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REPORTAGE

Warum kehren „unsere” Migranten auf den Balkan zurück?

Einer der Rückkehrer, der sich entschlossen hat, seine in Europa erworbenen Kenntnisse in der Heimat zu verwerten und das Leben seiner Landsleute zu fördern, ist der Politiker Ahmed Husagić, der in seinem Heimatland Bosnien und Herzegowina die Bewegung „Snaga domovine” („Kraft der Heimat”) gegründet hat. (FOTO: zVg.)

Rückkehr — eine Hilfe für die Heimat
Ca. 2 Millionen Menschen mit bosnisch-herzegowinischen Wurzeln leben außerhalb ihres eigenen Staates. Das zeigen Daten der Statistikagenturen und der bosnischen Konsulate im Ausland. Es leben also mehr Menschen aus Bosnien und Herzegowina im Ausland als in ihrem Heimatland, und in den letzten sechs hat mehr als eine halbe Million Menschen das Land verlassen. Die nicht gerade glänzende Situation im Land hat viele dazu bewogen, ihre Koffer zu packen und zu gehen. Rückkehrer aus dem Westen sind selten, aber es gibt sie.

Ca. 2 Millionen Menschen mit bosnisch-herzegowinischen Wurzeln leben außerhalb ihres eigenen Staates.

Einer der Rückkehrer, der sich entschlossen hat, seine in Europa erworbenen Kenntnisse in der Heimat zu verwerten und das Leben seiner Landsleute zu fördern, ist der Politiker Ahmed Husagić, der in seinem Heimatland Bosnien und Herzegowina die Bewegung „Snaga domovine” („Kraft der Heimat”) gegründet hat.

„Zu dem Engagement habe ich mich aufgrund der politischen Situation entschieden, die seit dem Ende des Krieges nie so schlecht war wie heute. Meine Aktivitäten sehen nicht den klassischen Weg der Kandidatur oder der Arbeit in einer politischen Partei vor. Sie bestehen in der Unterstützung progressiver Kräfte bzw. derjenigen Kräfte, die für ein erfolgreiches Bosnien und Herzegowina und eine einheitliche, ungeteilte Gesellschaft eintreten. Leider haben die destruktiven Kräfte das Land in einen Zustand der Lähmung geführt, und das spiegelt sich auch in der wirtschaftlichen Situation wieder. Die Menschen sehen keine Perspektive und verlassen das Land”, sagt Husagić und betont, dass er mit seinem Engagement zur Stabilisierung der Verhältnisse und zum EU-Beitritt von BuH beitragen will. „Man darf auch nicht vergessen, dass eine stabile Situation am Balkan im Interesse Österreichs, aber auch ganz Europas ist. Wie wichtig das ist, sehen wir anhand der aktuellen Ereignisse in der Ukraine.”

Da er in BuH aufgewachsen ist und dort auch seine Eltern zurückgelassen hat, ist ihm die Rückkehr nicht schwergefallen, und die gesellschaftliche Situation, die er vorgefunden hat, hat ihn nicht sehr überrascht.

„Wie immer sind es die Menschen, die der positive Teil des bosnischen Alltags sind. Spontaneität und Humor sind Dinge, mit denen sich Probleme leichter bewältigen lassen. Was die negativen Seiten betrifft, so finden sich die vor allem in der disfunktionalen Verwaltung und dem komplizierten System. Die übrigen Schattenseiten, die die Politik betreffen, habe ich bereits gekannt, die haben mich nicht überrascht”, erklärt Husagić.

Das Netzwerk an Bürgerinnen und Bürgern, die außerhalb Bosniens und Herzegowinas leben und die ich kenne, ist ein unschätzbarer Reichtum. Ich bin der Meinung, das wir mit ihnen einen Schritt in Richtung einer besseren Zukunft machen können. Sie sind die Kraft der Heimat.

Ahmed Husagić

Aufgrund seiner Erfahrungen in zwei sehr unterschiedlichen Systemen betont dieser Politiker, dass „die Spontaneität ein Vorteil von Bosnien ist, aber auf der anderen Seite sind die Ordnung und die strikten Regeln das, was Österreich erfolgreich und lebenswert macht. Daher ist es mein Plan, den Menschen vor allem einen anderen Zugang zu Problemen zu zeigen. Sie sollten auch eine andere Perspektive auf die Gesamtsituation in Bosnien und Herzegowina bekommen. Manchmal sieht man Dinge aus der Ferne besser. Die politischen Kontakte, die ich habe, können für die Zukunft des Staates nützlich sein. Aber was am wichtigsten ist: Das Netzwerk an Bürgerinnen und Bürgern, die außerhalb Bosniens und Herzegowinas leben und die ich kenne, ist ein unschätzbarer Reichtum. Ich bin der Meinung, das wir mit ihnen einen Schritt in Richtung einer besseren Zukunft machen können. Sie sind die Kraft der Heimat.”

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Nachdem sie ihr Bachelorstudium an der Fakultät für Politikwissenschaften in Belgrad abgeschlossen hat, begann Aleksandra ihre journalistische Karriere bei der Tagespresse in Serbien, wo sie bis zu ihrem Master-Abschluss gearbeitet hat. Letztes Jahr verschlug es die wissbegierige Serbin schließlich nach Wien. Jetzt lebt sie ihre Leidenschaft für Journalismus als Redakteurin des KOSMO-Magazins aus. Stets professionell und mit viel Interesse, berichtet sie über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen. In ihrer Freizeit liest die Politologin am liebsten ein Buch, oder entdeckt auf ihrem Fahrrad neue Orte in Wien.