Die Grabschändungen auf Wiener Friedhöfen nehmen erschreckende Ausmaße an. Seit Jahresbeginn wurden etwa 60 Gräber aufgebrochen – besonders betroffen sind Ruhestätten von Roma und Sinti.
Seit Jahresbeginn 2024 wurde der Friedhof Großjedlersdorf zum Schauplatz eines schockierenden Vorfalls, als mehrere Grabstätten aufgebrochen wurden. Besonders betroffen sind die letzten Ruhestätten von Angehörigen der Roma- und Sinti-Gemeinschaft. Die Schändungen erstreckten sich bedauerlicherweise auch auf die Gräber von Opfern des Holocausts. Natascha Kofron, deren Familienruhestätte ebenfalls betroffen war, beschreibt das methodische Vorgehen der Eindringlinge: „Die Täter haben gezielt vorgegangen, indem sie Silikonfugen aufschlitzten und die Grabplatte mit Hebelwirkung aufbrachen, bevor sie in die Särge eindrangen.“ In einem Gespräch mit der Sendung „Wien heute“ brachte Kofron ihre tiefe Erschütterung zum Ausdruck: „Unsere Toten sind angegriffen worden. Und das war das Schlimmste, was es für uns überhaupt gibt, dass jemand Fremder die Sachen berührt hat, die Toten selber berührt hat.“
Umfangreiche Ermittlungen
Die Wiener Sicherheitsbehörden haben seit Sommer 2024 bereits etwa 60 derartige Vorfälle dokumentiert, wobei sich die Schändungen vorwiegend auf Friedhofsanlagen in Wien-Donaustadt und Wien-Floridsdorf konzentrieren. Die jüngsten Delikte ereigneten sich Mitte Februar auf dem Friedhof Stammersdorf Zentral in Floridsdorf. Auf Nachfrage des „ORF Wien“ teilten die Ermittlungsbehörden mit, dass derzeit gegen unbekannte Personen wegen schwerer Sachbeschädigung, Störung der Totenruhe und Einbruchsdiebstahls ermittelt wird. Obwohl Hinweise auf eine potenzielle Tätergruppe vorliegen, fehlen bislang eindeutige Identifizierungsmerkmale.
Hohe Sachschäden
Laut Einschätzung von Natalie Bordt, Seelsorgerin der Erzdiözese Wien für Sinti, Roma und Jenische, vermuten die Ermittler, dass die Grabschänder nach wertvollen Schmuckstücken suchen. „Es ist nichts drin, was in der Mehrheitsgesellschaft nicht auch zu finden ist – außer einem Ehering oder einer Kette. Der Sachschaden beträgt allerdings über 200.000 Euro„, erläutert Bordt. Die Seelsorgerin fordert verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für die betroffenen Friedhöfe durch erhöhte Polizeipräsenz und finanzielle Hilfen für die Familien, die mit den Reparaturkosten überfordert sind.
Aus ihrer Sicht besteht dringender Handlungsbedarf seitens der Wiener Stadtverwaltung, um dieser Problematik entschlossener zu begegnen.
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