Die Wiener Gastronomie steht an einem Wendepunkt: Angesichts des Fachkräftemangels sind innovative Ausbildungsansätze und gezielte Umschulungen gefragt. Die Fachgruppe Gastronomie Wien zeigt Wege auf, die Branche attraktiver zu gestalten und neue Talente zu gewinnen.
Eine Branche mit vielen Krisen
Die Wiener Gastronomie hat bereits mehrere Krisen durchlebt: Rohstoffpreiserhöhungen, Lieferkettenprobleme und schließlich auch die COVID-19-Pandemie. Letztere führte zu einem massiven Abgang von zahlreichen erfahrenen Fachkräften aus der Gastronomie, da viele Mitarbeiter während der Lockdowns andere Karrierewege suchten bzw. in andere Branchen wechselten.
Die Unsicherheit und die finanziellen Schwierigkeiten der Betriebe verstärkten den Druck, was zu einer Verschärfung des Fachkräftemangels in der Gastronomie führte. „Eine Herausforderung ist der Mitarbeitermangel. Wir setzen alles daran, unsere Branche attraktiver zu gestalten“, erklärt Fachgruppen-Obmann Peter Dobcak.
„Es fehlen auch immer mehr Hilfskräfte“
„Mittlerweile fehlt es nicht nur an den Fachkräften, sondern es fehlen auch immer mehr Hilfskräfte. Ich kann nicht Manager, Koch, Reinigungskraft und Büromitarbeiter zusammen sein.“ sagt Dobcak und fordert eine gemeinsame Lösungsfindung. „Hervorzuheben ist auch, dass Österreich historisch für seine herausragende Ausbildung in der Gastronomie bekannt ist: Wir haben viele hochqualitative Ausbildungsstätten“.
Obwohl die Anzahl der Lehrlinge derzeit geringer ist, besteht die Chance, durch gezielte Maßnahmen das Interesse an Gastronomieberufen zu steigern. „Wir müssen das Image der Branche verbessern und zeigen, wie spannend die Ausbildung ist“, fordert Dobcak. Um dies umzusetzen, wird proaktiv an der Gewinnung potenzieller Fachkräfte und der Erhöhung von beruflicher Anerkennung in der Gastro gearbeitet.
Qualität und Vielfalt in der Ausbildung
Die Qualität der Ausbildung ist entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Gastronomie. „Österreich kann auf eine lange Tradition exzellenter Gastronomieausbildung zurückblicken“, betont Dobcak. Innovative Methoden gepaart mit etablierten Erfahrungswerten sind der Schlüssel, um neue Talente zu fördern. Lehrlinge sollten nicht nur als zusätzliche Arbeitskräfte betrachtet werden, sondern die Möglichkeit erhalten, in verschiedenen Betrieben vielfältige Erfahrungen zu sammeln.
„Österreich kann auf eine lange Tradition exzellenter Gastronomieausbildung zurückblicken.”
„Die Ausbildungen am Judenplatz oder im Modul etwa sind top! Hier kommen Fleischer zum Beispiel mit einem ganzen Hirschen und die Schülerinnen und Schüler lernen, wie man das Tier verarbeitet – vom Schwanz bis zur Nase quasi,“ so schlägt Dobcak vor, dass Lehrlinge durch unterschiedliche Stationen im Betrieb lernen, was ihre Fähigkeiten stärkt und sie besser auf die Branche vorbereitet: „Die Gastgewerbefachschule GAFA bietet auch diverse Sommelière- oder Barista-Kurse an“.
Gastfreundschaft und Service
Ein wichtiges Element ist das unternehmerische Denken, das während der Ausbildung gefördert werden sollte, also auch Gastfreundschaft und Service. Dieses ganzheitliche Verständnis könnte dazu führen, dass Lehrlinge zu kompetenten Fachkräften werden, die bereit sind, eigene Betriebe zu führen und somit zur Belebung der Branche beitragen.
Steuererleichterungen für Boni
Ein weiterer sinnvoller Punkt wäre auch eine Reduzierung der Lohnnebenkosten und Steuererleichterungen für Boni, um die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen. „Wenn die Mitarbeiter von der zusätzlichen Arbeit profitieren, wird das die Branche stärken“, ist Dobcak überzeugt. Auch die Integration älterer Fachkräfte in den Arbeitsmarkt kann wertvolle Erfahrungen und Perspektiven mit sich bringen.
„Umschulungen sind ein Schlüssel, um neue Talente zu gewinnen und die Branche zu beleben.“
Umschulungen und RWR-Kartenregelung
Ein weiterer wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Fachkräftemangels ist die Förderung von Umschulungen in der Gastronomie. Diese Programme ermöglichen es Menschen aus anderen Berufsbereichen, quer- und schnell einzusteigen und ihre Fähigkeiten gezielt einzusetzen. „Umschulungen sind ein Schlüssel, um neue Talente zu gewinnen und die Branche mit frischen Ideen zu beleben“, betont Dobcak.
Darüber hinaus kann die Rot-Weiß-Rot-Kartenregelung die Anwerbung internationaler Fachkräfte erleichtern und es qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland ermöglichen, in Österreich zu arbeiten und somit zur Diversität in der Branche beizutragen. Die Branche steht vor großen Herausforderungen aber auch Chancen, die Zukunft aktiv zu modernisieren und weiter zu florieren.
WIRTSCHAFTSKAMMER WIEN – Die Gastronomie
Website: www.wko.at/wien/gastronomie
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