Die Rewe Investition Österreich markiert mit 600 Millionen Euro das größte Infrastrukturprojekt des Handelsriesen im Land. Das neue Logistikzentrum in Wiener Neudorf soll bis 2030 fertiggestellt sein.
Die deutsche Rewe-Gruppe signalisiert durch ihren Entschluss für ein beachtliches Investitionsvolumen in Österreich ein deutliches Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort, betonte Haraszti. In der vergangenen Woche erfolgte die Bewilligung des umfangreichen Investitionspakets durch den Aufsichtsrat des deutschen Handelsriesen. Das Vorhaben umfasst ein Finanzierungsvolumen von 600 Millionen Euro und markiert damit das umfangreichste Infrastrukturvorhaben in der Geschichte des Unternehmens auf österreichischem Boden sowie die größte privatwirtschaftliche Investition der jüngeren Vergangenheit in Niederösterreich.
Die Bauarbeiten für das neue Logistikzentrum sollen 2026 beginnen, wobei die Fertigstellung für 2030 vorgesehen ist. Für die Errichtung des neuen Trockensortiment-Lagers werden bereits vorhandene bebaute Areale des Konzerns am Standort der Unternehmenszentrale in Wiener Neudorf im niederösterreichischen Bezirk Mödling genutzt.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) zeigte sich über das Investitionsprogramm des Handelskonzerns erfreut. „Gerade in herausfordernden Zeiten ist dieses Investment der Rewe Group ein starkes Bekenntnis zum Standort Österreich“, so Hattmannsdorfer in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA.
Das Rewe-Investment stärke „nicht nur die Nahversorgung“, sondern vor allem „auch Produzentinnen und Produzenten, Zulieferbetriebe und tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“ in Österreich.
Kartellstrafe und Umsätze
Bei der Entscheidung für die 1,5 Milliarden Euro schwere Investition spielte laut Rewe-Österreich-Chef Haraszti die vom Obersten Gerichtshof (OGH) als Kartellobergericht im Februar verhängte Rekordstrafe von 70 Millionen Euro keine Rolle. Auslöser für diese Sanktion war die verspätete Meldung einer Geschäftsflächenübernahme in Wels bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).
Aufgrund der außergewöhnlich hohen Geldbuße bereitet Rewe gegenwärtig eine Individualbeschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) vor, da sich das Unternehmen in mehreren Rechten beeinträchtigt fühlt. Der Billa/Bipa-Chef unterstrich, dass die bereits entrichtete Strafzahlung weder Auswirkungen auf die Unternehmensstrategie habe noch von Mitarbeitern oder Kunden kompensiert werden müsse.
Der Handelskonzern zeigt sich mit der Geschäftsentwicklung 2024 „sehr zufrieden“, ungeachtet der anhaltenden Rezession in Österreich und der gedämpften Konsumneigung. Im Vorjahr gelang Rewe in Österreich eine Steigerung des Brutto-Gesamtumsatzes um 4,8 Prozent auf 10,94 Milliarden Euro mit seinen Marken Billa, Billa Plus, Bipa, Adeg, Penny und Rewe Austria Touristik.
Bei Billa und Billa Plus machten Aktionsangebote etwa 40 Prozent aus, während der Anteil der Eigenmarken bei 32 Prozent lag. Ende 2024 beschäftigte der Handelskonzern in Österreich mehr als 46.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 2.500 Filialen.
Das Lebensmittelsegment verzeichnete ein Wachstum von 3,9 Prozent, während die Erlöse bei Bipa um 5,9 Prozent zulegten. Zum Vergleich: Die von der Statistik Austria erfasste Inflation belief sich im Vorjahr auf 2,9 Prozent, Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich um 2,6 Prozent.
Zukunftsstrategien
Die Online-Umsätze von Billa und Bipa wuchsen 2024 um 11 Prozent auf 114 Millionen Euro. Im Dezember des vergangenen Jahres stellte Billa aus wirtschaftlichen Erwägungen nach neun Jahren die österreichweite Hauszustellung außerhalb des Großraumes Wien ein. Seitdem erfolgt die eigene Zustellung nur noch in Wien und in Teilen Niederösterreichs sowie des Burgenlands.
Im Coronajahr 2020 verlor Rewe erstmals nach Jahrzehnten an der Spitze die Marktführerschaft an den Wettbewerber Spar, und seitdem vergrößert sich der Abstand. Im Jahr 2024 erhöhte Spar seinen Marktanteil im österreichischen Lebensmittelhandel auf 36,9 Prozent, während Rewe einen Rückgang auf 33,6 Prozent verzeichnete, wie das Online-Fachmagazin „Key Account“ unter Berufung auf NielsenIQ-Daten berichtete.
Der Handelsmanager gab eine neue Zielvorgabe bekannt, wonach bis 2030 etwa 200 Billa-Supermärkte von selbständigen Kaufleuten geführt werden sollen. Seit 2022 wurde das „Kaufleute-Modell“ an 23 Standorten implementiert. Ursprünglich wollte Billa bis Ende 2026 rund 100 Filialen von selbständigen Kaufleuten führen lassen.
Der Billa/Bipa-Chef bewertet die von der neuen Regierung angekündigte Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten bei Selbstbedienungsgeschäften positiv. „Nahversorger, die gänzlich digital oder in Randzeiten digital und ohne angestelltes Personal betrieben werden, werden aus dem Öffnungszeitengesetz ausgenommen“, lautet die Formulierung im Regierungsprogramm.
Billa testet seit einigen Jahren bereits Selbstbedienungsboxen. Eine Billa-Box (50 Quadratmeter) mit Selbstbedienungskassa bietet ungefähr 1.000 Artikel. Probeweise steht eine Box in Wiener Neudorf gegenüber der Rewe-International-Konzernfiliale und in Vösendorf.
Eine weitere Billa Box wird in den kommenden Wochen am Verteilerkreis in Wien-Favoriten eröffnet.
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