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INTERVIEW

Senada: „Meine Sabina ist noch am Leben!“

KOSMO: Wann kamen Sabinas Söhne in Wien an?
Dank des österreichischen Staates kamen sie am 2. Oktober 2019 an. Es wurden sowohl bei mir in Wien als auch bei den Kindern in Syrien DNA-Tests durchgeführt, sodass man mit Sicherheit sagen konnte, dass es sich um meine Enkelkinder handelt. Mein Mann und ich haben das Sorgerecht für die Kinder, wir kümmern uns mit Hingabe um sie. Sie fingen sofort an, Deutsch und Bosnisch zu lernen, und als sie sich gut genug eingewöhnt hatten, gingen sie in den Kindergarten. Sie fühlen sich bei uns geborgen und geliebt. Trotzdem brauchen die Kinder eine Mutter, und ich brauche meine Tochter! So sehr ich meine Enkel auch liebe, sie können meine Sabina nicht ersetzen.

Ich werde für ihre Rückkehr nach Hause kämpfen, solange ich atme, und das kann mir niemand verbieten.

Senada

KOSMO: Woran denken Sie am häufigsten?
Sabinas Freundin erzählte mir, dass meine Tochter ihr in der Nacht vor ihrer Verwundung gesagt hatte, dass sie nicht sterben wolle, dass sie mit den Kindern, zu ihrem alten Leben, ihrer Familie und ihren Freunden nach Hause zurückkehren wolle. Jetzt denke ich nur daran, wie sie dort wohl ist, ganz allein ohne Kinder und ohne uns alle. Am schlimmsten war die Tatsache, dass ich herausfinden musste, dass eine Gruppe von Kurden Sabine verkauft hat. Die kurdischen Behörden behandeln sie als Entführte, nicht als Gefangene. Wissen Sie, mein Mann und ich haben all die Jahre fast alles, was wir verdient haben, in die Suche nach unserem Kind investiert. Ich werde für ihre Rückkehr nach Hause kämpfen, solange ich atme, und das kann mir niemand verbieten.

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„Mein Mann reiste sofort in die Türkei, in der Hoffnung, dort Sabina zu finden.“ Senada
(FOTO: Amel Topčagić)

KOSMO: Was haben Sie den österreichischen Beamten zu sagen?
Ich betone, dass wir dem österreichischen Staat sehr dankbar sind, dass er unsere Enkelkinder nach Hause gebracht hat. Ich bin jedoch immer noch eine unglückliche Mutter und bitte um Hilfe, mein Kind zurückzubekommen! Hier ist bekannt, dass Sabina lebt, alle Informationen, die ich erhalten habe, habe ich an die zuständigen Institutionen weitergeleitet. In all den letzten Jahren haben wir uns mit anderen Eltern, mit Journalisten und Nichtregierungsorganisationen, mit Beamten aus Syrien vernetzt. Ich weiß, dass viele Kinder dorthin gegangen sind und viele nach Deutschland und auf den Balkan zurückgekehrt sind. Meine Tochter ist keine Ausnahme. Immerhin sollen sie sie doch einfach nach Österreich zurückbringen. Sie soll ruhig dafür verantwortlich gemacht werden, dass sie als Minderjährige nach Syrien gereist ist, was von der Polizei am Flughafen erlaubt wurde! Von kleinen Kindern getrennt zu sein, ist definitiv eine Verletzung grundlegender Menschenrechte.

KOSMO: Sie haben ein Buch mit dem Titel „Sabina“ geschrieben …
Ja, ich habe beim Schreiben viele Tränen vergossen. In diesem Buch habe ich alles offengelegt, was unserer Familie passiert ist, all unsere Sorgen. Ich habe versucht, anderen Eltern aufzuzeigen, was mit Kindern passieren kann, ungeachtet all der Aufmerksamkeit und der Liebe.

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Sabinas Mutter erzählte KOSMO bisher unbekannte Details.
(FOTO: Amel Topčagić)

Wichtiger Informant
Einer von denen, die Senada S. erzählten, dass ihre Sabina am Leben war, war Badri Elezi, Sicherheitsdirektor am Kosovo-Institut für internationale Studien. Seine Ergebnisse präsentierte er in einer Stellungnahme gegenüber dem KOSMO-Magazin.

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