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MONTENEGRO

Serbische Priester verhaftet: Polizei zerschlägt Protest mit Tränengas (FOTOS & VIDEOS)

(FOTO: YouTube-Screenshot, zVg.)

Gestern Abend kam es in Nikšić zu einer Auseinandersetzung zwischen Protestierenden und der montenegrinischen Polizei. Grund ist die Verhaftung einiger serbisch-orthodoxer Priester am Vortag.

Vorgestern wurden der Erzbischof von Nišksić, Joanikije und sieben weiteren Geistliche verhaftet. Die Staatsanwaltschaft hatte Anzeige erstattet, da die Priester trotz eines Versammlungsverbotes aufgrund der Corona-Krise einen Gottesdienst abgehalten haben.

An dieser kirchlichen Veranstaltung am 12. Mai (Heiliger Vasilije Ostroški) nahmen mehrere Tausend Bürger teil. Die acht geistlichen wurden schlussendlich unter 72-stündigen Hausarrest gestellt.

Der Erzbischof von Nišksić, Joanikije bei seiner Verhaftung. (FOTO: zVg.)

Aufruf zum Protest
Der Koordinator der Bewegung „Alternativa“, Vesko Pejak rief auf Facebook zu einer Demonstration auf, um „Revolte gegen die Verhaftung der Geistlichen“ zu zeigen. Er wurde bereits gestern auf die Polizeistation zu einem „informativen Gespräch“ zitiert.

Gegen 18 Uhr versammelten sich schlussendlich mehrere Hundert Bürger vor dem Sicherheitszentrum von Nikšić, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Dabei sangen sie Lieder über Montenegro und Kosovo, schrien „Wir geben unsere Heiligtümer nicht her“ und beschimpften die montenegrinischen Polizisten als „Ustasche“, „Köter“ und dergleichen, während sie dabei Fackeln entzündeten.

Situation eskaliert: Äxte und Messer gefunden
Laut offizieller Stellungnahme der Polizei sollen die Beamten mehrfach die rund 400 protestierenden Bürger dazu aufgefordert haben, die Demonstration abzubrechen.„Die Menschenmasse hat die Anweisungen der Polizei ignoriert. Danach wurden unsere Beamten mit Steinen beworfen“, ist der offiziellen Aussenung der montenegrinischen Polizei weiter zu entnehmen.

Schlussendlich eskalierte die Situation und die Beamten setzten Tränengas und Schockbomben ein, um den Protest zu zerschlagen. Die Demonstranten flüchteten daraufhin in verschiedene Himmelsrichtungen. Einige der Unruhestifter wurden festgenommen und Anzeige gegen sie erstattet. Bei einigen Verhafteten fand man auch Hieb- und Stichwaffen wie Äxte und Messer. Bei den Aufständen in Nikšić wurden insgesamt 22 Polizeibeamte verletzt.

Waffen, die die Polizei bei Demonstranten sicherstellte. (FOTO: MUP Crne Gore)

Religionsgesetz spaltet Orthodoxie
Hintergrund für diese Tumulte ist das kürzlich verabschiedete Religionsfreiheitsgesetz in Montenegro (KOSMO berichtete), welches bereits seit seiner Ankündigung für Unruhen in Serbien und Montenegro gesorgt hat. Gegner des Gesetzes sehen darin eine Verletzung der Menschenrechte der orthodoxen Christen in Montenegro.

Durch das neue Gesetz müssen alle in Montenegro tätigen Kirchen den Eigentumsstatus von Gebäuden und Immobilien geklärt werden, die vor 1920 in ihren Besitz gelangt sind. Die neue Gesetzeslage gilt als problematisch, weil sie im Konflikt zwischen der im Land dominierenden, Belgrad unterstellten, serbisch-orthodoxen Kirche (SOK) und der neuen, autonomen montenegrinisch-orthodoxen Kirche (MOK) zur Geltung kommen könnte.

Die Videos von den Unruhen in Nikšić findet ihr auf der zweiten Seite