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Preisexplosion

Schokoladenhersteller unter Druck: Kakaopreise steigen erneut an

Kakao, Schokolade
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Rekord-Kakaopreise 2024 und deren Auswirkungen erschüttern den Markt. Von 2.000 auf über 10.000 Pfund pro Tonne kletterte der Rohstoffwert, während Schokoladenhersteller mit Preisanpassungen reagieren.

Die Preise für Rohkakao erreichten 2024 auf den internationalen Warenbörsen zweimal historische Höchststände. Der Börsennotierung für eine Tonne kletterte von circa 2.000 britischen Pfund (2.350 Euro) im Jahr 2022 auf den Rekordwert von über 10.000 Pfund im April 2024. Anschließend folgte eine Halbierung bis September, bevor sich der Preis zum Dezember 2024 erneut verdoppelte. Derzeit wird Rohkakao an den Warenbörsen mit rund 6.400 Pfund pro Tonne gehandelt. In den Jahren zuvor bewegte sich der Preis überwiegend in einer Spanne zwischen 1.500 und 2.000 Pfund, wobei lediglich 2011 und 2016 die Marke von 2.500 Pfund kurzzeitig überschritten wurde.

Fairtrade-Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner erklärte per Aussendung bezüglich der wirtschaftlichen Situation der westafrikanischen Kakaobauern: „Ernteausfälle durch Wetterextreme und Schädlinge sorgen auch für weniger Erträge, dann relativiert sich das wieder.“ Anfang April verkündete die Elfenbeinküste als weltgrößter Kakaoproduzent den neuen staatlich festgesetzten Preis für die Kakaoernte-Nebensaison. Dieser liegt über 20 Prozent höher als im Vorjahr. Der Fairtrade-Österreich-Chef bezeichnete dies als „eine Entscheidung mit Signalwirkung für die internationalen Rohstoffmärkte – und für Millionen von Kakao-Bauernfamilien weltweit“.

Auswirkungen auf Hersteller

Die Rekord-Kakaonotierungen des Jahres 2024 wirken sich zeitverzögert auf Schokoladenhersteller und Lebensmittelindustrie aus, da diese häufig längerfristige Verträge für Kakaomasse, Kakaopulver oder Kakaobutter abgeschlossen haben. Neben den Börsenpreisen sind laut Nahrungsmittelindustrie auch die Aufschläge für Transport, Lagerung, Frachtversicherung und Dienstleistungen der Zwischenhändler gestiegen. Der Fairtrade-Österreich-Chef betonte: „Derzeit ist es für die österreichischen Schokoladehersteller nicht leicht, mit den hohen Preisen und unsicheren Ernteprognosen umzugehen.“ Er fügte hinzu: „Umso wichtiger sind verlässliche, langjährige und faire Partnerschaften entlang der gesamten Lieferkette.“

Bei Fairtrade-zertifizierten Kakao-Kooperativen und deren Bauern sind ausbeuterische Kinderarbeit sowie Zwangsarbeit untersagt. Für konventionellen Kakao existiert ein Fairtrade-Mindestpreis von 2.400 US-Dollar (2.062 Euro) pro Tonne, der angesichts der aktuellen Rekordpreise momentan nicht zur Anwendung kommt. Bio-Kakao erhält einen Aufschlag von 300 Dollar. Zusätzlich fließt eine Fairtrade-Prämie von 240 Dollar pro Tonne an Kleinbauernorganisationen, die damit Qualitätsverbesserungen im Kakaoanbau finanzieren oder Gemeinwohlprojekte wie Schul- und Straßenbau realisieren können.

Preisanpassungen folgen

In Österreich verwenden Manner, Heindl und Heidi sowie teilweise der Lebensmitteleinzelhandel bei seinen Schokolade-Eigenmarken Fairtrade-Kakao. Weltweit bauen rund 485.000 Kakao-Bauern und -Bäuerinnen nach Fairtrade-Standards an, organisiert in knapp 400 Fairtrade-Kakao-Kooperativen.

Der gestiegene Kostendruck veranlasste den US-Konzern Mondelez Ende Jänner dazu, den Inhalt verschiedener Milka-Tafeln zu verringern. Diese Maßnahme betrifft unter anderem die Sorten Alpenmilch, Noisette, Zartherb und Weiß, deren Gewicht von 100 Gramm auf 90 Gramm reduziert wird. Auch mehrere Großtafeln schrumpfen von bisher 270 Gramm auf 250 Gramm. Der Schweizer Schokoladenproduzent Lindt & Sprüngli kündigte zum Jahresbeginn aufgrund der hohen Kakaokosten Preiserhöhungen für seine Produkte an.

Ebenso hatte der deutsche Hersteller Ritter im Herbst 2024 seine Preise angehoben.