Milutin Tesla, der Vater des berühmten Erfinders Nikola Tesla, war ein bemerkenswerter Intellektueller, Sprachenkenner, Geistlicher und Volksbildner, dessen Einfluss auf seinen Sohn prägend war. Obwohl seine eigenen Leistungen beachtlich waren, steht er bis heute meist im Schatten seines weltberühmten Sohnes.
Im Dorf Raduc in der kroatischen Region Lika kam Milutin 1819 zur Welt. Er entstammte einer angesehenen Familie – sein Vater Nikola bekleidete das Amt eines Militärvorstehers, während seine Mutter Ana Kalinic aus einem gebildeten, einflussreichen Haus stammte. Nach einem kurzen Ausflug in die Militärlaufbahn, die er aufgrund von Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten abbrach, wandte er sich der Theologie zu und absolvierte seine Ausbildung in Plaski.
Als Seelsorger wirkte Milutin Tesla in verschiedenen Gemeinden und erwarb sich einen Ruf als außergewöhnlicher Prediger mit besonderer Überzeugungskraft. Nikola Tesla hielt in seinen Lebenserinnerungen fest, dass sein Vater ein wahrer Meister des gesprochenen Wortes gewesen sei – fähig, ohne jegliche Vorbereitung lange und zusammenhängend zu sprechen, ohne den roten Faden zu verlieren.
Sprachliche Brillanz
Seine Sprachbegabung war beeindruckend: Milutin beherrschte mindestens acht Sprachen und verfasste regelmäßig Beiträge für österreichische und serbische Zeitungen. Sein Interesse galt vor allem gesellschaftlichen und moralischen Fragestellungen. Nikola Tesla beschrieb das phänomenale Gedächtnis seines Vaters, das ihn zu einer „lebenden Bibliothek“ machte.
Die Ehe mit Georgina Djuka Mandic, einer für ihre Zeit ungewöhnlich gebildeten Frau mit besonderem Talent für mechanische Arbeiten, prägte das Familienumfeld. Später würdigte Nikola Tesla den väterlichen Einfluss auf sein Denken, auch wenn dieser ihm nicht unmittelbar naturwissenschaftliche Kenntnisse vermittelte.
Für sein Engagement im Bildungsbereich und seinen Einsatz für religiöse Toleranz erhielt Milutin Tesla 1873 das Goldene Verdienstkreuz erster Klasse. Diese Ehrung fand in den Wiener Zeitungen Erwähnung und brachte ihm hohe Anerkennung ein. Die Auszeichnung durch Kaiser Franz Joseph I. wurde nicht nur als persönliche Ehrung wahrgenommen, sondern diente auch als wichtiges Signal für die Anerkennung der serbisch-orthodoxen Minderheit innerhalb des österreichisch-ungarischen Vielvölkerstaats.
Theologisches und gesellschaftliches Wirken
Milutin Tesla veröffentlichte zahlreiche theologische und gesellschaftskritische Texte in regionalen Zeitungen. In seinen Schriften setzte er sich besonders für religiöse Toleranz, Volksbildung und soziale Gerechtigkeit ein – Anliegen, die ihn auch mit liberaleren Bewegungen in der Habsburgermonarchie verbanden. Seine publizistischen Tätigkeiten und sein gesellschaftliches Engagement waren Ausdruck eines fortschrittlichen Denkens, das die Grenzen konfessioneller Zugehörigkeit überschritt und auf gesamtgesellschaftliche Verbesserungen abzielte.
Späte Würdigung
Am 17. April 1879 verstarb Milutin Tesla. Seinem Sohn Nikola war es nicht möglich, an der Beerdigung teilzunehmen – ein Umstand, der ihn tief erschütterte. Zehn Jahre später ließ Nikola in Smiljan ein Denkmal für seinen Vater errichten.
Heute, nicht zuletzt dank der Forschungsarbeit von Milovan Matic, erhält Milutin Tesla allmählich die Würdigung, die ihm im kulturellen Gedächtnis gebührt.
Er wird zunehmend als bedeutende Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts anerkannt – nicht nur als Vater eines genialen Erfinders, sondern als eigenständiger Denker, Priester und Wortgewandter von beachtlichem Format.
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