Hinter dem Bart steckt mehr als nur ein Modestatement – neue Forschung enthüllt überraschende psychologische Motive für die männliche Gesichtsbehaarung.
Ob man sie nun attraktiv findet oder nicht – Bärte haben sich in der Männermode fest etabliert. Was einst als vorübergehende Hipster-Erscheinung der späten 2000er Jahre abgetan wurde, ist mittlerweile zum festen Bestandteil männlicher Identität weltweit geworden. Eine neue Studie zeigt nun, dass hinter dem Barttragen tiefere soziale Motivationen stecken könnten, die sowohl mit Statusdenken als auch mit familiärer Hingabe zusammenhängen.
Gesichtsbehaarung ist ein typisch männliches Merkmal, das bei Männern deutlich stärker ausgeprägt ist als bei Frauen. Doch welchen evolutionären Zweck erfüllt sie eigentlich? Da Menschen – ähnlich wie andere Primaten – in komplexen sozialen Gruppen leben, spricht vieles dafür, dass Bärte sowohl den Status unter Männern signalisieren als auch die Attraktivität für potenzielle Partnerinnen steigern können. Ein Bart kann beispielsweise Hinweise auf Alter, Dominanz und soziale Stellung vermitteln.
Diese Form der Körperpflege ist durchaus mit Aufwand verbunden – sowohl finanziell (die männliche Kosmetikindustrie boomt) als auch zeitlich. Welche psychologischen Faktoren bewegen Männer also dazu, einen Bart wachsen zu lassen und zu pflegen? Genau dieser Frage gingen Wissenschaftler der Universität Schlesien in Polen und der Universität Padua in Italien nach.
Soziale Wahrnehmung
Menschen nehmen bärtige Männer beispielsweise als gesünder und kampfstärker wahr, was auf Motive wie Krankheitsvermeidung und Selbstschutz hindeuten könnte. Gleichzeitig werden Bartträger oft als vertrauenswürdiger und freundlicher eingestuft, was wiederum auf soziale Bindungsfähigkeit schließen lässt. Andererseits können bärtige Männer auch als dominanter und aggressiver wahrgenommen werden – ein möglicher Hinweis auf statusbezogene Motive.
Die Forschung hat zudem gezeigt, dass Menschen Männern mit Gesichtsbehaarung bessere väterliche Fähigkeiten zuschreiben, was auf familienbezogene Motive hindeuten könnte. Die Forscher kamen zu einem überraschenden Ergebnis: Männer mit üppigerer Gesichtsbehaarung schätzen langfristige Beziehungen mehr und zeigen ein stärkeres Interesse an familiärer Fürsorge als ihre glattrasierteren Geschlechtsgenossen.
Forschungsergebnisse
Interessanterweise fanden die Forscher keinen Zusammenhang zwischen stärkerer Gesichtsbehaarung und höherer Wettbewerbsorientierung. Auch war der Stresslevel bei Männern mit mehr Bartwuchs nicht höher – das Barttragen scheint also kein Versuch zu sein, andere Bereiche der Männlichkeit zu kompensieren.
Die Studie weist allerdings auch Einschränkungen auf. Zukünftige Forschungen könnten laut den Wissenschaftlern verschiedene Barttypen und deren bewusste Gestaltung genauer untersuchen. Zudem basierte die Studie auf Selbsteinschätzungen der Teilnehmer, was bedeutet, dass möglicherweise eher persönliche Überzeugungen als tatsächliche Motivationen erfasst wurden.
An der Studie nahmen 414 Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren teil. Die Probanden machten Angaben zu ihrer Gesichtsbehaarung und füllten Fragebögen aus, die ihre Motivation für das Barttragen, soziale Motive, geschlechtsrollenbezogenen Stress und Konkurrenzverhalten unter Männern erfassten.
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