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Razzia

Teure Lose, versteckte Uhren: Zwölf Serben betrieben illegale Millionen-Lotterie in Floridsdorf

Illegale Luxus-Lotterie Wien
FOTO: BMF/Finanzpolizei

Tausende Lose, Luxusuhren und ein Netzwerk aus dem Schatten: In Wien flog eine illegale Lotterie auf, die Serben ohne Aufenthaltstitel bis zu 800.000 Euro einbrachte.

In Wien wurde ein illegales Glücksspielnetzwerk zerschlagen, dessen Betreiber mit hohen Geldstrafen und ausländerrechtlichen Folgen konfrontiert sind. Das Finanzministerium bestätigte am Freitag, dass bei den zwölf serbischen Staatsbürgern, die sich unerlaubt in Österreich aufhielten, Schwarzeinnahmen zwischen 600.000 und 800.000 Euro nachgewiesen werden konnten.

Die Organisatoren hatten ihr System auf teure Gewinne ausgerichtet und vertrieben tausende Lose hauptsächlich über Facebook. Ein Sprecher von Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) erklärte gegenüber der APA (Austria Presse Agentur), dass europaweit hunderte Personen teilnahmen und bis zu 100 Euro pro Los zahlten. Die Zahlungen erfolgten entweder direkt an den 30-jährigen Hauptbeschuldigten oder persönlich in der Zentrale, die in einem unauffälligen Wohngebäude in Wien-Floridsdorf untergebracht war.

Polizeilicher Zugriff

Nach ersten Ermittlungen des Wiener Landeskriminalamts wurde auch die Finanzpolizei eingeschaltet. Am 26. März erfolgte ein koordinierter Einsatz mit Unterstützung von WEGA (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung, Spezialeinheit der Polizei), Bereitschaftseinheit und Polizeikommando. Bei der Durchsuchung händigten die Verdächtigen zunächst nur eine Rolex-Uhr aus, doch der Zoll-Diensthund Ike spürte zwei weitere versteckte Luxusuhren in einem Wäscheschrank auf.

Die Ermittler stießen in der Lotteriezentrale auf penibel geführte Aufzeichnungen über die Einzahlungen der Teilnehmer, wodurch Schwarzumsätze von 600.000 bis 800.000 Euro dokumentiert werden konnten. Die beschlagnahmten Uhren wurden von der Finanzbehörde Österreich, Dienststelle für Sonderzuständigkeiten, als Sicherheit für die nicht entrichtete Glücksspielabgabe in Verwahrung genommen.

Dem Bundeskriminalamt zufolge stellt illegales Glücksspiel in Österreich eine erhebliche gesellschaftliche Gefahr dar, da solche Operationen häufig mit weiteren Straftaten wie Sozialleistungsbetrug und Visaerschleichung verbunden sind. Kriminelle Netzwerke agieren besonders in urbanen Räumen wie Wien zunehmend organisiert und vernetzt.

Rechtliche Folgen

Die Betreiber der illegalen Lotterie müssen sich nun einem Finanzstrafverfahren nach dem Glücksspielgesetz stellen. Zusätzlich drohen ihnen ausländerrechtliche Konsequenzen, da sie sich ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung in Österreich aufhielten. Den Spielteilnehmern steht der zivilrechtliche Weg gegen die Veranstalter offen.

Für die betroffenen Teilnehmer birgt ein solches Vorgehen allerdings auch Risiken: Erfahrungen aus ähnlichen Fällen in Wien zeigen, dass ausländische Kunden bei zivilrechtlichen Verfahren selbst als Beteiligte an illegalem Glücksspiel polizeilich erfasst werden könnten – eine Aussicht, die bei vielen Betroffenen für Verunsicherung sorgt.

Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) und Staatssekretärin Eibinger-Miedl würdigten in einer gemeinsamen Aussendung die behördenübergreifende Zusammenarbeit: „Dank der hervorragenden Zusammenarbeit unserer Ermittlungsbehörden konnten wir diesem betrügerischen System ein Ende setzen.

Dieser Ermittlungserfolg zeigt einmal mehr, wie skrupellos illegale Glücksspielnetzwerke agieren und dabei hohe Summen am Staat vorbeischleusen.“