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MUSTERSCHÜLER SERBIEN?

CNN-Interview: Vučić inszeniert sich als Retter des Balkans (VIDEO)

(FOTO: Screenshot)

Für Serbien sei die Impfstoffbeschaffung keine geopolitische Frage, sondern eine Frage des Lebensrettens gewesen, betonte der serbische Präsident Aleksandar Vučić gegenüber CNN.

Im Interview für das amerikanische Medium brüstete sich Vučić damit, dass man in Serbien amerikanische, europäische aber auch russische und chinesische Vakzine verimpft und sich die Bürger diesen auch aussuchen können.

„Das ist nicht nur für Serbien, sondern für die gesamte Region gut. Viele Personen kommen nach Serbien, nicht nur vom Westbalkan, sondern auch von viel weiter“, fügte er hinzu. Der serbische Präsident hob außerdem hervor, dass jeder die Möglichkeit dazu haben müsse, geimpft zu werden und so sich und andere schützen zu können.

„Ich glaube, dass es dich wichtigste Frage ist, wie man Leben retten kann. Es ist mir wichtig, Bürgern Sarajevos oder Podgoricas genauso wie den serbischen Bürgern zu helfen. Es ist eine Region und das sind unsere Nachbarn. Es ist nur fair und zeigt, dass die gesamte Region in Richtung Zukunft blickt“, so Vučić.

Seinen Worten nach wolle man nicht in die Vergangenheit zurückkehren, oder über Fragen sprechen, die die Region teilen. „Wenn wir etwas gemeinsam erreichen können, dann ist das gut“, resümierte der serbische Präsident.

Musterschüler oder doch geopolitische Ziele?
Diese Belgrader Impfstrategie sorgte gleichzeitig auch für Polemiken am Balkan. Während zu Beginn Serbien oftmals dafür kritisiert wurde, die Impfstoffe aus politischen Gründen an andere Nachbarn zu verschenken: man denke an Impfungen für Serben im Kosovo, die rund 8.000 Pfizer-Dosen für Nordmazedonien und Impfstoffgeschenke an die bosnisch-herzegowinische Entität Republika Srpska, die mehrheitlich von orthodoxen bosnischen Serben bewohnt wird.

Dass Belgrad keine geopolitischen Ziele verfolgt, beschwor auch die serbische Premierministerin Ana Brnabić. Im Interview für „Focus“ erklärte sie, dass es Serbien primär darum ging, „Leben zu retten“ und „nicht um Geopolitik“. „Zu keinem Zeitpunkt haben wir Impfstoffe politisiert und auch das Herkunftsland spielte keine Rolle, so lange der Impfstoff sicher war. Diese Ausgewogenheit und gute Partnerschaften haben sich in dieser Zeit zunehmend als nützlich erwiesen. Sie gaben uns die Möglichkeit, sowohl Impfstoffe aus dem Westen als auch von unseren Freunden in China und Russland zu erwerben“, so die serbische Premierministerin.

Unbestritten ist die Tatsache, dass Serbien bzw. genauer gesagt Aleksandar Vučić einen großen Image-Boost durch die Corona-Impfung erhalten hat. Das Balkanland wurde nicht nur für sein schnelles Impftempo in hohen Tönen gelobt, sondern auch die Tatsache, dass man als ausländischer Staatsbürger Zugang zum Impfprogramm hat, sorgte für positive Rückmeldungen aus aller Welt. Allein vergangenes Wochenende wurden innerhalb von nur 72 Stunden mehr als 22.000 ausländische Staatsbürger gegen das Coronavirus geimpft. (KOSMO berichtete)

Dennoch hegen viele Zweifel an den guten und humanitär wirkenden Absichten Aleksandar Vučićs. Nicht selten werdem dem Leader Serbiens Staatsvereinnahmung, Machtmissbrauchs und Strongman-Taktiken vorgeworfen.

Die internationale NGO Freedom House kategorisierte Serbien im letzten Bericht „Nations in Transit“ nicht mehr als „Demokratie“, sondern als „hybrides Regime“. Darin wurden vor allem Angriffe auf Medien, das Fehlen einer effektiven Korruptionsbekämpfung und einen immer kleinen werdenden Handlungsspielraum für regionale Verwaltung bekrittelt.

Das Video von Vučićs Interview für den CNN findet ihr auf der zweiten Seite!