Mit dem Parlamentseinzug der Liste Pilz schaffte es Alma Zadić als erste Politikerin mit bosnischen Wurzeln in den Nationalrat. Im Juli wechselte sie zu den Grünen und befindet sich auf Platz 5 der Bundesliste für die kommenden Wahlen.
KOSMO: Du hast vor rund drei Monaten von der Liste JETZT zu den Grünen gewechselt. Was war dein Bewegrund?
Alma Zadić: Als ich vor 2 Jahren gefragt wurde, ob ich mich politisch engagieren will, habe ich die Anwaltskanzlei verlassen, in der ich 6 Jahre lang war, und habe mich mit voller Leidenschaft und all meiner Kraft für eine Politik eingesetzt, wo der Mensch im Vordergrund steht. Die Bewegung und das Team dem ich mich vor zwei Jahren angeschlossen habe, gibt es so aber nicht mehr. Pilz selbst tritt mit einem fast komplett neuen Team an. Das hat viel mit ihm selbst zu tun aber auch damit, dass sich die inhaltliche Ausrichtung verändert hat.
Haben sich deine Erwartungen bzw. auch Ansprüche den Grünen gegenüber erfüllt?
Ja. Die Grünen haben sich in den letzten zwei Jahren erneuert und sind zu einer großen, dynamischen Bewegung geworden. Es ist viel Gestaltungskraft und Freude da, die uns alle motiviert. Die Grünen setzen sich für soziale Gerechtigkeit, unsere Umwelt und für eine starke Demokratie ein. Dafür stehe ich und dafür kämpfe ich gemeinsam mit den Grünen.
Wäre, deiner Meinung nach, eine Reunion mit der Liste Pilz und den Grünen möglich?
Wenn wir wirklich ein anderes Parlament wollen, dann ist es sinnvoll Kräfte zu bündeln und stark gegen Abbau des Sozialstaates und Fremdenfeindlichkeit aufzutreten. Gemeinsam könnte man wesentlich mehr erreichen, das war auch der Grund warum ich und viele andere die Grünen unterstützen.
„Das Parlament steht stellvertretend für die Gesellschaft in der wir leben und immer noch sind einzelne Gruppen unserer Gesellschaft unterrepräsentiert, Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund.“
Die Grünen setzen sich dafür ein, dass Karfreitag ein Feiertag für alle ArbeitnehmerInnen wird. Soll Bajram (Islamisches Opferfest) auch ein Feiertag werden? Es sind immerhin deutlich mehr Muslime als Evangelisten in Österreich.
Aus historischen Gründen finden wir es wichtig, dass der Karfreitag ein Feiertag bleibt und zwar für alle ArbeitnehmerInnen unabhängig vom Urlaubsanspruch. Ich kann der Idee eines persönlichen Feiertags, den man für sich in Anspruch nehmen kann, sei es für einen wichtigen religiösen Feiertag oder einen Familienfeiertag, viel abgewinnen. Wir Grünen fordern ohnehin eine 6. Urlaubswoche für alle, da kann man ansetzen.
Obwohl Personen wie Sie für Ihre Partei viel leisten, hat man das Gefühl, dass Politikerinnen und Politiker mit Migrationshintergrund kaum Chancen haben Positionen mit Entscheidungskompetenzen zu bekommen. Es sind eher Alibiposten. Ist Österreich noch nicht bereit für solche Schritte?
Das ist leider die traurige Wahrheit, wenn man sich die Parteienlandschaft oder das Parlament ansieht. Das Parlament steht stellvertretend für die Gesellschaft in der wir leben und immer noch sind einzelne Gruppen unserer Gesellschaft unterrepräsentiert, Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund. Ich finde es wichtig dass gerade im Parlament auch Personen sitzen, die meine Lebensrealität verstehen. Denn diese Treffen auch Entscheidung stellvertretend für mich.
Wo sehen Sie Ihre Partei bei den bevorstehenden Wahlen?
Hoffentlich im Parlament.
Wären Sie dafür, dass Grüne in Koalition mit der ÖVP eingeht?
Ich wäre dafür, dass die Grünen wieder stark im Parlament vertreten sind und die österreichische Politik mitgestalten. Nur wenn wir jetzt die Grünen stark zurück ins Parlament wählen, wird es auch ein anderes Parlament, als wir es in den letzten zwei Jahren erlebt haben.
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