Der besorgniserregende Anstieg der Jugendkriminalität bei Intensivtätern alarmiert die Behörden. Seit 2020 hat sich die Zahl tatverdächtiger Kinder fast verdoppelt, wobei einzelne Jugendliche bereits hunderte Straftaten begehen.
Die Zahl der tatverdächtigen Kinder zwischen zehn und 14 Jahren hat sich seit 2020 nahezu verdoppelt, wobei ausländische Staatsbürger 48 Prozent der Anzeigen ausmachen. Besonders auffällig ist die Zunahme bei syrischen Jugendlichen, deren Anteil an den Tatverdächtigen im Vergleich zum Vorjahr um fast 35 Prozent gestiegen ist. „Das Bundeskriminalamt setzt einen klaren Schwerpunkt auf die Bekämpfung der Jugendkriminalität“, erklärte Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts, unlängst bei der Präsentation der kriminalpolizeilichen Anzeigenstatistik 2024. „Bereits im März 2024 wurde die Einsatzgruppe Jugendkriminalität mit Abteilungsleiter Dieter Csefan ins Leben gerufen.“
Im Fokus stehen laut Csefan insbesondere sogenannte „Intensivtäter“. „Besonders alarmierend: Es gibt einzelne Jugendliche, die noch vor ihrem 14. Geburtstag bereits hunderte Straftaten begangen haben“, vor allem im Bereich der Eigentumskriminalität, begangen haben. Dazu gehören zum Beispiel Einbruchsdiebstähle in Pkw oder in Automaten.“ Der Leiter der Einsatzgruppe Jugendkriminalität beschreibt eine besorgniserregende Entwicklung: „Wir haben gesehen, dass die Straftaten natürlich ansteigen. Und zwar sowohl die Anzahl der Straftaten der Jugendlichen als auch die Brutalität.“
Die kriminelle Karriere beginne oft mit kleinen Diebstählen, setze sich mit Fahrzeugeinbrüchen fort und gipfele in schwerem Raub unter Einsatz von Messern. Allein in Wien seien über 220 Intensivtäter erfasst – Unmündige mit mehr als fünf Straftaten pro Jahr. Bei den sogenannten „Systemsprengern“, die mehr als 50 Delikte begehen, liege die Zahl bei etwa 30 bis 40 Personen.
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Hilfsmaßnahmen erforderlich
Eine verbesserte Vernetzung zwischen Bildungseinrichtungen und Behörden sei dringend erforderlich, ebenso wie Bezugspersonen für straffällig gewordene Jugendliche. Für Fälle, in denen diese Maßnahmen nicht ausreichen, fordert Csefan eine „stationäre Orientierungshilfe geben, wo straffällige Jugendliche, die eine große Anzahl an schweren Straftaten begangen haben, in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden können.“
Christian Reiner vom Verein „Rettet das Kind“ spricht von einem „Gesamtversagen“ der Eltern, Schulen und Behörden. Im Ö1-Morgenjournal betont er: „Jugendliche brauchen Beziehungen zu Personen, die für sie Vorbilder sein können.“ Außerdem müssten sie „Erlebnisse erleben dürfen, die abseits von Gewalttätigkeit für sie positiv sind“.
Reiner plädiert dafür, straffällige Jugendliche aus ihrem problematischen Umfeld herauszuholen, ohne sie zwangsläufig einzusperren. Eine Jugendstrafanstalt sei „ganz sicher nicht förderlich“ für die Entwicklung junger Menschen. Stattdessen schlägt er Einrichtungen nach Schweizer Vorbild vor: großzügige Areale, die kaum an Gefängnisse erinnern. „Die wohnen dort in Unterkünften und werden entsprechend betreut. Die haben dort die Möglichkeit, dass sie richtig Schule machen. Die leben dort ein gut angeleitetes Leben.“
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Stimmen vom Park
Der angemessene Umgang mit kriminellen Minderjährigen stand im Mittelpunkt einer Reportage des Ö1-Morgenjournals. Im Helmut-Zilk-Park in Wien-Favoriten sprachen Reporter mit Jugendlichen über ihre Erfahrungen. „Ab 16 Uhr beginnt’s, da kommen die ganzen Banden. Jungs- und Mädchenbanden“, berichten zwei Freundinnen im Alter von 15 und 16 Jahren. Sie differenzieren: „Manche sind schlimm, manche sind korrekt und sympathisch. Es kommt darauf an, wie man mit ihnen redet.“
Problematisch sei jedoch, dass „manche (Anm. der Jugendlichen) kommen immer nur für Probleme!“ Die Polizei erscheine gelegentlich, doch oft zu spät. „Ich habe gesehen, dass jemand einen anderen Typen geschlagen hat“, berichtet eines der Mädchen und erwähnt ein im Internet kursierendes Video der Auseinandersetzung. „Bis die Polizei kommt, sind schon alle weg.“
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Auf die Frage nach der elterlichen Reaktion antwortet sie: „Meine Eltern haben mir schon manchmal verboten, hier herzukommen. Wegen der ganzen Probleme, die hier passieren.“ Nach Angaben der Polizei leben viele straffällige Kinder unter 14 Jahren nicht mehr bei ihren Familien, sondern sind fremd untergebracht. Die überwiegende Mehrheit sei männlich.
Die beiden Mädchen im Helmut-Zilk-Park haben eine klare Haltung zu Konflikten: „Wenn wir ein Problem haben, dann klären wir das mit Worten und nicht mit den Händen.“
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