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KULIN BAN-CHARTA

Bosniens erbitteter Kampf um die Rückkehr seiner „Geburtsurkunde“

Bosnien kämpft um Kulin Ban Charta
Kulin Ban herrschte von 1180 bis 1204 über Bosnien. Seine Charta gilt bis heute als eines der wichtigsten historischen Dokumente des Landes. (FOTOS: AA, zVg.)

Historiker und Beamte aus Bosnien-Herzegowina kämpfen seit Jahren um die Kulin Ban-Charta, die „Geburtsurkunde“ des Staates, welche sich in russischem Besitz befindet.

Der stille diplomatische Kampf um dieses historisch wichtige Dokument aus dem 12. Jahrhundert läuft auch weiterhin. Die Kulin Ban-Charta wird als einer der wichtigsten Belege für den mittelalterlichen bosnischen Staat betrachtet und dessen älteste Kopie befindet sich derzeit im Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.

Das Land Bosnien-Herzegowina, Historiker und andere Fachleute versuchen bereits seit Jahren erfolglos, dieses Dokument wieder nach Hause zu bringen.

Wie das zuständige Ministerium für zivile Angelegenheiten auf Anfrage von BIRN verlautbarte, standen sie bereits mehrfach mit Russland in Kontakt. Dort wurde man jedoch immer auf die Russische föderale Agentur für wissenschaftliche Organisationen verwiesen.

„In der zweiten Hälfte des Jahres 2016 bekamen wir ein Antwortschreiben, in welchem erklärt wurde, dass im Jahr 1832 der russische Vize-Konsul in Dubrovnik die Charta von einem Tabakhändler gekauft habe“, so das Ministerium.

Da es sich lt. der Russischen föderalen Agentur für wissenschaftliche Organisationen um einen legalen Kauf handle, die Charta bereits seit mehr als 170 Jahren im Besitz der Bibliothek der Russischen Akademie der Wissenschaften sei und sich auf der Liste der Manuskriptsammlung des Landes befinde, sei das Dokument Eigentum der Russischen Föderation.

Hier eine der Kopien der Kulin Ban-Charta. (FOTO: http://www.udruzenjehistoricara-ks.ba)

Da es eher unwahrscheinlich erscheint, dass Russland dieses Dokument in Rahmen einer Schenkung an Bosnien-Herzegowina zurückgibt, stellte das Land nun einen Antrag auf Entlehnung. „Bisher ist diesbezüglich noch keine Antwort eingelangt“, so das zuständige bosnisch-herzegowinische Ministerium.

„Wichtigstes kulturelles Denkmal“
Die Kulin Ban-Charta, datiert vom 29. August 1189, ist das erste Dokument, welches von einem Herrscher des Königreich Bosniens für einen anderen Staat ausgestellt wurde.

Der bosnische Historiker Enver Imamović bezeichnet die Charta von Kulin Ban als das wichtigste kulturelle Denkmal der bosnischen Vergangenheit, da sie unanfechtbar beweise, dass es einen frühen mittelalterlichen bosnischen Staat gab.

Wie aus der Charta hervorgeht, verspricht Kulin Ban dem Dubrovniker Knez Krvaše und dessen Volk komplette Bewegungs- und Handelsfreiheit in Bosnien. Dubrovnik war damals einer der wichtigsten Handelspartner des Landes.

Verfasst wurde das Dokument in zwei Sprachen – in Latein und einem alten štokavischen Dialekt, geschrieben in der bosnischen kyrillischen Schrift (Bosančica).

Laut Imamović befinden sich die verbleibenden Kopien der Charta seit Jahrhunderten im Besitz anderer Länder. „Die anderen Versionen stellen Transkriptionen des Originals aus Dubrovnik dar. Es ist bekannt, dass es bis 1832 in Dubrovnik insgesamt drei Kopien gab“, erklärt der Historiker.

Bei jener Version der Charta, welche heute in russischem Besitz ist, handelt es sich laut Imamović um die älteste aller noch bestehenden Kopien.

Den kompletten Inhalt der Kulin Ban-Charta könnt ihr im Original auf der nächsten Seite nachlesen!

(QUELLE: BIRN)