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Bluttat

Blutbad im Abendzug: Neue Erkenntnisse zum Messer-Terror

London Zug
(FOTO: EPA/TAYFUN SALCI)

Panik im Abendzug nach London: Ein Messerangriff hinterlässt zehn Verletzte, neun davon in Lebensgefahr. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.

Bei einem Messerangriff in einem britischen Zug wurden zehn Personen verletzt, neun davon schweben noch in Lebensgefahr, wie die Bahnpolizei am Sonntagmorgen mitteilte. Ein Fahrgast berichtete, er habe am Vorabend einen Mann mit einem großen Messer im Zug Richtung London gesehen und überall Blut bemerkt. Das Motiv für die Attacke bleibt unklar. Die Behörden nahmen zwei Personen wegen Mordverdachts fest und schlossen einen terroristischen Hintergrund aus.

Der Vorfall ereignete sich Samstagabend auf der vielbefahrenen Bahnstrecke zwischen Doncaster und dem Londoner Bahnhof King’s Cross. Nach Alarmierung durch Passagiere stoppte die Polizei den Zug am Bahnhof Huntingdon. Ein Augenzeuge schilderte gegenüber Sky News, wie Einsatzkräfte auf dem Bahnsteig Taser (Elektroschockwaffen) einsetzten, um einen mit einem großen Messer bewaffneten Mann zu überwältigen.

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Zahlreiche Rettungsfahrzeuge waren vor Ort. Ein AFP-Fotograf dokumentierte, wie Menschen in Rettungsdecken gehüllt weggebracht wurden. Forensiker in Schutzanzügen arbeiteten die ganze Nacht am Tatort.

Behördliche Ermittlungen

“Derzeit gibt es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund”, erklärte John Loveless, Leiter der Bahnpolizei. Bei den Festgenommenen handelt es sich um “einen 32-jährigen schwarzen britischen Staatsbürger und einen 35-jährigen britischen Staatsbürger mit karibischen Wurzeln”. Gegen beide wird “wegen des Verdachts des Mordversuchs” ermittelt. Die Bahnpolizei mahnte zugleich, nicht über die Ursachen des Vorfalls zu spekulieren.

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König Charles III. und Premierminister Keir Starmer reagierten erschüttert auf den Vorfall. Beide sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus, wobei Starmer den Angriff als “zutiefst beunruhigend” bezeichnete. Regierungsdaten belegen, dass die Messergewalt in England und Wales seit 2011 kontinuierlich angestiegen ist.

Messerkriminalität bekämpfen

Starmer hatte dieses Problem in der Vergangenheit bereits als “nationale Krise” bezeichnet. Im Zuge der Anstrengungen der Labour-Regierung, die Messerkriminalität innerhalb eines Jahrzehnts zu halbieren, wurden in England und Wales laut aktuellen Angaben des Innenministeriums fast 60.000 Messer “beschlagnahmt oder abgegeben”.

Das öffentliche Tragen eines Messers kann mit bis zu vier Jahren Haft geahndet werden. Die Zahl der tödlichen Messerangriffe sank nach Regierungsangaben im vergangenen Jahr um 18 Prozent.

Anfang Oktober hatte ein mit einem Messer bewaffneter Angreifer vor einer Synagoge in Manchester einen Menschen getötet. Ein weiterer Mann starb bei diesem Vorfall durch einen fehlgeleiteten Polizeischuss. Die britischen Behörden stuften diesen Angriff als “terroristisch” ein.

“Rennt, rennt weg! Da ist ein Typ, der sticht auf alle ein!”, riefen Passagiere im Zug laut der Schilderung des Reisenden Olly Foster. Er habe zunächst an einen Halloween-Scherz gedacht, erklärte er dem Sender BBC. Dann seien jedoch verängstigte Fahrgäste in seinen Waggon gestürmt, überall sei Blut gewesen. Foster berichtete zudem, er habe einen Passagier beobachtet, der versuchte, ein kleines Mädchen vor dem Angreifer zu schützen.

Der gesamte Vorfall habe nur wenige Minuten gedauert: “Es hat sich aber angefühlt wie ewig.”