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HIGH-LIFE

Junges Paar kassiert über 200.000 Euro Sozialhilfe

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(FOTO: zVg., iStock/Stadtratte)

Ein Mann erstattete im August 2021 Anzeige auf der Polizeiinspektion Berndorf, dass seine Exfrau unter Verwendung seiner Personaldaten und ohne sein Wissen ein Gewerbe als sogenannter „Tippgeber“ angemeldet habe.

Die Erhebungen der Kriminaldienstgruppe der Polizeiinspektion Berndorf ergaben, dass die 28-jährige Beschuldigte mit ihrem neuen 29-jährigen Ehemann in Leobersdorf ein Büro betrieben habe und beide als Tippgeber für eine Maklerfirma in Ternitz tätig waren. Im Zeitraum von Februar 2020 bis Februar 2022 hätten die beiden etwa 85.000 Euro Vermittlungsprovision erwirtschaftet. Gleichzeitig hätten die beiden etwa 40.000 Euro an AMS-Hilfen bezogen, die ihnen aufgrund ihrer Einkünfte nicht zugestanden wären.

Im Februar 2020 habe die 28-Jährige begonnen, mehrfach Gewerbe (12 Mal) unter Verwendung der Personalien von Bekannten und Verwandten, zum Teil ohne deren Wissen, anzumelden. Durch Verwendung dieser erlangten Gewerbeberechtigungen habe die Beschuldigte im Zeitraum von August 2020 bis Oktober 2021 um Geldaushilfen aus dem Corona-Härtefall-Fonds sowie des Comeback-Bonus angesucht, wobei die dabei gemachten Angaben großteils frei erfunden waren. Auf verschiedene Konten wurden insgesamt über 88.000 Euro an Hilfsgeldern ausbezahlt.

Durch ihre Betrugshandlungen in der Zeit von Februar 2020 bis Februar 2022 entstand ein Schaden von 213.000 Euro zum Nachteil der Republik Österreich, dem AMS und der Haushaltsversicherung. Weiters soll die 28-Jährige versucht haben, eine Zeugin zu nötigen, indem sie deren 8-jährigen Sohn bedrohte.

Die Polizeibediensteten konnten zwei weitere Beschuldigte, ein Ehepaar aus dem Bezirk Baden, beide 37 Jahre, ausforschen, welche durch Falschangaben aus ihrer gewerblichen Tätigkeit („Tippgeber“) insgesamt 34.000 Euro unrechtmäßig aus dem Corona-Härtefall-Fonds sowie des Comeback-Bonus erhalten haben sollen.

Bei weiteren Erhebungen konnten die Ermittler insgesamt elf Beschuldigte aus Wien und dem Bezirk Baden – darunter auch die beiden Hauptbeschuldigten – ausforschen, die in der Maklerfirma in Ternitz als Makler tätig waren. Diese hätten die vorgelegten Unterlagen von Kreditansuchen gefälscht. Die Kreditnehmer wussten zum Großteil von diesen Fälschungen nichts. Bei Vorlage der echten Unterlagen wäre es zu keinen Kreditzusagen gekommen. Es wurden etwa 45 Kredite mit einem Gesamtvolumen von etwa 11.550.100 Euro beantragt, wobei es zu einer tatsächlichen Auszahlung von ungefähr 6.278.800 Euro gekommen ist. Inwieweit die Banken und die Maklerfirma finanziell durch die Fälschungs- und Betrugshandlungen geschädigt wurden, ist derzeit nicht absehbar.

Das Büro in Leobersdorf wurde zwischenzeitlich geschlossen. Das beschuldigte Ehepaar habe sich im August 2022 in die Türkei abgesetzt.

Polizisten der Polizeiinspektion Berndorf haben insgesamt 18 Beschuldigte ausgeforscht und 79 Straftaten (Betrug, schwerer Betrug, gewerbsmäßiger Betrug, Urkundenfälschung, Nötigung und Geldwäsche) geklärt und den zuständigen Staatsanwaltschaften angezeigt, wobei 34 Straftaten dem hauptbeschuldigten Ehepaar zugeordnet werden konnte.