Die malerischen blau-weißen Häuser der griechischen Inseln – wie Mykonos und Santorini – sind aus der Welt der Reise- und Urlaubsfotografie kaum wegzudenken. Doch was steckt hinter dieser charakteristischen Farbwahl, die sich auf den Inseln der Kykladen entlang des Mittelmeers erstreckt? Die Gründe reichen von praktischen Entscheidungen bis hin zu historischen Ereignissen.
Ursprünglich wurden die Häuser auf Inseln wie Mykonos, Paros und Naxos aus Stein errichtet. Dies war eine pragmatische Wahl, bedingt durch den Mangel an Holz aufgrund der felsigen Beschaffenheit der Ägäis-Inseln. Die dunklen Steine erwiesen sich in den heißen griechischen Sommern als problematisch. Sie absorbierten das Sonnenlicht und ließen die Innentemperaturen unerträglich hoch werden. Um dem entgegenzuwirken, begannen die Bewohner die Steine weiß zu streichen. Dadurch wollten sie die Sonne abwehren und ihre Innenräume angenehmer gestalten.
Ein weiterer Faktor, der zu der ikonischen blau-weißen Farbgebung der Inselhäuser beitrug, war eine nationale Anordnung aus dem Jahr 1938. Während der Diktatur von Ioannis Metaxas litt Griechenland unter einem Cholera-Ausbruch, und Metaxas befahl den Bürgern, ihre Häuser zu streichen. Die verwendeten Farben enthielten Kalk, ein starkes Desinfektionsmittel, das zur Bekämpfung der Krankheit beitrug. Da es zu dieser Zeit kaum andere Desinfektionsmittel gab, strich man die Häuser weiß, um bei der Eindämmung der Cholera zu helfen.
Die Akzentfarbe Blau, die häufig für Türen und Fensterläden in Verwendung ist, hat ihren Ursprung in der wirtschaftlichen Verfügbarkeit. Fischer und Seeleute strichen ihre Fenster und Fensterläden mit dem, was nach dem Streichen ihrer Boote übrig blieb. Aufgrund der verwendeten Materialien war Blau die preiswerteste Farbe. Das blaue Pigment wurde aus einer Mischung aus Kalk und einem Reinigungsmittel namens „loulaki“ hergestellt, einer Art blauem Talk, der für die meisten Inselbewohner leicht verfügbar war.
Während der griechischen Militärdiktatur von 1967 wurde die blau-weiße Farbgebung der Inselhäuser verpflichtend. Man erhoffte sich, dass sie Patriotismus und den griechischen Nationalismus fördern würde. 1974 wurde ein Gesetz erlassen, das vorschrieb, dass die Häuser auf den griechischen Inseln blau-weiß gestrichen werden sollten. Obwohl die Vorschriften gelockert wurden, bleiben die Farben eine große Touristenattraktion und werden von Inselbewohnern aus praktischen und touristischen Gründen weiterhin verwendet.
Besucher der Kykladen entdecken heute noch originelle Häuser in verschiedenen Farben, aber das blau-weiße Design dominiert weiterhin. Die griechischen Inselhäuser sind weltbekannt für dieses beliebte Farbschema und symbolisieren die bewegte Geschichte und pragmatischen Entscheidungen, die zu ihrer einzigartigen Architektur geführt haben.
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