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INTERVIEW

Selma Aljović: „Nach Wien verschlug mich die Liebe zur Musik!“

FOTO: Jasmina Mandzuka

Mit nur 23 Jahren eine Musikschule in Wien zu eröffnen ist wahrlich eine reife Leistung. Selma Aljović, einer Opernsängerin aus Sarajevo gelang dies im Oktober 2017. Wir sprachen mit dem Gesangswunder über ihre zahlreichen Projekte, Ziele und Ambitionen…

KOSMO: Du bist ursprünglich aus Bosnien-Herzegowina. In Sarajevo hast du dich auch ausbilden lassen. Was hat dich nach Wien verschlagen?
Selma Aljović:
Nach Wien verschlug mich ausschließlich die Liebe zur Musik und der Wunsch zur Weiterbildung auf diesem Gebiet.

Wie waren deine Anfänge in Wien?
Ich würde sagen, dass Wien eine ideale Stadt für Neuanfänge ist. Nach dem Abschluss der Mittelschule für Musik in Sarajevo wurde mir die außerordentliche Ehre zuteil, mich an einem renommierten Konservatorium für Musik in Wien ausbilden zu lassen. Dadurch begann meine Reise durch die Kunst in einer Stadt, in der zweifelsfrei etliche große Künstler und Denker lebten.

Dennoch möchte ich festhalten, dass kein Neuanfang leicht ist. Mit neuen Anfängen ist auch viel Verzicht verbunden, aber auch eine emotionale Instabilität, eine gehörige Portion Nostalgie und viele schlaflose Nächte…aber ich bin mir sicher, dass meine Motivation mehr als ausreichte, um stets mein Bestes zu geben, und mich zu der Künstlerin formen zu lassen, die ich heute bin.

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TALENT. Olivera Tičević ist aufgrund zweier großer Leidenschaften Opernsolisten geworden: der für die Musik und der für die Schauspielerei. Über sich selbst sagt sie, dass sie nicht Operngesang betreibt, sondern die Oper lebt. Hinter der glamourösen Bühne hat KOSMO die junge Künstlerin getroffen.

 

Was sind die Unterschiede zwischen Wien und Sarajevo? Und was haben diese beiden Städte gemeinsam?
Jede Stadt gibt dir genau das, was du von ihr annehmen möchtest. Sowohl Sarajevo als auch Wien verbinde ich mit Liebe. In Sarajevo werden einem sofort der architektonische Stil und andere Details aus der Doppelmonarchie auffallen, die zweifelsfrei etliche Spuren in dieser Stadt hinterließen. Und in Wien…in Wien trifft man unausweichlich zahlreiche Sarajevoer (lacht).

Du hast in Wien eine Musikschule eröffnet, richtig?
Ganz genau. Anfang Oktober 2017 vor der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich wurde meine Musikschule GBAA feierlich eröffnet. Der Unterricht findet auf BKS und an den Wochenenden von 09.00 bis 17.00 Uhr in den Räumlichkeiten des BKC im 22. Wiener Gemeindebezirk statt. Schüler haben dort die Möglichkeit individuellen Einzelunterricht für die  Instrumente, aber auch Theorieunterricht in Gruppenform zu erhalten. Eine Anmeldung ist übrigens via kultur@bhakademiker.org möglich.

Autor: Alen Karic BSc (FOTO: zVg.)

Du bist Opernsängerin – wie gelingt es dir diese doch eher elitäre Musikrichtung auch den Jüngeren schmackhaft zu machen?
Operngesang ist vermutlich nur selten „Liebe auf den ersten Klang“, aber er bereichert unsere Sinne in jedem Fall. Als Kind kam ich zum ersten Mal mit dieser Materie in Berührung und war von Anfang an fasziniert von den Möglichkeiten der menschlichen Stimme als natürliches Instrument. Aus dieser Faszination erwuchs Neugierde. Kinder schöpfen Informationen und Wissen aus der Umgebung, in der sie sich befinden. Das spielen eines Instrumentes bietet somit viel mehr, zum einen fördert es die kognitiven Fähigkeiten des Geistes, zum anderen trägt es zur Allgemeinbilding bei, und nimmt dadurch positiven Einfluss auf die Entwicklung des Kindes.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Die Zukunft ist ein sehr unvorhersehbares Konstrukt. Derzeit bin ich Master-Studentin des Operngesangs. Neben der Funktion als Direktorin meiner Musikschule, bin ich zudem die künstlerische Leiterin des Frauen-Chors „Mimosen“. Ich trete aber auch sehr häufig als Solistin auf, weshalb ich mir durchaus vorstellen kann, auf der Bühne einer europäischen Oper zu stehen. Außerdem möchte ich in absehbarer Zukunft ein Doktorats-Studium der musikalischen Künste absolvieren.