Vor zweieinhalb Jahren begann der Krieg in der Ukraine, der viele Menschen zur Flucht nach Westen zwang. Seitdem haben etwa 78.000 Menschen aus der Ukraine Zuflucht in Österreich gesucht, die hauptsächlich aus Frauen und minderjährigen Kindern bestehen.
Die Lebensumstände und Zukunftsperspektiven dieser Menschen werden seit 2022 regelmäßig vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) untersucht. Die jüngste Studie, an der 1358 geflüchtete Ukrainer teilnahmen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Institut für Familienforschung durchgeführt und liegt der „Presse“ jetzt vor.
Schnellere Integration als bei anderen Flüchtlingsgruppen
Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass sich ukrainische Vertriebene in vielerlei Hinsicht von anderen Migrantengruppen unterscheiden. „Die Integration ukrainischer Vertriebener in Österreich verläuft deutlich schneller als bei anderen Herkunftsgruppen“, erklärt Barbara Stewart vom ÖIF. Ein wesentlicher Faktor ist der schnelle Fortschritt beim Deutschlernen. „Die Daten zeigen, dass Ukrainer rasch Deutsch lernen und Prüfungen häufiger erfolgreich ablegen“, so Stewart weiter.
Freiwillige Deutschkurse
Während andere Migrantengruppen oft verpflichtend Deutschkurse absolvieren müssen, genießen Ukrainer aufgrund ihres Sonderstatus mehr Freiheiten und nutzen dennoch oft freiwillig die Sprachlernangebote. Während viele Befragte vor einem Jahr hauptsächlich Deutsch verstanden, können die meisten mittlerweile Deutsch sprechen. 46,5 Prozent der Befragten haben inzwischen ein B1-Niveau oder höher erreicht, was bedeutet, dass sie in der Lage sind, Hauptpunkte von alltäglichen Konversationen zu verstehen und sich zusammenhängend über vertraute Themen auszudrücken.
Lebensqualität in Abhängigkeit von Sprachkenntnissen
Die Sprachkenntnisse wirken sich direkt auf die Lebenszufriedenheit aus: 66 Prozent derjenigen mit guten Deutschkenntnissen sind zufrieden, im Vergleich zu 37 Prozent ohne Sprachkenntnisse. Allerdings geben nur 45 Prozent an, dass Deutschkurse gut mit einer Erwerbstätigkeit vereinbar sind, was vor allem für Frauen mit Betreuungspflichten eine Herausforderung darstellt.
Beschäftigung und Berufswechsel
Der Sonderstatus der ukrainischen Flüchtlinge erlaubt es ihnen, ohne zusätzliche Bewilligung jede Beschäftigung aufzunehmen. Diese Regelung führte zu einem signifikanten Anstieg der als arbeitssuchend gemeldeten sowie der erwerbstätigen Ukrainer in Österreich seit der Gesetzesänderung im April 2023.
Aktuell sind 44 Prozent berufstätig, darunter 42 Prozent Frauen.Interessanterweise hat sich auch das Berufsfeld der arbeitenden Ukrainer verändert. Der Anteil der in klassischen Einstiegsbereichen, wie der Reinigung, arbeitenden Personen ist gesunken. Während im Vorjahr noch 31,2 Prozent der Frauen in diesem Bereich tätig waren, sind es aktuell nur noch 23 Prozent. Gleichzeitig nahm ihr Anteil in den Bereichen Handel und Vertrieb, Gesundheitsberufe und Bildung zu.
Anerkennung akademischer Abschlüsse
Trotz eines hohen Bildungsstands – 75 Prozent der Ukrainer besitzen einen Hochschulabschluss – haben nur zwölf Prozent der Ukrainer ihre Abschlüsse anerkennen lassen, was besonders in Bereichen wie Pflege und Bildung problematisch ist, da in Österreich Fachkräftemangel herrscht. Hier unterstützt der ÖIF mit Beratungen, Seminaren und der Rückerstattung von Nostrifizierungskosten.
Rückkehrpläne und Integration
Mit fortdauerndem Konflikt nimmt der Wunsch vieler Geflüchteter, in ihre Heimat zurückzukehren, ab. Der Wunsch nach Rückkehr in die Ukraine nimmt ab: Nur noch drei Prozent planen eine baldige Rückkehr. Gleichzeitig geben viele Geflüchtete an, sich einsam oder ausgegrenzt zu fühlen, insbesondere Frauen mit Kindern.
Im Vergleich dazu äußerten 2022 und 2023 noch 30 beziehungsweise 13 Prozent konkrete Rückkehrpläne. Zwölf Prozent haben vor, irgendwann zurückzukehren, jedoch ohne festgelegten Zeitpunkt. Hingegen planen 56 Prozent, in Österreich zu bleiben, und 29 Prozent sind sich derzeit unsicher.
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