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BANDENKRIEGE

Immer mehr Mafia-Morde in Belgrad: Rückkehr der 90er Jahre?

Mafia-Morde-in-Belgrad
(FOTO: zVg.)

Vergangenes Wochenende erschütterte ein weiteres Attentat die Straßen der serbischen Hauptstadt. Der Anwalt Dragoslav Ognjanović war dieses Jahr das 19. Opfer eines Bandenkrieges.

Der Anwalt des ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milošević, Ognjanović wurde am Samstag vor seiner Wohnung in Belgrad erschossen. (KOSMO berichtete) Wie serbische Medien berichteten, handelte es sich bei dem Attentat um einen „klassischen Hinterhalt“. Der Mord an einem ihrer Kollegen löste einen einwöchigen landesweiten Anwaltsstreik aus.

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Der vor allem als Anwalt des ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milošević bekannte Dragoslav Miša Ognjanović wurde am Samstag vor seiner Wohnung in Belgrad erschossen.

Krieg unter montenegrinischen Drogenbanden
Die größten Bandenbosse und andere zwielichtige Gestalten der serbischen Unterwelt waren in den vergangenen Jahren die Mandaten Ognjanovićs. „Wer wird es jetzt wagen, die Mandanten anwaltlich zu betreuen, die mit Mafiagruppen und Ermordungen zu tun haben?“, zeigt sich der bekannte Anwalt und Co-Innenminister, Božo Prelević empört.

Wie die „Deutsch Welle“ berichtet, sei auch der jüngste Mord dem Streit zwischen zwei verfeindeten Drogenringen zuzuschreiben. Ognjanović vertrat zuletzt den bekannten serbischen Mafiaboss Luka Bojović. Dieser sitzt derzeit in Spanien hinter Gittern, führt jedoch von dort aus seine Geschäfte weiter. Vergangenen Jahres wurden zahlreiche Personen, die Bojović nahe standen, ermordet – darunter auch sein Bruder.

Beide Drogenbanden stammen ursprünglich aus zwei benachbarten Orten in der Bucht von Kotor – Škaljari und Kavač. Ihren Krieg führen sie jedoch auf den Straßen von Belgrad, wo Bandenkriminalität abermals Hochkonjunktur hat.


„Nicht zu vergessen ist, dass eine der Parteien in diesem Mafiakrieg die offene Unterstützung des Staates hat“, twitterte der KRIK-Chefredakteur Stevan Dojčinović.

Korrupte Polizei, Politik und Justiz?
Zahlreiche Kriminalexperten sind sich sicher, dass auch hochrangige Polizisten, Politiker und Justizarbeiter in die Verbrechen verwickelt sind. „Von 124 Mafia-Morden, die der Belgrader Recherchebund KRIK seit 2012 registriert hat, wurden bis heute nur neun Fälle restlos aufgeklärt. In 87 Fällen gibt es nicht einmal Verdächtige“, ist im Artikel weiter zu lesen.

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„Serbien versinkt in Drogen. Und man sieht, dass dieselben Kriminellen rund um die Regierungspartei kreisen. Dieser Knotenpunkt von Kriminalität, Geld und Politik zerstört das Land und das Rechtssystem“, unterstrich Anwalt Prelević.

Auch wenn viele Kritiker scharf gegen den serbischen Präsidenten Aleksander Vučić und dessen Partei schießen, so gehen sie allerdings nicht so weit, zu behaupten, dass dieser die Mafia-Morde im Land billigt oder gar unterstützt. Vučić präsentiert auf der anderen Seite als starker Kämpfer gegen das Verbrechen.

Aber die Gesetzlosigkeit sei, einmal in Gang gesetzt, wie eine zu spät entdeckte Krebserkrankung, schrieb der Belgrader Richter Miodrag Majić auf Twitter: Man kann sie nicht kontrollieren.