Nordmazedoniens EU-Ambitionen scheitern weiterhin an bulgarischen Hürden. Der Balkanstaat sieht sich mit erheblichen Hindernissen konfrontiert, da historische, kulturelle und linguistische Differenzen mit dem Nachbarland Bulgarien den Beitrittsprozess blockieren.
Obwohl Bulgarien zugesagt hatte, seinen Widerstand aufzugeben, sobald Nordmazedonien die 2018 vereinbarten Bedingungen erfüllt, bleibt die praktische Umsetzung aus. Die tief verwurzelten Konflikte zwischen beiden Ländern verhindern trotz mehrfacher Abkommen zur Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen jeden substanziellen Fortschritt.
Verfassungsstreit
Der zentrale Streitpunkt liegt in Nordmazedoniens Weigerung, den sogenannten “französischen Vorschlag” von 2022 vollständig umzusetzen, der die Verankerung der “bulgarischen Gemeinschaft” in der nordmazedonischen Verfassung als Voraussetzung für EU-Beitrittsgespräche vorsieht. Regierungschef Hristijan Mickoski bezeichnet die Zustimmung seiner Vorgängerregierung zu diesem Kompromiss als gravierenden strategischen Fehltritt.
Die Auseinandersetzung wird zusätzlich durch den linguistischen Konflikt verschärft: Während Bulgarien die mazedonische Sprache lediglich als bulgarischen Dialekt betrachtet, beharrt Skopje auf deren selbständigem Status.
Diese fundamentalen Meinungsverschiedenheiten, die in der gemeinsamen Geschichte beider Nationen wurzeln, manifestieren sich regelmäßig in verbalen und physischen Konfrontationen.
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Gescheiterte Annäherungen
Dennoch gab es in der Vergangenheit durchaus Annäherungsversuche zwischen den Nachbarstaaten. Bereits 1999 unterzeichneten beide Länder eine “Erklärung der guten Nachbarschaft”, gefolgt von einem Freundschaftsvertrag im Jahr 2017, der von Brüssel ausdrücklich begrüßt wurde. Ein weiterer Versuch zur Überwindung der festgefahrenen Situation erfolgte 2021 mit der Einrichtung einer gemeinsamen Historikerkommission, deren konkrete Ergebnisse jedoch bislang ausblieben.
Der französische Vermittlungsvorschlag von 2022, der Bulgariens Veto gegen Nordmazedoniens EU-Beitrittsverhandlungen aufheben sollte, wurde zwar formal von der mazedonischen Regierung akzeptiert, doch die Implementierung kommt erneut nicht voran.
Die diplomatischen Beziehungen bleiben angespannt, und die Verhandlungen stagnieren. Nordmazedonien fordert mittlerweile als Gegenleistung die offizielle Anerkennung einer mazedonischen Minderheit in Bulgarien, während Sofia auf der strikten Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen besteht.
Trotz der historisch bedingten Spannungen gibt es durchaus Stimmen, die die kulturelle Verbundenheit beider Völker betonen. Premierminister Mickoski bekräftigt zwar Nordmazedoniens Bestreben, EU-Mitglied zu werden, macht jedoch deutlich, dass dies nicht zu jedem Preis geschehen werde.
Die Perspektiven für die Beitrittsverhandlungen bleiben ungewiss, wenngleich die Hoffnung auf eine Kompromisslösung nicht gänzlich erloschen ist.
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