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Großprojekt

„Budgetrelevantes Projekt“: Regierungsspitze plant Holocaust-Museum in Wien

Am 7. Mai 2025 nahmen Bundeskanzler Christian Stocker (m.), Vizekanzler Andreas Babler (l.) und Bundesministerin Beate Meinl-Reisinger (r.) am Pressefoyer nach dem Ministerrat teil.
FOTO: BKA/Christopher Dunker

Acht Jahrzehnte nach Kriegsende bekennt sich Österreich zu seiner historischen Verantwortung. Die Regierungsspitze kündigt ein Holocaust Museum in Wien an.

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes hat die österreichische Bundesregierung ihre Verantwortung für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit bekräftigt. Bei der Pressekonferenz nach dem Ministerrat erinnerten Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP), Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos) gemeinsam an die Gräueltaten des Nationalsozialismus und betonten die Notwendigkeit, diese im kollektiven Gedächtnis zu bewahren. Die Regierungsspitze räumte dabei ein, dass Österreich seine historische Verantwortung lange Zeit nicht wahrgenommen hatte – statt einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Täterrolle dominierte jahrzehntelang die Selbstdarstellung als erstes Opfer Hitler-Deutschlands.

Umgesetzte Maßnahmen

In ihrer offiziellen Stellungnahme verweist die Bundesregierung auf bereits umgesetzte Maßnahmen zur Aufarbeitung der NS-Zeit. Als wesentliche Schritte werden der Nationalfonds für NS-Opfer, das Washingtoner Abkommen (Vereinbarung zur Entschädigung von NS-Opfern), die gesetzlichen Regelungen zur Restitution von Kunstwerken sowie die Möglichkeit zur Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft für Verfolgte und deren Nachkommen genannt. Zudem würdigte die Regierung die bedeutende Arbeit von Institutionen wie dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, dem Vienna Wiesenthal-Institut und dem Haus der Geschichte Österreich. Gleichzeitig wurde eingeräumt, dass in verschiedenen Bereichen der Erinnerungskultur noch erheblicher Nachholbedarf bestehe.

Holocaust Museum geplant

Als konkretes neues Projekt beschloss der Ministerrat am Mittwoch die Einleitung eines Prüfverfahrens zur Errichtung eines Holocaust Museums in Wien. Bundeskanzler Stocker bezeichnete dieses Vorhaben als „richtiges Zeichen“. Die geplante Einrichtung soll mehrere Funktionen erfüllen – als Ort des Sammelns, der Bildung, der Forschung und des Gedenkens. Nach den Vorstellungen der Regierung soll damit ein Raum entstehen, der sowohl die kritische Auseinandersetzung mit der österreichischen Tätergeschichte ermöglicht als auch die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus bewahrt.

Die geplante Einrichtung soll einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in Österreich leisten.

Machbarkeitsstudie in Endphase

Wie Staatssekretär Alexander Pröll im April 2025 bestätigte, befindet sich die Machbarkeitsstudie für das Holocaust-Museum bereits in einer fortgeschrittenen Phase. Die Ergebnisse sollen voraussichtlich im Mai oder Juni dem Ministerrat präsentiert werden. Pröll spricht sich klar für Wien als Standort aus, wobei die konkrete Lokalität innerhalb der Hauptstadt noch Gegenstand der Beratungen ist. Das Museum wird nach dem Vorbild internationaler Einrichtungen wie jener in Washington D.C. konzipiert und gilt als „großes, budgetrelevantes Projekt“. Die Regierung betont die Notwendigkeit eines sorgfältigen Planungsprozesses unter Einbeziehung aller relevanten Organisationen und Experten aus dem Bereich der Holocaust-Forschung und Erinnerungskultur.