Start Wien
Armutsgefährdung

42 Prozent der Alleinerziehenden in Wien armutsgefährdet

(FOTO: iStock/monkeybusinessimages)
(FOTO: iStock/monkeybusinessimages)

Immer mehr Alleinerziehende suchen Unterstützung bei der St. Elisabeth-Stiftung. Die steigenden Preise und die damit verbundene finanzielle Belastung führen dazu, dass sich viele Alleinerziehende das Leben für sich und ihre Kinder kaum noch leisten können. Der Andrang in der Beratungsstelle ist seit Beginn des Jahres um beachtliche 45 Prozent gestiegen.

Die Armutsgefährdung von Alleinerziehenden in Wien nimmt bedrohlich zu. Laut Statistik Austria waren im vergangenen Jahr von 76.700 Ein-Eltern-Familien 34.000, also 42 Prozent, armutsgefährdet. Dies stellt einen erheblichen Anstieg im Vergleich zu vor zehn Jahren dar, als der Anteil noch bei 25 Prozent lag. Besonders besorgniserregend: 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.

Lebensmittelgutscheine

Diese Mütter stehen vor enormen Herausforderungen. Nicht selten wird das Geld schon am 15. des Monats knapp. In ihrer Not wenden sie sich an die St. Elisabeth-Stiftung, die mit Lebensmittelgutscheinen, Sachspenden und kostenloser psychologischer Beratung Unterstützung bietet. Doch auch hier spitzt sich die Situation zu.

Beratungen in der St. Elisabeth-Stiftung

Nicole Meissner, Geschäftsführerin der St. Elisabeth-Stiftung, berichtet: „Wir hatten letztes Jahr, im gesamten Jahr 2022, 1.500 Beratungen insgesamt mit 1.300 Klientinnen im Durchschnitt. Wir haben heuer, über das ganze Jahr gerechnet von Jänner bis September, bereits diese Zahl erreicht.“

Die sechs Beraterinnen der Stiftung arbeiten auf Hochtouren, um den Anforderungen gerecht zu werden. Die Leiterin der Schwangerenberatung, Anna Millauer, bringt die prekäre Situation auf den Punkt: „Wir pfeifen wirklich aus dem letzten Loch. Wir arbeiten von früh bis spät. Wir hatten früher Beratungen im Eineinhalb-Stunden-Rythmus und jetzt im Stunden-Rythmus. Die Beratungen sind auch pro Woche und pro Beraterin um die Hälfte gestiegen, weil wir sie einfach nicht mehr unterbringen.“

Die hohe Armutsgefährdung von Ein-Eltern-Familien in Wien und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Kinder sind alarmierend. Die St. Elisabeth-Stiftung leistet wichtige Arbeit, doch sie stößt an ihre Grenzen. Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft und die Politik diese Entwicklung ernst nehmen und Lösungen finden. Denn jedes Kind, das in Armut oder Armutsgefährdung aufwächst, ist eines zu viel.

Beratung in der St. Elisabeth-Stiftung

Die St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien unterstützt Schwangere, alleinstehende Mütter und Familien in Not in allen Lebenslagen.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.