diese Betrügereien beobachten, finden sich in den Kriminalstatistiken noch keine gemeldeten Fälle von Telefonbetrug durch geklonte Stimmen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter ihre Opfer gezielt aussuchen und viel Zeit in die Vorbereitung ihrer Taten investieren. Doch ohne Anzeige oder Meldung können die Ermittler ihre Arbeit nicht beginnen. Daher der dringende Appell: Melden Sie Verdachtsfälle!

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.