Die Teuerungswelle treibt immer mehr Österreicher in die finanzielle Krise. Während die Erstberatungen bei Schuldenberatern stark ansteigen, zeigen sich auch überraschende Erfolge.
Die Schuldenberatungen in Österreich verzeichnen einen markanten Anstieg bei Hilfesuchenden. Im vergangenen Jahr wandten sich über 2.100 Menschen erstmals an die Beratungsstellen, wobei in 1.572 Fällen tatsächlich ein Beratungsgespräch stattfand. Kerstin Harm von der Schuldenberatung Steiermark bestätigt: „Die Erstberatungen sind im vergangenen Jahr um 9,1 Prozent gestiegen.“
Die wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten zwei Jahre mit zahlreichen Unternehmenspleiten wirken sich nun verzögert auf Privatpersonen aus. Immer mehr Menschen verlieren ihre Arbeitsstelle oder müssen Einkommenseinbußen hinnehmen. Laut Harm gibt es mehrere Faktoren für die steigende Nachfrage nach Beratungen: „Der erste und meistgenannte Grund ist eine Verschlechterung der Einkommenssituation, mangelnde Finanzbildung. Dass Kredite für Dinge aufgenommen worden sind, die vielleicht nicht notwendig sind. Die Lebenserhaltungskosten sind in den letzten Jahren sehr gestiegen.“
Erfolgreiche Hilfsmaßnahmen
Die Zahl der Privatkonkurse (private Insolvenzverfahren) blieb dagegen unverändert. In vielen Fällen kann eine Insolvenz noch abgewendet werden. Durch eine Budgetberatung erhalten Betroffene einen klaren Überblick über ihre finanzielle Situation – ein Service, der im Vorjahr deutlich häufiger in Anspruch genommen wurde, wie Harm berichtet.
Insgesamt betreute die Schuldenberatung Steiermark im vergangenen Jahr 6.260 Personen. Erstmals wurden österreichweit die Auswirkungen der Beratung auf die Klienten erfasst. Harm erläutert die positiven Effekte: „Dass tatsächlich die Personen wieder besser schlafen können, sie mit dem Geld wieder besser umgehen können. Und das hat natürlich große Auswirkungen auf die Psyche.“
Die Zahlen sprechen für sich: 85 Prozent der Klienten berichten von einer verbesserten familiären Situation, und 97 Prozent können die vereinbarten monatlichen Raten begleichen.
Regionale Unterschiede bei Insolvenzen
Die aktuellen Daten zu Privatinsolvenzen zeigen ein differenziertes Bild in den österreichischen Bundesländern. Österreichweit wurden im Jahr 2024 insgesamt 8.835 Privatinsolvenzen eröffnet, was nahezu dem Vorjahreswert entspricht. Doch während in Wien die Zahl der Insolvenzverfahren um 4,6 Prozent anstieg, verzeichneten das Burgenland mit einem Rückgang von 14,3 Prozent und Vorarlberg mit 10,5 Prozent weniger Fällen eine deutlich positive Entwicklung.
Präventionsarbeit zeigt Wirkung
Besonders erfolgreich entwickelt sich die präventive Arbeit im Bereich der Finanzbildung. Rund 27.000 Menschen nahmen in den vergangenen zwölf Monaten an speziellen Finanzbildungsinitiativen teil. Diese Programme vermitteln grundlegende Kenntnisse zu Budgetplanung, Kreditmanagement und nachhaltigen Finanzentscheidungen. Ein zentrales Element bilden die sogenannten Finanzführerscheine, von denen in den letzten zwölf Monaten rund 9.200 vergeben wurden. Diese gezielten Bildungsmaßnahmen sollen vor allem junge Menschen frühzeitig für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld sensibilisieren und so Überschuldungssituationen vorbeugen.
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