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Das Einmaleins des Schimpfens bei den Jugos

FRAU_SCHIMPFT
(FOTO: iStock/stockfour)

In der Kommunikation zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen und Regionen können kulturelle Unterschiede oft zum Vorschein kommen. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Flüchen und Schimpfwörtern. Besonders bei Menschen aus Ex-Jugoslawien scheint die Verwendung des F-Wortes in der Alltagssprache weit verbreitet zu sein. Für manche mag dies als schockierend oder unhöflich erscheinen, während es für andere ein ganz normaler Teil ihres Sprachgebrauchs ist.

Jedem „Nicht-Jugo“ der schon einmal in Kontakt mit BKS gekommen ist, ist sicherlich schon aufgefallen, dass Beleidigungen und Beschimpfungen „k’o dobar dan“ (Wie „Guter Tag“) sind – wüste Phrasen und Floskeln, die auf Deutsch übersetzt jenseits von Gut und Böse sind, oder aber gar keinen Sinn ergeben. Allerdings handelt es sich nicht immer eine Beleidigung, manchmal ist es sogar ein Kompliment oder Ausdruck von Zuneigung und gehört zum wohl komplexesten „Schimpfsystem“, das mir je untergekommen ist.

„U p***u materinu!“ & „K***c“

Die beliebteste Floskel ist „U p***u materinu!“, während man Leute äußerst gerne aus Wut (und in diesem Fall auch erst gemeint) in die Genitalien der Mutter schickt, kann diese perverse Phrase aber auch Tausend andere Bedeutungen haben. In der Umgangssprache ist es eine sehr effektive Möglichkeit gewissen Dingen mehr Wichtigkeit oder Größe zu verleihen.

Ein sehr abstruses Beispiel wäre, „Jao što si lijep, u p.m.“ (Oh bist du schön, in die Fo**e deiner Mutter). Eine andere Bedeutung hat das berühmte „u p. m.“ wiederum, wenn man ein „Ju“ oder „Joj“ davorhängt, denn dann hat sich in den meisten Fällen jemand ziemlich erschrocken und oftmals wird das Ganze noch mit einem Bekreuzigen mit der Hand unterstrichen. Ebenso ist es für manche Balkanesen „süß“ wenn das kleine Kind sein geübtes „u p.m“ mit kindlichen Sprachfehlern vor versammelter Familie zum Ausdruck bringt. Für Österreich komisch, für manche Jugos Alltag…

Ein Beispiel dafür ist der Dialog zwischen einem Familienmitglied und einem Fragenden, der fragt was es gibt, und die Antwort ist „Ima kurca“, was wörtlich übersetzt „Es gibt Schwanz“ bedeutet. Für Außenstehende mag dies als befremdlich oder unangemessen erscheinen, während es für diejenigen, die in dieser Kultur aufgewachsen sind, möglicherweise als normal oder humorvoll empfunden wird.

„Je**te“

Jeder kennt mit Sicherheit eine der Formen von „je**ti“ (auf Deutsch: „fi**en“). Das „Je**te“ ist wohl der bekannteste Vertreter unter den Nicht-BKS-Muttersprachlern. Aber das vulgäre Verb für Koitus ausüben hat viele Facetten. „Je**ti“ ist mehr als nur ein Wort. Einige Beispiele hierfür wären: Je**no – Steigerung (vergleiche „ur“ im Wienerischen), J**i se (auf Deutsch: Fahr zur Hölle) oder Je**mu (auf Deutsch: Schande).

„Je**m ti“

Jugos sind nicht nur Weltmeister im Schimpfen, sondern auch führend was die Kreativität dabei angeht. Während manche Beleidigungen vielleicht abstrakt erscheinen wie etwa „Je**m ti sunce!“ und „Je**te Tito“, sind diese für Jugos wohl eher Standardwortschatz. Alles zusammen sehr ordinär, aber gleichzeitig auch auf Deutsch unmöglich zu übersetzen ohne den Sinn dahinter dabei komplett zu verlieren.

Die Jugos könnten diese Liste wohl noch ewig weiterführen, zum Beispiel dass laut der goldenen Regel des Jugoslangs ein Satz mit „Jebote“ enden und anfangen muss, oder dass ein einfaches Nein nicht reicht und durch ein aussagekräftigeres „Hoću ku**c!“ ersetzt wird. Für mich als Nichtmuttersprachler war es am Anfang ziemlich schwierig das komplexe „Schimpfsystem“ der Jugos zu verstehen und Achtung ist auf jeden Fall geboten, dass man gewisse Dinge nicht zu Fremden sagt, ohne eine Schimpftirade des Gegenübers gefasst zu sein.