Gewessler wurde neue Grünen-Bundessprecherin nach einem überraschend schnellen Auswahlprozess. Die Ex-Klimaministerin gesteht Fehler ein und vollzieht bemerkenswerte Kurskorrekturen.
In einer überraschend reibungslosen Personalie wurde die ehemalige Klimaministerin Leonore Gewessler zur neuen Bundessprecherin der österreichischen Grünen ernannt. Die Entscheidung folgte unmittelbar auf die Bekanntgabe ihrer Kandidatur am Mittwoch, nachdem sich potenzielle Mitbewerber wie Ex-Justizministerin Alma Zadić und der oberösterreichische Landesparteichef Stefan Kaineder zurückgezogen hatten. Gewessler tritt damit das politische Erbe von Werner Kogler an der Parteispitze an.
⇢ Knaller: Gewessler kandidiert für Grünen-Spitze!
Im Rahmen eines ZiB2-Interviews mit Marie-Claire Zimmermann vollzog die neue Parteichefin eine bemerkenswerte Kurskorrektur. „Wir haben zu wenig zugehört“, gestand Gewessler unumwunden ein und verwies auf die Regierungsbeteiligung, in der „einiges verloren gegangen sei“. Angesichts der jüngsten politischen Umwälzungen durch die US-Wahlen betonte sie die Notwendigkeit neuer politischer Antworten und unterstrich die Relevanz der europäischen Integration: „Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, dass wir Teil der EU sind.“
Politische Neuausrichtung
Bemerkenswert ist Gewesslers Positionierung in der Wirtschaftspolitik. Als Reaktion auf die Trump-Ära plant sie, Digitalkonzerne wie Apple oder Google stärker zu regulieren. Während sie grundsätzlich für Freihandel eintritt, positioniert sie sich beim umstrittenen Mercosur-Abkommen (Freihandelsabkommen zwischen der EU und südamerikanischen Staaten) klar: „Ich stehe klar auf der Seite der Bauern.“
In der Sicherheitspolitik vollzieht sie einen für die Grünen beachtlichen Kurswechsel – die Aufrüstung der EU befürwortet sie ohne Umschweife: „Wir müssen uns stark genug aufstellen, um den Frieden zu erhalten.“ Diese Haltung markiert eine deutliche Distanzierung von der pazifistischen Tradition der Partei, die historisch aus der Friedensbewegung hervorgegangen ist.
Direkte Bürgernähe
Der direkte Dialog mit der Bevölkerung steht im Zentrum ihrer strategischen Neuausrichtung. Gewessler strebt eine verständlichere Kommunikation an und will den Diskurs bewusst in den öffentlichen Raum verlagern. „Wir können uns nicht nur darauf verlassen, dass Dinge im Hörsaal funktionieren“, erklärte sie und verwies auf konkrete Pläne für Diskussionsveranstaltungen in Gasthäusern.
Bereits jetzt habe eine Wirtin sie eingeladen, in ihrem Lokal eine Debatte zu organisieren.
Konfrontiert mit den aktuell schwachen Umfragewerten der Partei zeigte sich Gewessler entschlossen. Sie begründete ihre Motivation zur Kandidatur mit einer persönlichen Note – sie denke an ihre beiden Nichten und deren Zukunftsperspektiven.
„Genau deshalb werde ich unterwegs sein, zuhören und Vertrauen zurückgewinnen.“
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