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REPORTAGE

Frauen, Mütter, Managerinnen

MAJA Puškarić (40)
Inhaberin einer Marketingagentur
Studienabschluss: Rochester Institute of Technology, Dubrovnik, Kroatien
In Österreich seit: 2018
Kinder: Fabiana (15), Gabriel (13), Maksim (8)
(FOTO: Floretina Olareanu)

KOSMO: Sie sind eine erfolgreiche Mutter und Geschäftsfrau: Wie ist es Ihnen gelungen, diese beiden Lebensbereiche unter einen Hut zu bringen?
Maja Puškarić: Es ist nicht leicht, Mutter und Geschäftsfrau zu sein, vor allem wenn man am Balkan aufgewachsen ist. Die Zeit, in der wir leben, hat nichts mit der Zeit gemeinsam, in der wir groß geworden sind. Es ist schwer, das, was wir mitgebracht haben, mit dem, was heute von uns verlangt wird, zu vereinbaren. Ich war lange mit mir selbst unglücklich und unzufrieden, denn ich habe es einfach nicht geschafft, gleichzeitig eine brillante Mutter und eine brillante Geschäftsfrau zu sein. Ich habe einige Jahre gebraucht, um meine Prioritäten zu setzen und zu erkennen, was im Leben eigentlich wichtiger ist: eine zufriedene und erfüllte Frau und eine glückliche Familie oder ein auf Hochglanz geputztes Haus und gebügelte Kleidung. Alles, was uns frustriert, sollte man vermeiden oder an jemand anderen delegieren: Wir MÜSSEN NICHT alles selber machen.

Was war zuerst da, der Erfolg im Privatleben oder in der Karriere?
Ich habe zwar zuerst mit der Karriere begonnen, aber nach zwei Jahren kam schon das erste Kind und bald darauf das zweite. Ich habe oft darüber nachgedacht, dass meine Kollegen beruflich um die Welt reisten und glänzende Karrieren machten, während ich mit meinen Windeln in meiner Rolle als Hausfrau feststeckte. Nach drei Jahren bin ich mit viel mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen in den Beruf zurückgekehrt, denn ich hatte verstanden, dass ich, wenn ich Mutter sein konnte, absolut ALLES schaffen kann. Mit 33 Jahren habe ich das dritte Kind bekommen, mit dem unsere Familie vollständig war. Ich bin glücklich und dankbar, dass ich diese Lebensphase erlebt habe, als ich noch viel jünger und kompromissbereiter war.

Haben Sie je daran gezweifelt, „an beiden Fronten kämpfen” zu können?
Ja, ich habe oft daran gedacht, denn ich habe einen Buben, der eine Autismus-Spektrum-Störung hat und zu Schulbeginn noch nicht selbständig war. Damals war ich eine von drei Partnerinnen in einer Marketingagentur und ich habe nur halbtags gearbeitet, damit ich mich um unser Kind kümmern konnte, das mehr Zeit und Aufmerksamkeit von uns forderte. Ich habe daran gedacht, die Arbeit aufzugeben, aber dann habe ich mir vorgestellt, wie es mir gehen würde, wenn ich nur noch zu Hause wichtig ist. Auf eines von beiden zu verzichten, war nie eine Option, aber ich wusste, dass mit mehreren Kindern alles erheblich schwerer und vielleicht sogar unmöglich geworden wäre. Dieses Risiko sind wir daher bewusst nicht eingegangen.

Die Arbeit erfüllt uns und lässt uns wachsen, die Familie ist unser Halt und unser größter Schatz, aber die Kraft, die wir brauchen, kommt aus uns selbst.

Maja Puškarić

Wie wichtig ist die Unterstützung des Partners?
Ich würde nicht sagen, wichtig, sondern entscheidend! Wenn wir uns nicht gegenseitig ergänzt hätten, wären meinMann und ich weder im Beruf noch als Eltern erfolgreich gewesen. Ich würde nicht sagen, dass er MIR im Haushalt und bei der Kinderbetreuung hilft, denn es sind ja unsere gemeinsamen Kinder und unser gemeinsamer Lebensraum. Wir unterstützen uns gegenseitig in der Arbeit und bei persönlichen Entscheidungen, die wir treffen, sowie auch bei der Kindererziehung. Wir haben häufig Situationen, in denen einer von uns eine Entscheidung treffen muss und dafür auf den Verstand des anderen hört, da sind wir einander eine große Hilfe.Ana: Es gibt den bekannten Spruch, dass die Wahl des Partners eine der wichtigsten Karriereentscheidungen ist. Mit Unterstützung ist alles viel leichter und schöner, vor allem, wenn man die Erfolge und Misserfolge miteinander teilt und wenn man sein Leben gemeinsam partnerschaftlich aufbaut. Aber wenn beide mit Volldampf arbeiten, ist die Unterstützung der weiteren Familie in bestimmten Phasen genauso wichtig. Danke an alle Großmütter, die ihren Töchtern in diesen Phasen eine Karriere ermöglichen.

Was ist Ihre Botschaft an die jungen Frauen, die gerade am Beginn ihrer Karriere stehen?
Ich habe zwei Mottos, die mich durchs Leben begleiten: „Die Tüchtigen haben Glück” und „Wenn du dich nicht zuerst um dich selber kümmerst, kannst du dich auch um andere nicht kümmern”. Wir Frauen verlieren uns oft in unseren täglichen Pflichten in der Arbeit und in der Familie. Wir spielen verschiedene Rollen und vergessen oft die wichtigste: Wer sind wir? Uns für uns selber Zeit zu nehmen, ist das Wertvollste, was wir tun können. Die Arbeit erfüllt uns und lässt uns wachsen, die Familie ist unser Halt und unser größter Schatz, aber die Kraft, die wir brauchen, um jeden Tag erfolgreiche Geschäftsfrauen, wunderbare Mütter und geliebte Ehefrauen zu sein, kommt aus uns selbst.

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