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UNWIRKSAME RECHTSPRECHUNG

Sarajevo: Verurteilter Pädophiler darf Sport unterrichten

Missbrauchtes Kind
FOTO: (iStock/SerhiiBobyk)

Sportlehrer Samir Alihodzic, der an der Primärschule Grbavica 1 in Sarajevo (Bosnien und Herzegowina) unterrichtet, geht seinem Beruf ungestört nach, obwohl er wegen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen zu einem Jahr Haft verurteilt wurde.

Alihodzic wurde 2018 vom erstinstanzlichen Gericht in Sarajevo im Sinne der Anklage schuldig gesprochen, weil er zwei Jahre zuvor Nachrichten und Fotos mit einer Schülerin ausgetauscht hatte.

Der Fall wurde von den Eltern der Schülerin gemeldet, woraufhin Alihodzic festgenommen wurde. Zu dieser Zeit war er Sportlehrer und Trainer des Volleyball Clubs ORT.

Nach dem erstinstanzlichen Urteil hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Sarajevo keine Maßnahmen gegen den Täter gefordert, wodurch er bis zum Erwachsen des Urteils in Rechtskraft ungehindert als Sportlehrer an der genannten Schule arbeiten konnte.

Nach dem rechtskräftigen Urteil im November vergangenen Jahres, mit welchem über den Täter eine einjährige Haftstrafe sowie ein einjähriges Berufsverbot als Sportlehrer verhängt wurden, wurde Alihodzic erlaubt, seine Freiheitsstrafe in eine Geldstrafe umzuwandeln bzw. sich freizukaufen. So musste er trotz Verurteilung seine Haftstrafe gar nicht antreten und durfte wieder als Sportlehrer arbeiten, weil ihn das Gesetz nicht daran hinderte.

Wie bosnische Medien berichten, habe Alihodzic mit der Ausstellung der behördlichen Bescheinigung, dass gegen ihn keine Strafverfahren anhängig sei, alle Voraussetzungen geschaffen, um seinen Beruf gesetzmäßig ausüben zu können. Interessanterweise befand er sich während des Gerichtsverfahrens in unbezahlten Urlaub.

Die Schule als Arbeitgeber habe keine Rechtsmittel, um den verurteilten Pädophilen daran zu hindern, weiterhin zu unterrichten, weil es in Bosnien keine entsprechenden Gesetzesvorschriften dazu gebe, berichten die bosnischen Medien.