Start News Chronik
INTERVIEW

Slavoljub aus Wien: „Ich habe Corona besiegt“

Der Wiener Pensionist erholt sich noch im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Foto: Privat (zVg)

Slavoljub Paunović (66) aus Wien gehört zu einem der 12.083 bestätigten Covid-19 Fälle in Österreich.

Er hat zwar in der Zwischenzeit die Infektion besiegt, hängt aber noch immer am Sauerstoffgerät im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien. Obwohl er sich noch nicht ganz erholt hat, stimmte er einem telefonischen Interview für KOSMO sofort zu…

KOSMO: Herr Paunović, sie sind in der sogenannten Risikogruppe. Wie kam es zur Infektion? Haben sie sich an die Regeln gehalten?
Paunović:
Ich bin nicht nur wegen meines Alters in der Risikogruppe. Hinzu kommt auch erschwerend eine Operation von einem Prostatakarzinom, vor zwei Jahren auch ein Rezidiv, wegen welchem ich bestrahlt werden musste. Ich habe mich an die Regeln des eingeschränkten Bewegens gehalten, besonders auf die Hygiene geachtet und auch Desinfektionsmittel verwendet. Wenn mein Sohn vorbei kam, ließ er alles vor der Türe stehen. Meine Frau Katarina passte auch auf. Aber, vor etwa drei Wochen hatte ich hohes Fieber – über 39 Grad. Die fiebersenkenden Mittel wirkten nur kurzfristig. Die ersten Tage hatte ich auch keine Probleme mit dem Atmen.



Wann haben Sie sich ärztliche Hilfe geholt? 

Nach drei Tagen war uns klar, dass das keine gewöhnliche Krankheit ist. Wir riefen die Nummer 1450, sie leiteten mich zum Ärztenotdienst weiter, der dann zu mir kam. Sie haben mich untersucht, aber ich fand es komisch, dass ich auf das Coronavirus nicht getestet wurde. Sie sagten alles würde gut werden, das Fieber wird fallen, aber mir war gar nicht besser. Dann kamen die Atemprobleme hinzu. Meine Familie rief wieder die Nummer 1450 und bat darum, dass man mir so schnell wie möglich hilft. Die Rettung kam, fuhr mich ins Spital und ich wurde dort noch am gleichen Abend getestet. Am nächsten morgen bestätigten sie, dass ich positiv auf CoV getestet wurde.

Wie ging es weiter? 
In diese Zeit begann ich in Panik zu fallen, weil ich nicht atmen konnte. Gleich nach den Testergebnissen kam ich in eine Abteilung, wo alle Patienten mit der gleichen Diagnose waren. Ich wurde an ein Atemgerät angeschlossen – mit einem Rohr durch die Nase oder mit einer entsprechenden Maske am GEsicht. Die ersten zwei oder drei Tage war ich unter einer 24-stündigen Beaufsichtigung. Meine vitalen Funktionen wurden ebenso kontrolliert. Zum Glück hat mein Organismus auch in den Umständen gut funktioniert. 

„Ich hatte Angst, dass ich alleine im Zimmer mit Corona sterben würde – ohne meine Familie wiederzusehen.“

– Slavoljub (66), Pensionist

Können sie erahnen, wo sie sich infiziert haben?
Nein. Bevor die ganzen Maßnahmen der Regierung kamen, hatte ich allerdings viel Kontakt mit vielen Leuten. Ich vermute, dass es in dieser Zeit passiert sein muss.

Wissen sie, welche Therapie sie bekommen haben?
So viel ich weiß, war es eine antibiotische Therapie. Mit dem Ziel, dass meine angeschlagene Lunge den Angriff der Bakterien verteidigt. Mein Organismus musste vor allem dagagen ankämpfen.


Wie haben sie sich gefühlt?
Ich fühlte mich geschwächt, konnte mich kaum bewegen, als wäre all meine Kraft plötzlcih weg. Persön liche Hygiene habe ich nur dank der Hilfe der Krankenschwestern machen können. Diese Hilflosigkeit machte mir Angst.

Hatten sie Panik?
Ganz ehrlich gesagt – ja. Die Nächte warn sehr schwierig. Man kann trotz der allgemeinen Schwäceh nicht einschlafen. Wenn man sich auf der dünnen Linie zwischen Leben und Tod befindet, alleine im Zimmer mit dem Corona-Virus, wird die Panik zum Alltag. Ich hatte mehr Angst davor vor allem, alleine zu sterben im Zimmer – ohne meine nähesten Familienmitglieder bei mir zu haben. 

An was haben sie noch gedacht, außer an ihre Familie? 
An all das, an was man nicht denkt – wenn man gerade gesund ist. Als ich mich zu erholen begann, sah ich all die Nachrichten von meiner Familie, den Freunden und auch Menschen meldeten sich, die ich vorher nur zu Bekannten zählte. Das gab mir Kraft.

Wie war es mit dem Essen?
Die Zeit zu Hause war ohne großen Appetit. In dieser einen Woche habe ich fast gar nichts gegessen. Aber mit dem Ankommen im Spital begann ich mich zu erholen und wieder zu essen.

„Bleibt zuhause, es gibt nichts schöneres. Verbringt die Zeit mit den Kindern, dem Partner, findet wieder zu einander. Das Leben hat keinen Preis.“

– Slavoljub (66), Pensionist

Wie geht es jetzt weiter? 
Mich erwarten noch zwei Tests. Sollte ich beide Male negativ sein, werde ich nach Hause entlassen und diese Zeit verbringe ich natürlich in Isolation. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue, wieder nach Hause zu kommen.

Haben sie eine Botschaft für unsere LeserInnen?
Ich muss sagen, dass mich die Personen wütend machen, die sich über die Isolation beschweren, die Regeln brechen und so mit ihren eigenen und anderen Leben spielen. Im Krieg waren die Leute in Konzentrationslagern und wussten nicht, ob sie den nächsten Tag erleben werden. Aber sie haben gekämpft. Heute haben wir alles: Luxuswohnungen, volle Kühlschränke, W-Lan und Internet. Und trotzdem beschweren sich die Leute. Ich kann diese Verwöhntheit und diese unverantwortliche Verhalten gar nicht verstehen. Deswegen sage ich alle: Bleibt zuhause, es gibt nichts schöneres. Verbringt die Zeit mit den Kindern, dem Partner, findet wieder zu einander. Das Leben hat keinen Preis. 

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.