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Gerichtsurteil

12-Jährige missbraucht: Afghane muss nicht ins Gefängnis

Urteil, Missbrauch
Symbolbild FOTO: iStock

Ein 18-jähriger Afghane stand kürzlich vor Gericht, um sich gegen schwerwiegende Vorwürfe im Zusammenhang mit der 12-jährigen Anna-Sophia zu verteidigen. Ihm wurden Missbrauch mit besonderer Erniedrigung, versuchte Nötigung und die Erstellung von Kindesmissbrauchsdarstellungen zur Last gelegt. Gleich zu Beginn des Prozesses bekannte sich der Angeklagte teilweise schuldig, insbesondere bezüglich der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen über soziale Medien. Die Ermittler hatten belastendes Material auf seinem Handy gefunden, doch er bestritt, sich körperlich an der Schülerin vergangen zu haben.

Der junge Mann, der zum Prozess in auffälliger Kleidung erschien, lernte Anna-Sophia im Sommer 2023 kennen. Die Staatsanwaltschaft behauptet, dass es während ihrer Beziehung, die bis Anfang 2024 dauerte, mehrfach zu Geschlechtsverkehr gekommen sei. Der Angeklagte schilderte, dass es häufiger zu Auseinandersetzungen mit den Eltern des Mädchens kam, er ihr aber dennoch einen Ring schenkte. Die Beziehung endete seiner Aussage nach, als Anna-Sophia ihn während einer Skiwoche betrog.

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Urteil und Reue

Das Gericht sprach den 18-Jährigen in allen Anklagepunkten schuldig. Er wurde zu einer bedingten Haftstrafe von 15 Monaten mit einer dreijährigen Bewährungszeit verurteilt und muss 800 Euro Schmerzensgeld zahlen, obwohl der Opferanwalt 2.000 Euro gefordert hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, und die Staatsanwaltschaft hat sich bislang nicht dazu geäußert. Das Gericht stellte klar, dass der Geschlechtsverkehr mit Personen unter 14 Jahren strafbar ist und die Alterstoleranzklausel nicht angewandt werden konnte, da der Angeklagte neun Monate zu alt war.

Kurz vor der Verkündung des Urteils drückte der Angeklagte sein Bedauern aus: „Es tut mir leid, was ich gemacht habe. Ich bereue das. Aber jeder hat mir gesagt, dass es erlaubt ist.“ Der junge Mann, der als Kind mit seiner Familie aus Afghanistan nach Österreich kam, hatte in Wien mit familiären Problemen zu kämpfen und lebte zeitweise in einem Heim. Nach seinem 18. Geburtstag kehrte er zu seiner Mutter zurück. Er brach eine Ausbildung im Einzelhandel ab und sein Antrag auf Mindestsicherung wurde abgelehnt. Seine beruflichen Ziele sind Kellner und Flugbegleiter zu werden. In seiner Freizeit isst er gerne auswärts, schwimmt und betreibt Thaiboxen.

Soziale und rechtliche Aspekte

Ein Sozialarbeiter, der den Angeklagten betreut hatte, sagte vor Gericht aus, dass beide Beteiligten anfangs über ihr Alter gelogen hatten. Die Beziehung wurde daher als erlaubt angesehen, und dem Angeklagten wurden Kondome bereitgestellt. Die Richterin klärte jedoch auf, dass Geschlechtsverkehr in Österreich erst ab 14 Jahren erlaubt ist.

Anna-Sophia, die per Video aussagte, wurde von ihrer Familie im Gerichtssaal unterstützt. Nach ihrer Aussage wurde sie von ihrer älteren Schwester, die eine besondere Rolle im Prozess spielte, begleitet. Der Fall sorgte für großes Entsetzen, da Anna-Sophia von mehreren Jugendlichen über Monate hinweg missbraucht worden sein soll. Zwei 17-Jährige wurden freigesprochen, und die Verfahren gegen fünf weitere Jugendliche wurden eingestellt.