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DAS WUNDER AUS MLADENOVAC

„Wir sind eine kranke Gesellschaft – Wir müssen ehrlicher und menschlicher werden“

Beli Interview Zoran Loncarevic 2
(FOTO: KOSMO/Zoran Lončarević)

Präsidentschaftswahlen
Als innerhalb der Bewegung „Beli – samo jako“ entschieden wurde, sich um die Position des ersten Mannes im Staat zu bewerben, schlüpfte Luka in einen weißen Anzug und trat als jüngster Kandidat in der Geschichte Serbiens und vielleicht der ganzen Region an. Allerdings…

„Am Tag vor Beginn des Wahlkampfs entschied Herr Vučić, dass Notare jede Unterschrift überprüfen müssen. Er ist ein großer Macher, ich war begeistert von seinem Einfallsreichtum. Wir wussten, dass das eine mission impossible ist, und dachten ans Aufgeben. Aber wir traten dennoch an, obwohl wir kein Geld hatten und das mit den Notaren ein Minenfeld war. Die Menschen haben uns ihre Drucker zur Verfügung gestellt, Geld gespendet, Essen vorbeigebracht.“, betont Luka und fügt hinzu, dass seine satirische Art der Öffentlichkeitsarbeit den berühmten serbischen Zorn entfacht hat, und den kann keine Macht der Welt aufhalten.

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Die politische Szene in Serbien wirbelt nun ein Komiker auf. Innerhalb von zwei Wochen katapultierte sich “Beli” auf den zweiten Platz, direkt nach Regierungschef Aleksandar Vučić.

 

Das Volk hat der Bewegung 1.100.000 Dinar gespendet, von denen die Beglaubigung der Unterschriften und die laufenden Kosten des Wahlkampfs gezahlt wurden. Die ca. 300.000 Euro aus dem Budget, auf die sie Anspruch hatten, hat Luka nicht genommen.

„Wir haben gezeigt, dass man auch ohne staatliche Gelder Wahlkampf machen kann. Wir sind mit Autos in Serbien herumgefahren, die manchmal unterwegs den Geist aufgegeben haben. Dann haben wir sie geschoben und repariert und sind trotzdem ans Ziel gekommen. Das waren irreale Szenen. Und auch ohne große Kampagne haben wir den dritten Platz gewonnen“, sagt Luka lachend.

Eine Woche vor den Wahlen riefen ihn von überall her Menschen an: aus Krankenhäusern, aus Feuerwehrhäusern, aus Schulen, aus Gefängnissen, Fans…

„Das war eine unwahrscheinliche Unterstützung und kurz habe ich einmal gedacht, dass das bedeuten könnte, das wir in die zweite Runde kommen. Meine Phantasie ist angesprungen, im Kopf habe ich mir ein Märchen ausgemalt, das satirische Elemente hatte. Der Plan war, ein Team von Intellektuellen aus dem Land und der Diaspora zusammenzustellen, das das Präsidentenkabinett gebildet hätte. Ich bin nicht kompetent, ernsthafte Politik zu machen und das Land zu führen. Ich wäre nur eine Präsidentenfigur im weißen Anzug gewesen“, führt unser Gesprächspartner humorvoll an.

Was nun?
Lukas Geschichte soll den Menschen zeigen, dass man das System von Grund auf säubern muss, nicht von der Spitze her; keine Revolution, sondern eine Evolution.

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„Es wäre ideal, wenn jede Gemeinde eine Bürgergruppierung wie unsere hätte. Wenn die sich zusammentun würden, könnte diese Säuberung Erfolg haben. Wir haben ein Forum eingerichtet, in dem die Menschen begonnen haben, Gruppen zu bilden und Aktionen zu starten. Sie haben einen Park in Novi Beograd, einen in Vračar und einen in Zrenjanin geschützt und gesehen, dass das geht, und das Ganze hat Fahrt aufgenommen. Das ist der Kern: auf lokaler Ebene gewinnen, seinen eigenen Hinterhof säubern und von dort weitermachen“, empfiehlt Maksimović.

Während des Wahlkampfs hat Luka mit seinem Verhalten Aufrichtigkeit propagiert, und so lebt er auch im wirklichen Leben.
„Mein Ziel ist es, Bewusstsein bei den Menschen zu wecken, denn wir sind eine kranke Gesellschaft, die keine wirtschaftliche, sondern eine gesellschaftliche Revitalisierung braucht. Wir müssen ehrlicher und menschlicher werden und eine politische Kultur annehmen“, ist Luka kategorisch. Er fügt hinzu, dass er ein Experiment mit Erfolg durchgeführt hat. Seine Vorstellung wurde in ganz Serbien mit Erfolg gespielt, aber jetzt muss jeder in seinem eigenen Umkreis damit weitermachen.