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Dresscode

Nach Anzug-Skandal im Oval Office: So kam Selenskyj zum Papst-Begräbnis (FOTO)

Selenskyj beim Treffen mit Trump im Oval Office.
FOTO: EPA-EFE/JIM LO SCALZO/X

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in Rom eingetroffen, wie Fernseh- und Presseaufnahmen belegen, die ihn auf dem Petersplatz zeigen. Seine Teilnahme an der Trauerfeier für Papst Franziskus stand bis zuletzt auf der Kippe, nachdem er seine Südafrikareise am Donnerstag abrupt unterbrochen hatte und nach Kiew zurückgekehrt war. Die ukrainische Hauptstadt hatte einen der schwersten Luftangriffe seit Kriegsbeginn erlitten, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen.

Die Anreise nach Rom stellte für Selenskyj auch eine logistische Herausforderung dar, da der ukrainische Luftraum seit dem russischen Angriff vom 24. Februar 2022 gesperrt ist und der Präsident für Bewegungen innerhalb des Landes auf einen Sonderzug angewiesen ist. Bereits am Freitag hatte Selenskyjs Sprecher Serhij Nykyforow betont, dass die Reisepläne des Präsidenten von der weiteren Entwicklung der Lage abhängig seien. Doch für Selenskyj scheint klar: Wenn sich die Möglichkeit bietet, nach Rom zu kommen, wird er diese nutzen.

Obwohl die Ukraine überwiegend orthodox geprägt ist, leben im Westen des Landes zahlreiche Katholiken. Selenskyjs Teilnahme an der Beerdigung von Papst Franziskus, der am Ostermontag im Alter von 88 Jahren verstorben ist, dient nicht nur der Ehrerbietung, sondern bietet auch eine diplomatische Plattform.

Symbolische Kleiderfrage

Dabei rückt auch die Frage seiner Garderobe in den Fokus – besonders nach der Kontroverse bei seinem Besuch im Weißen Haus, als ein konservativer Journalist ihm vorwarf, durch das Tragen seines charakteristischen Pullovers statt eines Anzugs Respektlosigkeit zu zeigen. Selenskyjs Antwort damals war unmissverständlich: „Ich werde einen Anzug tragen, sobald der Krieg vorbei ist.“

Für die päpstliche Trauerfeier gilt allerdings ein strenger Dresscode: dunkler Anzug und dunkle Krawatte. Selenskyj verzichtete wie erwartet auf einen klassischen Anzug, wählte jedoch ein schlichtes schwarzes Outfit. Im Kontrast dazu erschien Donald Trump in einem auffälligen blauen Anzug – ein Auftritt, der deutlich weniger zurückhaltend wirkte.

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Diplomatische Gelegenheit

Mit Dutzenden von Staats- und Regierungschefs vor Ort, darunter US-Präsident Joe Biden sowie der ehemalige Präsident Donald Trump, eröffnet sich für den ukrainischen Präsidenten die Gelegenheit, abseits des offiziellen Protokolls wichtige Gespräche über die komplexen Verhandlungen zur Beendigung des russisch-ukrainischen Konflikts zu führen.

Der Verzicht auf Anzug und Krawatte in den vergangenen drei Jahren ist für Selenskyj mehr als eine Stilfrage – es ist ein bewusstes Signal an die ukrainische Bevölkerung und die Soldaten an der Front. Seine Botschaft ist eindeutig: Der Krieg dauert an, und als Präsident eines angegriffenen Landes steht er in ungebrochener Solidarität mit seinem Volk. In Washington hatte er sich dem Druck der US-Administration widersetzt, durch seine Kleiderwahl Kompromissbereitschaft zu signalisieren. Für Aufsehen sorgte damals, dass Selenskyj bei seinem Besuch im Oval Office keinen Anzug trug, sondern wie gewohnt in olivgrüner Kleidung erschien. Manche empfanden dies als respektlos, andere sahen darin ein bewusstes Zeichen der Authentizität und des Ausnahmezustands in der Ukraine.

Die Sicherheitsmaßnahmen in Rom wurden angesichts der hochrangigen Teilnehmer massiv verstärkt, während bereits rund 250.000 Menschen im Petersdom Abschied vom verstorbenen Pontifex genommen haben.

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