Die Diabetes-Klassifikation erhält Zuwachs: Typ 5 wurde offiziell anerkannt. Diese Form betrifft vorwiegend unterernährte Menschen in Asien und Afrika – mit überraschenden Behandlungsoptionen.
Eine neue Form von Diabetes wurde offiziell anerkannt: Typ 5. Die Klassifikation erfolgte durch den Internationalen Diabetesverband beim Welt-Diabetes-Kongress in Bangkok im April. Diese Diabetesform tritt vorwiegend in asiatischen und afrikanischen Regionen auf und wurde bislang oft irrtümlich als Typ-1 oder Typ-2 diagnostiziert. Ein Expertengremium arbeitet nun an der Entwicklung formaler Diagnosekriterien und Behandlungsrichtlinien, um künftige Fehldiagnosen zu vermeiden.
Forschungsergebnisse zeigen, dass hauptsächlich Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau betroffen sind, die einen Body-Mass-Index unter 19 aufweisen. Mit 85 Prozent sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen. Als Auslöser gilt chronische Unter- und Mangelernährung, wobei das Risiko steigt, wenn diese bereits im Mutterleib oder während der Kindheit und Jugend auftritt.
Ursachen und Behandlung
Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kann sich die Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion verantwortlich ist, aufgrund langanhaltenden Nährstoffmangels nicht vollständig entwickeln. Dies führt zu einer verminderten Produktion körpereigenen Insulins. Der Diabetesverband weist darauf hin, dass Betroffene zwar unter Insulinmangel leiden, jedoch nicht insulinresistent sind – anders als Menschen mit Typ-2-Diabetes.
Die Stoffwechselerkrankung lässt sich daher mit oralen Antidiabetika behandeln, ohne dass regelmäßige Insulininjektionen notwendig wären. Da Typ-5-Diabetes vorwiegend in ressourcenschwachen Gebieten auftritt, würde eine solche kostengünstigere Behandlungsmethode die Patientenversorgung erheblich verbessern, so der Verband. Betroffene weisen ein klar abgrenzbares metabolisches Profil auf, was zu einer gezielteren Therapie beitragen kann.
Historische Einordnung
Wie der „Südkurier“ berichtet, wird diese Form der Erkrankung bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachtet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkannte den Mangelernährungs-Diabetes 1985 zunächst als eigenständigen Diabetes-Typ an, widerrief diese Einstufung jedoch 1999 aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Belege. Nach über 70 Jahren wissenschaftlicher Beobachtung führten neue Forschungsergebnisse nun zur Wiedereinführung als eigenständige Kategorie.
Die medizinische Bedeutung dieser Klassifizierung ist beträchtlich: Schätzungen zufolge sind weltweit zwischen 20 und 25 Millionen Menschen von Diabetes Typ 5 betroffen. Die neue Einstufung könnte den Zugang zu angemessener, kostengünstiger Behandlung in den betroffenen Regionen deutlich verbessern.
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