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Kirchenführung

Konklave startet morgen: 133 Kardinäle entscheiden über Franziskus-Nachfolger

Kardinäle nehmen am siebten Novemdiale-Gottesdienst im Gedenken an den verstorbenen Papst Franziskus teil, der am 2. Mai 2025 im Petersdom im Vatikan stattfindet.
FOTO: EPA-EFE/GIUSEPPE LAMI

Der Vatikan steht vor einer historischen Entscheidung: Ab Mittwoch ziehen 133 stimmberechtigte Kardinäle in die Sixtinische Kapelle ein, um den Nachfolger von Franziskus zu wählen.

Nach dem Ableben und der Beerdigung von Papst Franziskus, der am Ostermontag im Alter von 88 Jahren verstarb und am folgenden Samstag in Rom beigesetzt wurde, richtet sich der Blick im Vatikan nun nach vorne. Während der papstlosen Zeit befindet sich der Kirchenstaat in der sogenannten Sediskavenz – ein Begriff, der aus dem Lateinischen stammt und sinngemäß „Zeit des leeren Stuhles“ bedeutet. In dieser Periode übernimmt der Kardinaldekan, derzeit der 91-jährige Giovanni Battista Re, die Rolle des ranghöchsten Würdenträgers im Vatikan. Er ist für die Organisation der Papstwahl, des Konklaves, verantwortlich.

Die letzten Vorbereitungen vor dem Konklave laufen auf Hochtouren. Bereits seit dem 23. April versammeln sich die Kardinäle im Vatikan fast täglich zur Generalkongregation, um über das Anforderungsprofil des künftigen Kirchenoberhauptes zu diskutieren und die Papstwahl vorzubereiten. Am Montag fanden sogar zwei dieser Beratungen statt – die zehnte am Vormittag und die elfte am Nachmittag. Auch Österreichs einziger Kardinal, Christoph Schönborn (80), nahm an diesen Gesprächen teil. Obwohl er aufgrund seines Alters bei der Wahl nicht mehr stimmberechtigt ist, brachte er dennoch seine klaren Vorstellungen vom künftigen Papst in das Kollegium ein.

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Das für den Zeitraum vom 7. bis 19. Mai angesetzte Konklave beginnt am Mittwoch. Ab diesem Tag wird es ernst. Ein Gottesdienst im Petersdom leitet den Start der Papstwahl ein, bei der die 133 stimmberechtigten Kardinäle – zwei weitere haben aus gesundheitlichen Gründen abgesagt – feierlich in die Sixtinische Kapelle einziehen. Bereits am Nachmittag findet der erste Wahlgang statt. Die Leitung des Konklaves übernimmt Kardinal Pietro Parolin (70), da Giovanni Battista Re die Altersgrenze von 80 Jahren bereits überschritten hat.

Ablauf der Wahl

Um 10:00 Uhr beginnt die Feier der Messe Pro eligendo Romano Pontifice (Messe zur Wahl des römischen Papstes) im Petersdom unter der Leitung von Kardinal Giovanni Battista Re. Um 16:00 Uhr folgt der feierliche Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle. Um 16:30 Uhr startet das Konklave offiziell mit dem Ausruf „Extra omnes“ (alle hinaus) – alle nicht am Wahlprozess Beteiligten müssen die Kapelle verlassen, woraufhin die Türen verschlossen werden.

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Der erste Wahlgang findet noch am selben Nachmittag statt. Eine Einigung bereits beim ersten Durchgang gilt als unwahrscheinlich, da eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich ist. An den folgenden Tagen sind jeweils zwei Wahlgänge am Vormittag und zwei am Nachmittag vorgesehen. Nach dem 13. erfolglosen Wahlgang ist am 11. Mai ein Tag der Besinnung eingeplant. Am 18. Mai folgt eine vierte Wahlunterbrechung mit einem Tag des Gebets, der Reflexion und des Dialogs. Am 19. Mai steht der 35. Wahlgang an, gegebenenfalls mit weiteren Durchgängen in Form einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten, die im 34. Wahlgang die meisten Stimmen erhielten. Diese beiden Kandidaten dürfen bei der Stichwahl selbst nicht mitstimmen.

Die gesamte Prozedur folgt einem streng festgelegten Ritual, das in der Apostolischen Konstitution von 1996 durch Johannes Paul II. definiert und von Franziskus später ergänzt wurde. Während Vatikan-Beobachter eine schnelle Einigung erwarten, ist der Zeitplan bis zum 19. Mai für alle Eventualitäten ausgelegt. In der aktuellen Sedisvakanz übernimmt übrigens neben dem Kardinaldekan auch Kardinalkämmerer Kevin Farrell eine wichtige Rolle als Übergangsverwalter – ihm steht das besondere Recht zu, spezielle Münzen und Briefmarken ohne päpstliches Wappen herauszugeben.

Mögliche Nachfolger

Zu den möglichen Nachfolgern zählen Pietro Parolin aus Italien, der als Kardinalstaatssekretär engster Vertrauter von Papst Franziskus war, Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna, Pierbattista Pizzaballa, Patriarch von Jerusalem, Péter Erdő aus Ungarn, Erzbischof von Esztergom-Budapest, Luis Antonio Tagle von den Philippinen, Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung (vatikanische Behörde für Missionstätigkeit), Fridolin Ambongo Besungu aus dem Kongo, Erzbischof von Kinshasa, sowie Jean-Marc Aveline aus Frankreich, Erzbischof von Marseille. Diese Kandidaten repräsentieren ein breites theologisches Spektrum von konservativen Hardlinern bis zu reformorientierten Anhängern von Franziskus.

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Während des Konklaves sind die Kardinäle im Gästehaus Santa Marta – dem Wohnort von Papst Franziskus während seiner Amtszeit – untergebracht und von der Außenwelt isoliert. Jegliche Kommunikation nach außen ist untersagt: keine Mobiltelefone, kein Internet, keine Medien. Die Fenster sind so versiegelt, dass im Inneren kein Empfang möglich ist. Verstöße gegen die Geheimhaltungspflicht können zur Exkommunikation (Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft) führen.

Nach erfolgreicher Wahl wird der neue Papst gefragt, ob er die Wahl annimmt und welchen Namen er tragen möchte. Anschließend verkündet der Kardinalprotodiakon, Dominique Mamberti, auf der Benediktionsloggia des Petersdoms: „Habemus Papam!“ (Wir haben einen Papst!). Der neue Papst erteilt dann den Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis).

Obwohl das Konklave unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, können Gläubige und Interessierte den Schornstein der Sixtinischen Kapelle beobachten: Schwarzer Rauch signalisiert, dass kein Papst gewählt wurde, weißer Rauch verkündet die erfolgreiche Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes.