Jahrelang war China als weltweit führender Produzent von Plagiaten und Produktpiraterie bekannt. Doch die Zeiten ändern sich: Mit dem internationalen Erfolg chinesischer Marken steigt auch ihre Attraktivität für Produktpiraten. Obwohl China nach wie vor eine Hauptquelle für gefälschte Markenprodukte darstellt, hat sich Thailand als neuer Akteur etabliert.
Lange Zeit waren es westliche Unternehmen, die sich über chinesische „Copycats“ beschwerten. Heute sind es jedoch zunehmend chinesische Marken und Unternehmen, die ins Visier der Plagiatoren aus anderen Ländern geraten. Dabei handelt es sich nicht nur um billige Fälschungen, sondern auch um täuschend echt aussehende, qualitativ hochwertige Kopien. Von Bekleidungsartikeln über Pharmazieprodukte bis hin zu Fahrzeug- und Maschinenteilen – gefälscht wird nahezu alles.
Ähnliche Namen und Logos
Das Wall Street Journal berichtete kürzlich über den Rechtsstreit zwischen der chinesischen Teegetränkekette Hey Tea und ihrem vermeintlichen Klon Hee Tea aus Singapur. Ein weiteres Beispiel ist Luckin Coffee, ein Konkurrent der US-Kaffeehauskette Starbucks, der sich mit einem Nachahmer aus Thailand auseinandersetzt. In beiden Fällen sind die Ähnlichkeiten im visuellen Erscheinungsbild der Unternehmen, insbesondere der Logos, frappierend.
Der Grund ist, dass in Thailand, wie in China auch, der zum Zug kommt, der die Marke als Erster schützen lässt. 50R, der Konzern hinter dem mutmaßlichen thailändischen Doppelgänger, habe in Thailand an die 200 Marken – in chinesischer Schrift – registrieren lassen, darunter auch solche wie TikTok, Chanel und Tesla.
Die zunehmende Fälschung von chinesischen Marken hat auch zu einer steigenden Anzahl von Rechtsstreitigkeiten geführt. Laut der China National Intellectual Property Administration (CNIPA) gab es 2022 mehr als sechs Millionen Patentanmeldungen in China. Darüber hinaus hat China auch im Inland die rechtlichen Rahmenbedingungen verschärft, mit höheren Strafen und kürzeren Verfahren. Dies zeigt sich in einer Zunahme der entsprechenden Verfahren um über 50 Prozent seit 2018.

Mit dem internationalen Erfolg chinesischer Marken wachsen auch die Herausforderungen. „Je erfolgreicher und bekannter eine Marke sei, desto anziehender sei sie für Nachahmer“, so Catherine Lee, Rechtsanwältin und Partnerin bei Dentons Rodyk, die Hey Tea vertritt. Chinesische Unternehmen müssen daher künftig nicht nur ihre Marken schützen, sondern auch deren Nutzung im Ausland im Auge behalten. Denn wie die aktuellen Entwicklungen zeigen, kann der Erfolg einer Marke auch zu Fallstricken führen – in Form von Plagiaten und Produktpiraterie.
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