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DISKRIMINIERUNG

Lejla und ihre Mutter haben im Kampf gegen Nicht-Beurteilung Recht bekommen!

Ibrahimovici
„Wir sind alle österreichische Staatsbürger, perfekt in die lokale Gesellschaft integriert und bei unseren Mitmenschen sehr beliebt.“ (FOTO: Privat)

Ismeta rief die Lehrerin an, mit der Absicht, dem Problem auf den Grund zu gehen. Sie wollte unbedingt eine Antwort von ihr bekommen, weil sie sich sehr schlecht fühlte.

„Sie erzählte mir dasselbe, was meine Tochter mir sagte – es wäre gegenüber den Österreichern in der Klasse nicht fair, wenn sie Lejla beurteilt hätte. Auf meine Frage, ob das gerecht sei, hatte sie keine Antwort. Leider schien es so, als würde die Lehrerin meinen Ärger und die tiefe Enttäuschung nicht nachvollziehen können. Sie sagte mir, dass mein Kind am Ende des Jahres Noten bekommen wird, wenn mir so viel daran lege. Ich war über ihre Antwort schockiert, weil sie offensichtlich meine Motive nicht verstand. Sie verstand nicht, wie viele Kinder enttäuscht sind, weil sie nach ihrer Herkunft bzw. nach ihrer Muttersprache getrennt und beurteilt werden. Ich hatte nur den Wunsch, die fatalen Auswirkungen des Systems in diesem Bereich aufzubrechen. Denn es gibt nichts Wichtigeres als Kinder und ihre Ausbildung“, betont die vierfache Mutter.

Da sie die Erklärung von Lejlas Lehrerin nicht akzeptieren wollte, entschied sich Ismeta Ibrahimović, ihr Recht auf ein Gespräch mit dem Schuldirektor einzufordern.

Laut dem Schuldirektor sei es den österreichischen Schülern gegenüber nicht fair, dass Migrantenkinder in der deutschen Sprache beurteilt werden. Sie müssen das Etikett „außerordentlich“ tragen. Der einzige Fehler der Schule bestehe darin, dass sie die Eltern darüber nicht rechtzeitig in Kenntnis gesetzt haben.

„Seine Antwort war nur: „Das ist einfach so.“ Hätte er mir irgendeinen triftigen Grund vorgelegt, hätte ich es akzeptiert. Er gab jedoch nur zu, dass der Fehler der Schule darin bestand, dass die Eltern nicht rechtzeitig darüber informiert wurden, dass Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, nicht benotet werden können und, dass sie das Etikett „außerordentlich“ tragen müssen. Als ich sah, dass ich keine Einigung mit dem Direktor finden würde, sagte ich ihm, dass ich auf eine andere Art für die Rechte meines Kindes kämpfen werde. Er schlug vor, dass ich warten sollte, damit Lejla am Ende des Jahres ihre Noten kriegen könnte. Er fügte noch hinzu, dass, wenn ich weiterhin darauf bestehe, dass diese Bestimmung abgeschafft wird, würde mein Kind im Falle einer Notlage, keine zusätzliche Förderung erhalten, um dem Lehrstoff folgen zu können. Es klang wie eine versteckte Drohung, aber ich antwortete, dass Lejla keine Hilfe braucht“, sagte Ismeta.

Lejlas Mutter informierte sich regelmäßig über ihren Fortschritt und bekam immer das Feedback, dass Lejla die beste in ihrer Klasse sei. (FOTO: Privat)

Nach dem Gespräch in der Schule trug Ismeta den Fall ihrer Tochter in die Medien und sorgte für Empörung. Dies ist jedoch nicht das Ende der Geschichte.

Viele Eltern haben Angst, Ismetas Beispiel zu verfolgen, aber ihr Bestreben sei es, auf die Ungerechtigkeiten und auf die Fehler des Systems aufmerksam zu machen, dessen Opfer Kinder sind.

„Der Gemeindevorsitzende rief mich an. Er lud einen Schulinspektor ein, um den Fall zu überprüfen. Danach wurde festgestellt, dass sie in der Gruppe der außerordentlichen Schüler nichts verloren hatte. Seither wird sie als ordentliche Schülerin geführt bzw. genauso beurteilt, wie Schüler mit österreichischen Wurzeln. Dabei handelt es sich übrigens nur um drei oder vier Schüler. Alle andere Kinder haben Migrationshintergrund. Es gibt natürlich diejenigen, die schlecht Deutsch sprechen. Das sind die sogenannten ’neuen‘ Migranten, die mit den Kindern, die in Österreich geboren und aufgewachsen sind, zusammengesetzt wurden. Durch die Gespräche mit anderen Eltern erfuhr ich, dass die Situation in anderen Schulen gleich ist. Manche gingen, genauso wie ich, zum Schuldirektor, bekamen aber dieselbe Antwort.“

„Das Problem liegt aber darin, dass viele diese Antwort einfach aus Angst annahmen. Sie wollen niemanden empören. Manche Leute sagen mir, dass es gut ist, öffentlich über dieses Problem zu sprechen, aber sie sind nicht bereit, meinem Beispiel zu folgen. Ich habe keine Angst, weil ich weiß, dass ich Recht habe. Ich betone, dass meine Lejla eine fantastische Lehrerin hat, die sich sehr für die Arbeit mit Kindern einsetzt. Meine Handlung war keine Kampfansage. Sie folgt einfach der Politik der Schule. Mein Bestreben ist es, auf die Ungerechtigkeiten und Fehler des Systems aufmerksam zu machen, dessen Opfer Kinder sind, und ich bin immer auf ihrer Seite, sagte Ismeta Ibrahimović.

Lejlas Fall ist aber kein Einzelfall. Es gibt viele andere Kinder, die tagtäglich wegen ihrer Herkunft diskriminiert und ettiketiert werden. Dadurch wird ihre Integration in die österreichische Gesellschaft systematisch abgebrochen. KOSMO geht den Ursachen dieser Fälle nach und beleuchtet demnächst auch die Geschichten anderer Kinder.

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.