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Testament

Franziskus‘ letzter Wille: Papst bricht mit 350-jähriger Grabtradition

Ein Bild von Papst Franziskus bei einer Messe in der St. Patrick’s Cathedral in Melbourne.
FOTO: EPA-EFE/LUKAS COCH

Statt im Petersdom will Franziskus in seiner Lieblingskirche ruhen – ein Bruch mit jahrhundertealter Tradition. Sein Testament offenbart persönliche Wünsche für die letzte Reise.

Papst Franziskus hat in seinem Testament seinen letzten Wunsch bezüglich seiner Ruhestätte festgehalten. Der Vatikan veröffentlichte das Dokument am Montagabend, etwa zwölf Stunden nach dem Tod des Kirchenoberhauptes. In dem auf den 29. Juni 2022 datierten Schriftstück äußerte der Pontifex, er spüre, dass sich sein irdisches Leben dem Ende zuneige, weshalb er seine Bestattungswünsche niederlegen wolle. Der Papst vermerkte darin seine tiefe Verbindung zur Gottesmutter Maria, der er sein Leben und geistliches Amt stets anvertraut habe.

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Sein ausdrücklicher Wunsch: Seine „letzte irdische Reise“ solle in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore unweit des römischen Hauptbahnhofs enden – jener Kirche, die er selbst als seine Lieblingskirche in Rom bezeichnete. Die aus dem 5. Jahrhundert stammende Basilika zählt zu den vier päpstlichen Hauptkirchen Roms und ist der Jungfrau Maria geweiht.

Seit Beginn seines Pontifikats pflegte Franziskus die Tradition, vor seinen Reisen dort zu beten. Vor der Marienikone „Salus Populi Romani“ (Heil des römischen Volkes) verneigte er sich zum Gebet – nach Zählung vatikanischer Chronisten mehr als hundertmal. Seinen letzten unangekündigten Besuch stattete er der Basilika am Palmsonntag ab.

Historische Bedeutung

In Santa Maria Maggiore befinden sich bereits die Grabstätten von sechs Päpsten. Der letzte dort beigesetzte Pontifex war Clemens IX. im Jahr 1669. Seither wurden Päpste üblicherweise im Petersdom oder in den vatikanischen Grotten bestattet. An diesen Orten ruhen auch Franziskus‘ Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI.

Die Entscheidung des Papstes für Santa Maria Maggiore hat tiefe symbolische Bedeutung. Die Basilika gilt als älteste Marienkirche des Westens und spiegelt die ausgeprägte Marienfrömmigkeit wider, die das gesamte Pontifikat von Franziskus kennzeichnete. Mit dieser Wahl bricht er nicht nur mit einer über 350 Jahre alten Tradition, sondern bekräftigt auch nach seinem Tod seine Verbundenheit zur Gottesmutter Maria.

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Während seiner Amtszeit reduzierte Franziskus den zeremoniellen Aufwand rund um das Papstamt. Dieser Haltung entsprechend verfügte er in seinem Testament, dass sein Grab „einfach, ohne besonderen Schmuck und mit der einzigen Inschrift: Franciscus“ gestaltet werden solle. Zudem wünschte er eine Erdbestattung.

Letzte Ruhestätte

Konkret bat er darum, „dass mein Grab in der Nische des Seitenschiffs zwischen der Paulinischen Kapelle (Kapelle des Salus Populi Romani) und der Sforza-Kapelle der genannten päpstlichen Basilika vorbereitet wird“. Den Abschluss des etwa einseitigen Testaments bildet ein persönliches Bekenntnis des Papstes: „Das Leid, das mir in der letzten Zeit meines Lebens widerfahren ist, habe ich dem Herrn für den Weltfrieden und die Brüderlichkeit unter den Völkern geopfert.“

Während seines Pontifikats hatte der Papst wiederholt zum Frieden aufgerufen und Kriege sowie bewaffnete Konflikte verurteilt. Das offizielle Dokument trägt das Datum des 29. Juni 2022.

Nach Angaben des Vatikans verstarb Franziskus am Ostermontag um 7.35 Uhr an den Folgen eines Schlaganfalls. Dieser führte zu einem Koma und einem „irreversiblen“ Herzversagen, wie aus dem am Abend veröffentlichten Totenschein hervorgeht. Der Papst litt demnach an mehreren Vorerkrankungen, darunter Ateminsuffizienz, beidseitige Lungenentzündung, Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck.

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Mit seinem Wunsch, in Santa Maria Maggiore bestattet zu werden, bricht Papst Franziskus mit der jahrhundertelangen Tradition seiner Vorgänger, die ihre letzte Ruhestätte im Vatikan fanden.