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Studie: Berufseinsteiger besonders betroffen von sexueller Belästigung

Viele trauen sich über die Vorfälle am Arbeitsplatz nicht zu sprechen. (Foto: iStock)

Sexuelle Belästigung gehört für viele junge Menschen am Arbeitsplatz zum Alltag. Berufseinsteiger sind in einem Unternehmen in einer schwächeren Position und daher besonders stark betroffen.

Das Institut für Konfliktforschung hat im Auftrag der AK Wien und des AMS eine qualitative Studie zu sexueller Belästigung junger Frauen und Männer in Ausbildung und Beruf erstellt.

Ergebnis: Als Berufseinsteiger sind junge Menschen im Unternehmen in einer schwächeren Position und daher besonders stark betroffen. „Es braucht das klare Signal der Unternehmensleitung, dass sexuelle Belästigung nicht toleriert wird. Die Aufgabe der Führungskräfte ist es insgesamt ein respektvolles Arbeitsklima zu schaffen,“ so Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen, Familie in der AK Wien.

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Sexuelle Belästigung gehört zum Alltag

Für die Studie wurden 31 Mädchen und 19 Burschen zwischen 16 und 25 Jahren über ihre Erfahrungen befragt. So würde für die meisten jungen Frauen sexuelle Belästigung zum Alltag gehören. Sie erleben diese auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Lokalen.

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Am Arbeitsplatz ist es den jungen Frauen nicht immer sofort erkennbar, wenn es zu sexuellen Belästigungen kommt, etwa im Fall von scheinbar zufälligen Berührungen. Oft wird versucht, bei leichteren Übergriffen diese Belästigungen zunächst zu ignorieren. Frauen wollen auch nicht zickig wirken oder als Opfer gesehen werden und übergehen deshalb diese Vorfälle.

Angst etwas dagegen zu unternehmen

Die befragten jungen Männer hingegen erlebten sexuelle Belästigungen vor allem durch Kunden. Die befragten jungen Frauen machten Erfahrungen mit sexueller Belästigung durch Arbeitgeber, Arbeitskollegen und Kunden.

Oft wird gegen die sexuelle Belästigung nicht vorgegenagen. Genannt wurden etwa: Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, nicht als Opfer stigmatisiert zu werden, sich selbst verteidigen zu wollen. Aber auch die fehlende betriebliche Einbindung bei kurzen Beschäftigungen (Praktika, Studentenjobs etc) und der Zusammenhalt langjähriger MitarbeiterInnen erschwert es, sexuelle Belästigung anzusprechen. Mehrere nannten auch Schamgefühle oder suchten die Schuld bei sich selbst (zu viel geschminkt, zu höflich).

Was tun gegen sexuelle Belästigung?

Die Arbeiterkammer bietet Hilfe im jeweiligen Bundesland unter www.arbeiterkammer.at

Auch die Gleichbehandlungsanwaltschaft, unter www.gleichbehandlungsanwaltschaft.at, bietet Beratung und Unterstützung.